Was kommt nach Home Office?

Was kommt nach Home Office?

Zuerst erschienen im Handelsblatt NL am 12. März 2021

Bei der Diskussion um die „Zukunft der Arbeit” wird das Homeoffice überbetont, meint Sabine Eckhardt, CEO von JLL Deutschland. Viel stärker müssten sich die Arbeitgeber um die richtige Gestaltung des Arbeitsplatzes kümmern.

 Ein Jahr nach Beginn der Pandemie gibt es ein klares Learning für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik: Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben und in allen Lebensbereichen flexibel darauf zu reagieren. Das gilt auch für die Zukunft der Arbeit und damit für die nötige Diskussion um das Homeoffice.

In der ersten Phase der Pandemie war es unvermeidlich, Mitarbeiter vor zu vielen Kontakten zu schützen und ihnen den Arbeitsweg und damit verbundene Risiken zu ersparen. Doch haben dies nicht alle Arbeitnehmer nur positiv erlebt. Insbesondere Familien ohne Kinderbetreuung sind durch diese Doppelbelastung über die Maße gefordert. Darüber hinaus empfinden viele die permanente Präsenz von Arbeit am heimischen Küchentisch zunehmend als Belastung. Und junge Kollegen ziehen das Büro oft vor – auch aufgrund ihrer in der Regel kleineren Wohnfläche.

In der zweiten Pandemiewelle zeigt sich nun sehr deutlich, was sehr viele vermissen: den direkten Austausch mit Kollegen und eine Trennung von Arbeit und Freizeit, also von Büro und Zuhause.

Die Debatte der Politik um das gesetzliche Recht auf Homeoffice geht somit an der Realität und den Bedürfnissen vorbei – vielmehr müsste im Sinne der Betroffenen diskutiert werden, wie man Büros schnell, sicher und für alle gewinnbringend wieder in Betrieb nimmt.

Flexibilität, also die Wahl zwischen Homeoffice und Büro zu haben, wünschen sich nach einer globalen JLL-Erhebung die Mitarbeiter im zweiten Jahr der Pandemie. Eine ausgewogene Balance steigert die Produktivität und stärkt die Bindung ans Unternehmen.

Wie die richtige Balance aussieht, hängt stark von der Branche ab. So gehen öffentliche Einrichtungen von hoher Präsenz im Büro und im Schnitt nur 1,3 Homeoffice-Tagen aus. Dienstleister erwarten indes einen Wert von 2,3 Tagen. Firmen der Finanzbranche prognostizieren sogar, dass 29 Prozent ihrer Angestellten dauerhaft ganz ins Homeoffice wechseln werden.

Richtige Balance ist auch eine Frage der Kultur. Während die Menschen in Großbritannien und Frankreich künftig mehr als 1,8 Tage wöchentlich im Homeoffice verbringen wollen, sind es in Japan nur 0,9. Deutschland liegt im Vergleich mit 1,3 Tagen eher im unteren Bereich. Hier wollen rund 45 Prozent der Befragten weniger als zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Und 35 Prozent geben an, sogar durchgehend ins Büro zu kommen.

Das zeigt, in Deutschland ist Homeoffice nur eine Facette in der notwendigen Debatte über die „Zukunft der Arbeit“. Arbeitgeber müssen sich dringend fragen, wie sie die sichere Rückkehr in die Büros ermöglichen können.

Neben Hygiene- und Sicherheitskonzepten geht es vor allem um konzeptionelle und gestalterische Fragen. Weniger Quadratmeter-Optimierung, dafür mehr Raum für eigene und kooperative Flächen für Teamarbeit, für Austausch, kreatives Arbeiten und damit für Innovation. Das Büro – idealerweise mit modernen Abluft- und Filteranlagen – muss zentraler Raum der Begegnung sein. Hier sind Mitarbeiter kreativer, innovativer und effizienter. Und häufig zufriedener.

Ein attraktiver Arbeitsplatz in inspirierender Umgebung wird zu einem entscheidenden Faktor bei Talentsuche und Mitarbeiterbindung. Deshalb spielen auch Wohlbefinden und Nachhaltigkeit eine große Rolle. Jede Umgestaltung von Büroflächen bietet so die Chance, Arbeitsumgebungen zu verbessern.

Die Diskussion um die „Zukunft der Arbeit“ darf sich also nicht nur um den „richtigen“ Ort drehen, sondern muss darauf abzielen, diesen auch richtig zu gestalten – ob nun im Home oder im Office.

Thomas Weigel

UNF*CK SOCIAL MEDIA

3 Jahre

Sehe ich genauso. Das Internet ist für mich ebenfalls kein Zukunftsthema. Wir sollten wieder auf Briefe, Fax und Telefon umstellen. Das fördert nicht nur die Bindung, sondern stärkt die Ästhetik der Handschrift.

Jan C. Cron

Board & CEO Leadership Advisor Middle East / Technology & Industry EMEA / We improve the way the world is led.

3 Jahre

Deckt sich auch mit meinen Beobachtungen, Sabine Eckhardt. Auch sind viele Fragen zu #Purpose, #Leadership, #Teamwork, #Inclusion, #Kultur und #mentalhealth im dauerhaften #Homeoffice Einsatz noch weitgehend ungeklärt. Ein Jahr nach Beginn der Pandemie werden stattdessen #digitalfatigue Signale immer deutlicher. Viel zu oft fühlt sich HomeOffice wie Living-at-Work an. Ein hybrider Ansatz zwischen Büro und HomeOffice wird sich mE aus vielen guten Gründen durchsetzen.

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