Lean-Startup oder Wie aus Kohlenstoff Diamanten entstehen...

Vor einigen Tagen erschien das Female Founders Book mit 30 inspirierenden Geschichten deutscher, österreichischer und schweizer Gründerinnen - und einigen Gastbeiträgen. Ich durfte über Lean Startup und Diamanten schreiben. Danke an die Herausgeberinnen Val Racheeva & Maxi Knust für ein spannendes Buch!

“Diamonds are the girl’s best friends” – in der Startup-Branche sind Unicorns das Equivalent der begehrten Edelsteine. Ähnlich wie Unicorns entstehen Diamanten unter harten Bedingungen: Hohe Temperaturen und Druckverhältnisse machen nahezu wertlosen Kohlenstoff zum Diamanten, dem härtesten natürlichen Stoff der Welt – und einem begehrten Sammlergegenstand. 

Doch wie kreiert man als junge Gründerin aus einer ersten Idee – dem Kohlenstoff – unter erschwerten Bedingungen – ohne Budget und großes Team und vor allem unter Zeitdruck - ein erfolgreiches Startup – also einen Diamanten? Seit einigen Jahren hat sich die Lean-Startup-Methode etabliert. Bekannt wurde sie durch das 2011 erschienene Buch des US-Entrepreneurs Eric Ries “The Lean Startup: How Today's Entrepreneurs Use Continuous Innovation to Create Radically Successful Businesses”. 

Das Konzept ist simpel und findet sich auch im Design Thinking wieder: Ein schlankes, schlagkräftiges Team entwickelt, Produkte Schritt für Schritt anhand von kontinuierlichem Nutzerfeedback weiter. Lange Diskussionen um das perfekte Feature oder sichere Geschäftsmodelle gibt es nicht – agil und iterativ sind Produktentwicklung und Startup-Aufbau. Überflüssiger Ballast – Prozesse und Hierarchien – wird abgestossen. Zeit ist kritisch; Perfektion ein Luxus.

Die Umsetzung ist ebenfalls denkbar einfach – auch wenn die Realität guten Lean Startup-Plänen oft einen Strich durch die Rechnung macht: Drei Matras muss jeder Gründer laut Ries immer im Blick behalten: „Build“, „Measure“ und „Learn“. Jede Produktidee kommt mit einer Hypothese einher, wird hinterfragt, kontinuierlich anhand definierter sogenannter Metrics getestet – und besonders wichtig: Jeder gefundene Fehler, jede Kritik ist ein Glücksfall. Nur durch echtes Nutzerfeedback, kann das Produkt weiterentwickelt – also aus Fehlern gelernt – werden. Gründer mit Egos haben keine Chance. Jede Idee, die auf dem Papier brillant klang, kann durch den Nutzertest durchfallen. Dann heißt es „build“ – neu starten und besser machen. Warum also ein perfektes Produkt schaffen und Zeit investieren, in etwas was ggf. den Test nicht besteht? Ein MVP, ein Minimal Viable Product, kostet weniger, bringt aber das gleiche Ergebnis. Jede Stunde kann sich das Produkt um die eigene Achse drehen – also „pivoten“. In kürzester Zeit, unter Druck und wahrscheinlich auch hoher Temperatur, Schweiß und Tränen, entsteht so ein Produkt, das gute Chancen hat, zu einem Diamanten zu werden.

Eric Ries wirft auch eine spannende Frage auf: Kann man „Entrepreneurship“ lernen? Seine Antwort ist klar: “Startup success can be engineered by following the (lean startup) process, which means it can be learned, which means it can be taught.” Obwohl noch weit mehr zum Startup-Erfolg gehört als man im Lean-Startup-Buch lesen kann, gibt es zumindest ein wichtiges Signal: Gründen kann jederMann und jedeFrau. Alter, Geschlecht, Ausbildung und Nationalität sind nicht entscheidend. Die Einstellung – das Mindset oder der Spirit – ist entscheidend. 

Zu Erinnerung: In der Natur kommen Diamanten, die in der Regel mehr als 600km unter der Erde liegen, nur durch Meteoriteneinschläge oder Vulkane zum Vorschein!

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