Innovationsland Deutschland: noch Luft nach oben
Ohne Frage: Deutschland ist einer der weltweit erfolgreichen Hochtechnologiestandorte. Doch wieviel verdankt das Land der Innovationskraft vergangener Jahrzehnte – und wieviel trägt die aktuelle Gründungsdynamik dazu bei, dass Deutschland seine Stellung auch in Zukunft hält – oder gar ausbaut? In der Studie „Perspektiven 2030: Wachstumschancen für Deutschland“ (Studie Perspektiven 2030) Deloitte zu einem deutlichen Ergebnis: Im Vergleich mit den jeweiligen internationalen Spitzenreitern bleiben hierzulande viel Innovationspotenzial und Wachstumsdynamik ungenutzt. Zu tun gibt es genug: Der Abbau bürokratischer Hürden würde den größten Schub für die Unternehmensdynamik hierzulande bedeuten, neben besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups.
Wo Neues entsteht: Start-ups als Ideenschmieden
Besonderes Augenmerk richtet die Studie auf die digitale Wettbewerbsfähigkeit. Zunehmend entscheidet sie darüber, ob und wie ein Land in Zukunft seinen Wohlstand mehrt. In der digitalen Ökonomie verlagert sich die Wertschöpfung in Richtung Softwareentwicklung und Talente. Und auch die Innovationsmuster verändern sich: Neue Geschäftsideen und digitale Lösungen entstehen viel stärker in Start-ups und kleinen Teams. Der Grund: Digitale Produkte lassen sich weitgehend unbegrenzt skalieren. Sind sie einmal entwickelt, spielen die Produktionskosten keine wesentliche Rolle mehr – ganz im Gegensatz zu Gütern in der analogen Wirtschaft.
Der technologische Wandel erfordert deshalb in den meisten Branchen die enge Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg – vor allem mit Technologiefirmen und Start-ups. Neues entsteht dort, wo Wissen und Erfahrungen geteilt werden. Die kreativen Ideen von Start-ups sorgen zusammen mit der Investitionskraft der Tech-Konzerne für die außerordentliche Innovationskraft der Digitalwirtschaft.
Mehr Risikokapital, weniger Bürokratie
In der aktuellen Studie hat Deloitte systematisch untersucht, wie Deutschland bei vier Schlüsselfaktoren für die Gründungs- und Innovationsintensität abschneidet, im Vergleich mit den OECD-Ländern. Wie groß ist der Abstand zu dem jeweils führenden Staat?
Das Ergebnis: Nach wie vor steht jungen Unternehmen in Deutschland vergleichsweise wenig Risikokapital zur Verfügung. Zwar ist der Anteil der Venture-Capital-Investitionen am Bruttoinlandsprodukt zwischen 2014 und 2019 mit jährlich 19 Prozent stark gestiegen. Das ist schneller als im OECD-Durchschnitt. Fakt ist aber auch: Gemessen am Volumen von Venture-Capital-Investitionen liegt Deutschland immer noch sehr weit abgeschlagen. Diese betragen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung weniger als die Hälfte des Niveaus von nordeuropäischen Ländern wie Finnland oder Estland; im führenden Land, den USA, liegen sie zehnmal höher.
Noch schlechter schneidet Deutschland lediglich bei regulatorischern Barrieren ab: Hier landet die Bundesrepublik unter allen untersuchten OECD-Ländern auf dem letzten Platz. Beispielsweise gehören die administrativen Anforderungen für Kapital- und Personengesellschaften zu den höchsten innerhalb der OECD.
Deutliche Wachstumseffekte für die deutsche Wirtschaft möglich
Die Deloitte-Studie liefert auch Antworten auf die Frage, welches Wachstumspotenzial Deutschland entfalten könnte, wenn es Defizite bei den Schlüsselfaktoren für Innovation und Unternehmensdynamik beseitigt. Dabei bedient sich die Studie erneut des internationalen Vergleichs mit den jeweils Besten – in zwei Szenarien.
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Würde Deutschland den Abstand zu den jeweiligen OECD-Spitzenreitern bis 2030 um die Hälfte verringern, ergäbe das einen wahren Schub für die Volkswirtschaft: Das BIP würde im Schnitt um zusätzliche 0,53 Prozentpunkte pro Jahr bis 2030 wachsen. Das entspricht einer Zunahme des Wachstumstempos um fast die Hälfte gegenüber dem Status quo. Denn Deloitte prognostiziert ein BIP-Basiswachstum von durchschnittlich 1,20 Prozent pro Jahr, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit umgesetzt werden. Der Löwenanteil an diesem zusätzlichen Wachstumspotenzial entfällt dabei auf eine einfachere Gründungsfinanzierung (+0,19 Prozentpunkte pro Jahr) und auf den Abbau bürokratischer Hürden (+0,20 Prozentpunkte pro Jahr).
Die Rahmenbedingungen für Gründungen und Innovation können durch folgende wirtschaftspolitische Maßnahmen deutlich verbessert werden:
Zugang zu Gründungs- und Wachstumsfinanzierung
Regulatorische und bürokratische Hemmnisse abbauen
Innovation durch Forschung und Entwicklung gezielt vorantreiben
Die Deloitte-Studie „Perspektiven 2030: Wachstumschancen für Deutschland“ nimmt auch den Fortschritt Deutschlands in der Digitalisierung ins Visier. Lesen Sie hier (Beitrag digitale Wirtschaft), welche Wachstumseffekte sich für die Volkswirtschaft ergeben, wenn Deutschland die Aufholjagd auf diesem Gebiet aufnimmt.
Egbert Wege
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2 JahreThanks Egbert Wege. And as an organisation we also "walk the talk" and founded the ecosystem KI Park e.V. together with 11 partners in Oct 2021, to accelerate the application of innovation. Let's rock. Great team and even greater spirit 🌋