Neue Spieler, alte Regeln? Finanzmärkte 2023 und der Blick auf 2024

Neue Spieler, alte Regeln? Finanzmärkte 2023 und der Blick auf 2024

Zu Beginn eines jeden Jahres präsentieren namhafte Finanzinstitutionen traditionell ihre Prognosen. Auch wir folgen dieser Tradition: In unserem Neujahrsgruss des vergangenen Jahres prognostizierten wir ein erfolgreiches Anlagejahr – ein Volltreffer!


Es lässt sich jedoch augenzwinkernd feststellen, dass jede Finanzinstitution in ihren Prognosen einen leicht positiven Unterton vermittelt, der von umfangreichen Haftungsausschlüssen begleitet wird. In einigen Fällen bieten Unternehmen sogar uneigennützig die Erfolgsformel für das kommende Jahr an, die zufälligerweise genau ihr eigenes Dienstleistungs- und Produkteangebot abdeckt.

Daher ist es nachvollziehbar, dass erfahrene Anleger solchen Prognosen gegenüber zurückhaltender reagieren. Sie haben in den letzten 40 Jahren gelernt, dass man vor allem mit stark kreditfinanzierten Immobilien Geld verdienen kann: Eine diskrete, dennoch glamouröse Investition. Das restliche „Notgeld“ wurde traditionell in Aktien von Börsenschwergewichten wie Nestlé, Roche, Bayer oder Coca Cola investiert – eine Strategie, die in diesem Jahr nicht aufging.

Das Jahr 2023 überraschte, aber nicht jeden.

Das Jahr 2023 bot ein ideales Anlageumfeld für übergewichtige, technikaffine dänische Tesla-Fahrer mit gut gefülltem Sparkonto, die in einer Wohngemeinschaft leben und japanisches Essen bevorzugen. Denn das Jahr war geprägt von hoher Inflation und Zinsen, künstlicher Intelligenz, Fachkräftemangel, Immobilienkrisen, geopolitischen Konflikten und Schlankheitsspritzen. Diese Kombination führte vor allem in EU-Europa und Japan zu steigenden Börsenkursen. In den USA legten High-Tech-Titel stark zu, die mithilfe künstlicher Intelligenz ihre Effizienz steigern konnten. Ein regelrechter Hype um Experten für künstliche Intelligenz ermöglichte es ihnen, bedeutende Unternehmensentscheidungen mit grossem Medienecho zu beeinflussen. Der rekordtiefe Yen führte zu einer Börsenrallye in Japan, und ein dänisches Unternehmen avancierte zur wertvollsten Firma Europas, indem es Amerikanern beim Abnehmen half.

Die «Too Big to Fail»-Doktrin wird hinterfragt

Auch 2024 dürften uns veränderte Rahmenbedingungen begleiten. In der Praxis haben kleinere Unternehmen mit KI-Technologie eine zusätzliche Waffe erhalten, um grosse Konzerne herauszufordern. Sie haben nun die Möglichkeit, sich noch schneller anzupassen und ihre Prozesse neu auszurichten.  Das ist ein Trumpf, denn das „Too Big to Fail“-Prinzip wird zunehmend in Frage gestellt. Ein von Multimedia begleiteter Kundenansturm hat die Credit Suisse im 2023 förmlich überrollt. Die neuen Anlegergenerationen und politische Einflüsse drängen kapitalsuchende Unternehmen, ihre Prozesse und Dienstleistungen nachhaltiger zu gestalten. Grosse Vermögen gelangen zunehmend in die Hände von Kunden, die anders agieren. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn sich die Märkte in Zukunft auch anders verhalten werden. Ein Blick auf den zukünftigen Anleger, der nicht nach bisherigen Mustern entscheidet, lohnt sich.

Innovationen werden höher als gegenwärtige Bewertungen eingestuft

Diese neuen Anleger werden 2024 die Märkte zunehmend beeinflussen und die Innovation eines Unternehmens höher als die gegenwärtige Bewertung gewichten. Es gilt, einem Konzept zu folgen und weniger auf opportunistische Bauchentscheidungen zu setzen. Bisher unterschied sich die Auswahl der Anlagen in angelsächsischen Ländern aufgrund des Chancen/Risiko-Vergleichs, während sie in Europa auf dem Risiko/Chancen-Vergleich basierte. Diese Ansätze dürften sich angleichen. Auch technologisch orientierte Anleger aus dem Mittleren Osten dürften 2024 als Investoren eine grössere Rolle spielen. Zukunftsorientierte Unternehmen mit guter Governance werden in der Gunst dieser Anleger liegen und unabhängig vom Börsenland bevorzugt. Wir prognostizieren, dass der Gesundheitssektor 2024 aufgrund verbesserter Technologie ein Revival erleben wird.

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