Kämpft Ahab gegen die Pandemie?
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Kämpft Ahab gegen die Pandemie?

Jetzt haben die Bundesminister für Gesundheit Karl Lauterbach (SPD) und für Justiz Marco Buschmann (FDP) ein neues #Infektionsschutzgesetz vorgelegt – und es lässt alle Befürchtungen wahr werden. Wieder soll der große „Instrumentenkasten“ ausgepackt werden mit Masken- und täglicher Impfpflicht und Impfabos, die alle drei Monate aufgefrischt werden sollen. Begründet wird das Ganze mit vermeintlichen „Killervarianten“, für die es allenfalls anekdotische Hinweise, aber derzeit keinen Beleg gibt.

Deutschland zeigt es allen

Abgesehen von China verhält sich kein anderes Land so neurotisch wie Deutschland, vor allem kein westliches Industrieland. Es fegten diverse Wellen über Europa, die von unseren Nachbarstaaten erfolgreich ignoriert oder tapfer ausgesessen wurden. Aber Deutschland glaubt es mal wieder besser zu wissen und besser zu machen als der Rest der Welt. Ähnlich wie in der Energiepolitik, wo wir allen zeigen, wie man aus Atomenergie und Kohlestrom gleichzeitig aussteigen kann und sich plötzlich als Putins Gas-Junkies wiederfindet. Am deutschen Wesen soll auch die Welt der Pandemie genesen: Statt Maßnahmen zu beenden, wie es andere tun, werden hierzulande die Einschränkungen dauerhaft festgeschrieben, quasi institutionalisiert. Das kennen wir vom Datenschutz, den kann erstmal institutionalisiert niemand ruinöser umsetzen als wir Deutschen.

Besonders grotesk: Für all das gibt es keine Evidenz. Und auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen erfolgt nicht. Vielleicht weil die Ergebnisse nicht mit den Horrorklängen des teutonischen Panik-Orchesters harmonieren? 

Es gab keine Überlastung

Erinnern wir uns: Der Lockdown und alle folgenden Einschränkungen wurden damit begründet, dass die Krankenhäuser und insbesondere die Intensivstationen nicht überlastet werden dürften. Diese Situation ist nie eingetreten, zu keinem Zeitpunkt. Lediglich regional mussten wir uns alle helfen, was selbstverständlich ist und wir immer tun. Als Klinikbetreiber wäre uns das sicher nicht entgangen: In Hamburg hat Asklepios etwa die Hälfte aller stationären Covid-Patienten behandelt und damit mehr als jedes andere Krankenhaus der Hansestadt.

Gesundheitsminister Lauterbach hat sich mit seiner Fixierung auf #Corona verrannt und wirkt wie Kapitän Ahab, der den weißen Wal jagt, koste was es wolle. Und der auch dann nicht aufgibt, wenn das Schiff schon leckgeschlagen ist. Tatsächlich – und nur dieser Aspekt der Lauterbachschen Thesen trifft zu – bedürfen die deutschen Krankenhäuser des Schutzes. Aber sie werden nicht von Covid-Patienten bedroht, sondern von den Folgen der Quarantänereglungen und der Inflation.

Wo die wirklichen Bedrohungen lauern

Jens Scholz, Vorstand der Universitätsklinik Schleswig-Holstein hat die Quarantäneregelungen scharf kritisiert, weil sie auch symptomlose Mitarbeiter betreffen. Damit belasten sie Kliniken und ihre Mitarbeiter und können zu Ausfällen ganzer Abteilungen führen. Scholz fordert „wir sollten mit Corona umgehen wie mit der Grippe, Wer krank ist, bleibt zu Hause.“ Recht hat er, hier brauchen wir Regelungen mit Augenmaß. Allerdings muss man aktuell das Gegenteil fürchten: Weil man sich mit „Maßnahmen“ wunderbar als tatkräftiger Politiker inszenieren kann, wird auf Basis des Infektionsschutzgesetzes demnächst womöglich jede Erkältung zur bedrohlichen Pandemie hochgejazzt. Rätselhaft bleibt dabei, wie ein liberaler Justizminister dem zustimmen konnte.    

Inflation trifft wirtschaftlich geschwächte Kliniken

Wer gelegentlich meine Beiträge verfolgt, kennt das Problem der doppelten Unterfinanzierung. Es betrifft sowohl die laufenden Kosten durch die Fallpauschalen und ebenso die Finanzierung der Investitionen durch die Bundesländer. Beides liegt gerade mal bei der Hälfte im Vergleich mit anderen Industriestaaten bzw. deckt die Hälfte des Bedarfs ab. Jetzt kommt die #Inflation dazu und schlägt voll durch. Denn ein Krankenhaus kann nicht beschließen, einfach ein paar Grad weniger warm zu heizen, eine Urlaubsreise zu stornieren oder den Kauf des neuen Autos zurückzustellen. Und Reserven gibt es auch keine.

Daher mein Appell an den #Gesundheitsminister: Lieber Prof. Lauterbach, wenn Sie die deutschen Kliniken wirklich retten wollen, dann handeln Sie: Sorgen Sie für einen #Inflationsausgleich. Nicht im Winter, sondern jetzt, sofort. 

Dominik Lonati

Driving digital transformation, customer satisfaction, and business growth - challenging, yet rewarding.

2 Jahre

absolut

Norbert Schneider

Asklepios Kliniken und MEDICLIN Regionalgeschäftsführer Rehabilitation

2 Jahre

Getroffen!

Ralf M. Nehmzow

Leiter,Unternehmenskommunikation,Head of PR Asklepios Region Harz -40 years in journalism, PR & communication, blogger, media expert, former Media-Ombudsman,former spokespers. UN Children's Fund UNICEF, Graduate in Law

2 Jahre

Ich wünsche mir und uns kluge Köpfe in der Politik, die das in der Klahrheit verstehen und dann mal kluge Entscheidungen treffen

Wunderbar klar formuliert, lieber Herr Hankeln.😊Aber glauben Sie wirklich, dass das BMG alle Kliniken retten will?😉

Ich wünsche mir nur, dass ein Wunder passiert und die deutschen Politiker endlich kluge Entscheidungen treffen. Momentan sehe ich nur eins, wie die Wirtschaft und der Wohlstand der Menschen systematisch gegen die Wand gefahren wird.

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