Was mache ich als Coach für Führungskräfte?
Illustration aus: Michaela Flick / Margareta Jäger "Futureskills for Leadership", Haufe 2020

Was mache ich als Coach für Führungskräfte?

In einem sehr interessanten und inspirierenden Gespräch mit einem meiner Netzwerkpartner wurde mir die Frage gestellt:

"Was machst du eigentlich als Coach, der Führungskräfte coacht? Geht es da immer um rein Menschliches? Gibt es ein spezielles Thema? Oder muss am Anfang ein Problem stehen?"

Coaching ist einer der Begriffe, die in unserem Geschäftsalltag Einzug gefunden haben und daraus nicht mehr wegzudenken ist. Aber was wir uns genau unter Coaching vorstellen können und wie ein solches Coaching in der Praxis ablaufen könnte - das verursacht für viele immer noch mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen. Grund genug, dass ich hierzu gerne ein paar Einblicke geben möchte in meine Arbeit als Coach für Führungskräfte!

Ja, in der Tat kann es sein, dass eine Führungskraft ein menschliches, ein persönliches Thema hat und dieses mit einem Coach besprechen und sich austauschen möchte. Zum Beispiel kann es hierbei um die Persönlichkeitsentwicklung gehen, um die Karriereplanung oder darum, wie Berufs- und Privatleben unter einen Hut gebracht werden können. Es kann aber genauso gut auch sein, dass die Initialzündung für ein Coaching eine ganz konkrete Aufgabenstellung ist, ein konkretes Thema beinhaltet. Z. B. möchte ein Coachee wissen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten eine Führungskraft benötigt, die heute und vor allem auch noch morgen als gute und erfolgreiche Führungskraft in Erscheinung tritt - also: welche Futureskills for Leadership vonnöten sind, um als Führungskraft erfolgreich Segel setzen zu können für die Führungszukunft. Oder es kann sein, dass eine Führungskraft sich ganz gezielt mit dem Thema strategisches Netzwerken auseinandersetzen möchte, um Sichtbarkeit zu erlangen. Oft steht aber in der Tat auch eine spezifische Problemstellung im Raum, für die sich der Coachee im Rahmen eines Coachings Lösungen erarbeiten möchte. Gemeinsam mit mir als Coach arbeitet die Führungskraft in der Rolle des Coachee dann an diesen konkreten, ganz individuellen Themen und bekommt meinen Blick von außen, kann auf mich als Sparringspartner zurückgreifen.

Oftmals ergeben sich die konkreten Themen aber auch erst während des Coachings, denn die Zusammenarbeit zwischen Coach und Coachee ist ein Prozess, bei dem der Weg mitunter das Ziel ist. Als Coach stelle ich meinen Coachees sehr, sehr viele Impulsfragen, um einerseits herauszufinden, was meinen Coachee bewegt, wo in seiner Entwicklung als Führungskraft sich mein Coachee befindet und vor allem, welche Zielsetzung mein Coachee mit dem Coaching verfolgt. Es geht darum, dass ich die Interessen und Bedürfnisse des Coachees herausfinde und "Hilfe zur Selbsthilfe" leiste. Coaching hat dabei aber absolut nichts mit Psychotherapie zu tun, es gibt weder eine Couch - es heißt ja nicht Couching, sondern Coaching! - noch trinken wir notwendigerweise "grünen Tee und tanzen über die Wiese mit Einhörnern". Als Coach verstehe ich mich als Sparringspartner und gebe meinen Blick von außen. Wenn ich ein Coaching mit einem Coachee beginne, dann stelle ich von Anfang an zwei Dinge klar: Erstens - alles, was im Coaching gesagt und thematisiert wird, bleibt im absolut geschützten Raum und ist vertraulich! Großes Ausrufezeichen! Und zweitens - ich bin direkt und lege mitunter auch den Finger in Wunden. Mein Feedback ist ehrlich und unverblümt - dabei immer wertschätzend und konstruktiv! Aber eben ggf. auch unbequem - da mache ich gar keinen Hehl daraus! Der "Blick in den Spiegel" ist erhellend, aber nicht immer ohne "Autsch!"-Effekt... Meine Aufgabe als Coach ist es, Diskrepanzen aufzuzeigen zwischen dem Selbstbild meines Coachees und dem Fremdbild. Wir analysieren dann gemeinsam die unterschiedlichen Sichtweisen und erarbeiten konkrete Lösungen und Aktionen - mit Verbindlichkeit!

Ob Coaching "funktioniert" hängt ganz klar von verschiedenen Faktoren ab: zum einen, ob die Chemie zwischen Coach und Coachee stimmt, der "Nasenfaktor". Ja, es kann sein, dass nach dem ersten Gespräch fest steht - mit uns wird das nichts. Dann ist es wichtig und richtig, dass ein anderes Coach-Coachee-Team gefunden wird! Zum anderen hängt es davon ab, wie gut ein Vertrauensverhältnis zwischen Coach und Coachee aufgebaut werden kann, denn Vertrauen ist ein ganz wichtiger Schlüsselfaktor im Coaching! Auch die Zielsetzung muss stimmen - denn obwohl ich als Coach über langjährige Erfahrung und viel Wissen verfüge, ich kann "keine Wunder tun", so provokant diese Aussage jetzt auch klingen mag. Aber als Führungskraft einen Coach an der Seite zu haben und mit ihm zu arbeiten - das ist eine wunderbare Sache und bringt einen wieder auf Kurs und nach vorne. Auch ich als Coach nehme gerne die Dienste eines Coaches in Anspruch! Ich habe eine ganz wunderbare Powerfrau als Coach an meiner Seite, die ihrerseits nun mir den Spiegel vorhält und "unbequem" wird in schonungsloser Ehrlichkeit - aber genau das ist der Wind in meinen Segeln, der mein Schiff Fahrt aufnehmen lässt!


Talitha Goldmann-Kefalas

International Leadership Coach and Organizational Development | Let us reveal Your Gold Potential 🌟 Empowering Organizational Excellence and Impactful Leadership with Systemic Development

4 Jahre

Eine wirklich wichtige Perspektive- Danke für deine Einblicke Michaela Flick! Jetzt hätte mich doch zu sehr die ganze Flipchart Grafik aus dem Header interessiert 🤩

Lisa Wieland

Head of Modern Work & Microsoft Surface, Logitech, Jabra @ Bechtle | I believe in empathy, emotions, humanity & state-of-the-art technology - as essential factors - at work.

4 Jahre

Das ist ein toller Artikel und ich merke mir viel Leidenschaft du diesen Job machst - du hilfst Menschen aus ihrer Komfortzone zu kommen und neue Fortschritte zu machen! Und das auf eine super konstruktive Art und Weise😊 danke für die Einblicke in deine Tätigkeit als Coach!💯

Margareta Jäger

HR & Leadership Executive | Ecosystem & Network | Master of Cognitive Neuroscience

4 Jahre

Liebe Michaela, zwei Punkte möchte ich gerne noch zu deinem Beitrag ergänzen: Dass du mit deiner einmaligen und unverwechselbaren Energie immer ein Motivator bist - den kannst du gar nicht ausschalten 😉 und dein fundiertes Know-how und deine langjährige Erfahrung im Automotive Umfeld. Wenn ich mir anschaue wer sich heute alles Coach nennt, so unterscheidet die guten von den anderen, dass sie nicht nur Coaching Tools beherrschen sondern in mindestens einer Branche/einem Gebiet eine fachliche Expertise mitbringen.

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