Hubertus Heil: "Wollen in großem Stil Fachkräfte aus Indien anwerben"

Hubertus Heil: "Wollen in großem Stil Fachkräfte aus Indien anwerben"

Ein Kommentar von Dennis Gentemann:

Lieber Herr Hubertus Heil,

es ist ja nett von Ihnen, dass Sie Jahr für Jahr u.a. nach Indien fliegen, um Fachkräfte für Deutschland anzuwerben.

Und wieder einmal gibt es ein weiteres "Abkommen" bei dem Visaverfahren beschleunigt, Anerkennungsverfahren vereinfacht und Bürokratie abgebaut werden soll. Ich weiß gar nicht, wie viele Jahre ich das schon lese ohne davon etwas in der täglichen Arbeit zu merken.

Machen wir uns doch nichts vor. Diese Punkte werden sich in absehbarer Zeit nicht ändern, denn für all diese genannten Ziele wird mehr Personal benötigt, welches wir ja bekanntlich in Deutschland nicht haben und wegen der genannten Punkte auch nicht bekommen. Wir drehen uns also im Kreis!

Es gibt in Indien unzählige private Recruiting - Agenturen, viele gut, manche weniger, die vor Ort eine hervorragende Anwerbung von Fachkräften für Deutschland betreiben. Welche über die Vorteile eines Lebens in Deutschland informieren, die Notwendigkeit der Zuwanderung aufzeigen, den Prozess der Berufsanerkennung und des Familiennachzuges erklären. Es liegt nicht an der Nachfrage, dass nicht genug Fachkräfte nach Deutschland kommen. Die Gründe sind in Deutschland zu finden. Vielleicht sollten Sie sich, gemeinsam mit Ihren Kollegen, einmal Gedanken über ganz andere Problem, die uns in dieser Branche vor größere Herausforderungen stellen, befassen wie z.b.:


Wohnungsmarkt:

Laut IAB benötigen wir eine Nettozuwanderung von 400.000 Fachkräften, jedes Jahr. Wo sollen diese Menschen wohnen?

Integration:

Immer wieder lese ich, dass Deutschland eine bessere Willkommenskultur schaffen müsse. Ich hielt es für einen Scherz, dass der Vorschlag aus der Politik: "Steuervorteile für Zuwanderer" sein sollte. Es wirkt für mich ziemlich arrogant und überheblich. Wer heute noch denkt, die Menschen kommen wegen Geld nach Deutschland, irrt gewaltig. Fachkräftemangel ist kein deutsches Problem, sondern in vielen anderen Ländern ebenfalls vorhanden. Geld verdienen kann man tatsächlich auch in anderen Ländern auf der Welt, teilweise sogar mehr. Mein Vorschlag: Hauptberufliche Integrationsbegleiter mit Beamtenstatus! Es gibt sehr viele Menschen in Deutschland die eine solche Aufgabe ehrenamtlich übernehmen. Ein großes Dankeschön an alldiejenigen! Integration kann aber kein Hobby sein, sondern ist ein Fulltime-Job.

Förderungen:

Sprachausbildung, Übersetzungen von Dokumenten, Flug, etc. kosten viel Geld. Bis eine angeworbene Fachkraft die nötigen Deutschkenntnisse erreicht vergehen ca. 12-15 Monate. Über diesen Zeitraum muss die Fachkraft von persönlich betreut werden, damit sie nicht auf dem langen Weg verloren geht. Als verantwortungsvolle Agentur bereiten wir die Fachkräfte auf das Leben und Arbeiten in Deutschland vor, klären über aktuelle Themen auf, u.v.m.. All diese Kosten müssen wir natürlich an den aufnehmenden Betrieb weitergeben. Dazu müssen wir, als Unternehmen, noch einen Gewinn aufschlagen, der nach Abzug von Steuern zu einem wirtschaftlich positiven Ergebnis führt.

Die wenigstens Unternehmen können es sich leisten einen mittleren 4-stell. Betrag in die Gewinnung einer int. Fachkräfte zu investieren.

Es ist an der Zeit einen Fördertopf zur Anwerbung int. Fachkräfte zu öffnen, um den vielen angeschlagenen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen!

Warum sind die Triple-Win-Projekte der Bundesagentur für Arbeit oftmals teurer (bei weniger Leistung) als die Fachkraftvermittlung über private Agenturen? Scheinbar werden hier deutlich höhere Margen erzielt. Nehmen Sie dieses Geld und setzen es wieder ein, um auch finanziell schlechteren Unternehmen den Zugang zu Fachkräften aus dem Ausland zu ermöglichen.


Manuel Geis

Connecting AI & Future Tech Pioneers 🚀 | Key Account Manager AI SUMMIT Kitzbühel 🤖 | Save the Date 24.-26.06.2025 📅

1 Monat

Indien macht perspektivisch schon Sinn; bei der Reise ging es ja auch nicht nur um den Fachkräftedeal.

Steffen Malecki

Diakonisches Institut für soziale Berufe

1 Monat

Unser Ländle hat auch einen Vertrag mit einer Region in Indien unterschrieben. Bei uns in der Pflege sind auch ein paar Azubis angekommen. Aber nie soviel, wie man sich davon versprochen hat. Die Praxis (mit ihren mehr oder weniger engagierten Akteuren) gestaltet sich immer schwieriger als es in den schönen Vertragspapieren geschrieben ist.

Henriette Hopkins

Mit qualifizierten Pflegekräften aus Portugal zu einem starken Pflegeteam - Personalvermittlung im Gesundheitsbereich - Founder and CEO

1 Monat

Das ist eine berechtigte Frage! Ein kritischer Blick auf die Umsetzung und den Nutzen ist daher wichtig. Erst Brasilien, jetzt Indien ….

Sabine Schmid

Starke Talente aus Ägypten: Wir sorgen für langfristige Personallösungen und führen Sie sicher durch den Einwanderungsprozess.

1 Monat

Unverblümt auf den Punkt gebracht. Danke dafür!

Judith Lotze-Bringmann

Bezirksleiterin im Vertrieb bei DAK Gesundheit

1 Monat

Gutes Statement Hr. Gentleman- genau so sehe ich das auch!

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