"Generation Verantwortung" - Interview mit PKA Have Avdimetaj
„Studien lassen vermuten, dass es in Deutschland älteren Menschen mit Mirgationshuntergrund schlechter geht, als älteren deutschstämmigen Personen - unter anderem wohl, weil viele Zugewanderten der ersten Generation körperlich belastende Jobs hatten und einem größeren Unfallrisiko ausgesetzt waren.“ - Apotheken Umschau
Have, du bist 1999 mit 12 Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen. Wie war es für dich damals dich in Deutschland zurecht zu finden?
Meine Mama, ich und meine 3 Geschwister kamen damals ins Flüchtlingsheim in München, mein Papa war davor schon da und hat wirklich wie ein wahnsinniger gearbeitet. Es war nicht einfach eine Wohnung zu finden und das ganze Rechtliche war auch eine Herausforderung. Er musste erstmal nachweisen, dass wir seine Familie sind - es gab also viele bürokratische Hürden, die emotional sehr belastend waren. Ich bin dann direkt in die Hauptschule gekommen und habe Gott sei Dank schnell Deutsch gelernt.
Mit 16 Jahren hast du dann die Ausbildung als PKA bei meinen Eltern in der Apotheke angefangen. In der aktuellen Apotheken Umschau spricht die Antidiskrimierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman , von Rassismus und Diskriminerung, die Menschen mit Migrationshintergrund (im Gesundheitswesen) erfahren. Hast du auch solche Erfahrungen gemacht?
Ich muss sagen: Ich hatte Glück, ich hatte nie mit Diskriminierung zu kämpfen. In der 8. Klasse habe ich ein Praktikum bei deinen Eltern in der Apotheke gemacht und dann die Ausbildungsstelle dort bekommen. Deine Eltern haben nicht mal aus Voraussetzung den Qualifizierten Hauptschulabschluss verlangt, was mir wirklich sehr viel Druck genommen hat. Den Quali wollte ich trotzdem selber machen - nach dem Motto “Jetzt erst recht.”. Weder von Kolleg:innen, noch sonst irgendwo wurde ich anders behandelt als die Deutschen.
Was hätte besser laufen können für dich?
Ich bin zufrieden wie es gelaufen ist. Ich wurde unterstützt auf meinem Karriereweg und war selbst aber auch sehr hartnäckig und habe mich durchgebissen.
In der Apotheken Umschau hat Elisabeth Hussendörfer mit verschiedenen Kindern von Zugewanderten auch über das Thema „Generation Verantwortung“ gesprochen. Dort kommt auch Berat Arifi zu Wort, auch aus dem Kosovo, der darüber erzählt in welchem Zwiespalt er ist zwischen Unterstützung der Eltern im Gesundheitssystem und eigener Karriere bzw. eigenem Leben. Er sagt: „Unsere Erziehung sagt uns: es gehört sich, der Familie zu dienen.“
Musstest du deinen Eltern viel helfen bei Arztbesuchen und wenn ja, wie war das für dich?
Ich würde Berat 100% zustimmen. Es wird nicht von uns verlangt, aber es gehört sich einfach für uns kulturell, die Familie zu unterstützen in jeder Lebenslage. Unsere Eltern sind alles andere als blöd, aber die Sprache war immer eine Herausforderung. Mein Vater war damals immer politisch engagiert und kam dann nach Deutschland. Und meine Mutter hat sich um uns gekümmert. Die beiden haben ALLES für uns gegeben und dafür sind wir auf ewig dankbar - und es ist ja auch was vernünftiges aus uns geworden. 🤗 Bei Arztbesuchen ist immer jemand von uns dabei, wir unterstützen sie in jeder Hinsicht. Wir sind immer für sie da - und daran wird sich auch nichts ändern.
Danke für diese Einblicke, Have!
Key Account Manager | Content Expert | #1 Gesundheitsverlag | Magazine Lover | Apotheken Umschau | Rentnerbravo
2 MonateLiebe Alexandra, das ist so eine schöne Geschichte 😊 Toll, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast! Ich hoffe, es gibt mehr Menschen wie Have und Berat ❤️
Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Anna Teresa Kavena, MdL
2 MonateDanke für die Erfahrungen!🔥✨