New Work powered by Diversity - 
Die neue Arbeitswelt braucht personelle Vielfalt
Foto: Belinda Fewings / Unsplash

New Work powered by Diversity - Die neue Arbeitswelt braucht personelle Vielfalt

Ganz ehrlich, es ist mir lange Zeit nicht aufgefallen, wie es in der deutschen Arbeitswelt wirklich aussieht. 1990 kam ich aus Schweden nach Deutschland und hatte das Glück, viele Jahre in einem sehr fortschrittlichen Unternehmen zu arbeiten. Es gab viele Freiräume und alle haben sich gedutzt. Das fand ich völlig normal, denn damit bin ich aufgewachsen. Die Firma wuchs stark international, und ich spürte jeden Tag, dass mein Beitrag und die kulturelle Vielfalt in der Belegschaft wirklich zum Erfolg beitrugen und geschätzt wurden. War das schon New Work? Wahrscheinlich nicht ganz, aber einige Aspekte davon auf jeden Fall. Denn die Prinzipien von New Work sind gemäß New Work Charta:

  1. Die Freiheit, Neues auszuprobieren
  2. Aktive Beteiligung und Selbstverantwortung
  3. Aufgaben, die ich wirklich gerne ausführe, weil ich denn Sinn dahinter verstehe
  4. Die Entwicklung der Mitarbeitenden, u.a. durch den Austausch und das Lernen voneinander
  5. Soziale Verantwortung, also so zu wirtschaften und zu handeln, dass die Gesellschaft insgesamt davon profitiert

Aus meiner Sicht gilt:

Nur wer den Mehrwert von Vielfalt kennt, kann ein gesundes und wertschätzendes Klima schaffen, in dem sich alle mit ihren verschiedenen Stärken gerne einbringen und sich weiterentwickeln möchten.

Das gilt für Unternehmen und für die Gesellschaft insgesamt. Und: Wer ernsthaft auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht, die Vielfalt schätzt und positiv einsetzt, unterstützt auch noch die Nachhaltigkeitsziele der UN. Das macht und schafft Sinn.

Als ich 1997 Mutter wurde, fiel mir auf, dass Deutschland etwas anders tickte als meine alte Heimat. Mit meiner schwedischen Perspektive wirkte es irgendwie altmodisch. So begann ich, mich privat und beruflich immer stärker für Gleichberechtigung und kulturelle Vielfalt einzusetzen.

Heute weiß ich: Diversity ist viel mehr als die Gleichstellung von Mann und Frau. Als Diversity Beraterin ist es mir immer wieder wichtig, dies klar zu stellen. Um in der heutigen Zeit die notwendigen innovativen Lösungen für morgen zu finden, müssen wir Menschen mit unterschiedlicher Expertise, ethnischer Herkunft, Lebensläufe, Alter und Geschlecht zusammenbringen. Innovative Teams bestehen typischerweise aus Personen mit vielen verschiedenen Perspektiven. Sie bringen ihre Ideen ein, diskutieren lebhaft, priorisieren und probieren Ideen aus, lernen aus Fehler, und am Ende stehen zukunftsfähige Lösungen und Produkte da, die besser sind als diejenigen, die von homogenen Gruppen entwickelt werden.

Deshalb rufe ich dazu auf: Lasst uns unsere Kräfte bündeln und New Work und Diversity&Inclusion zusammenzubringen. Denn: Diskriminierungsfreie Rahmenbedingungen und ein offenes und wertschätzendes Miteinander sind die Voraussetzungen dafür, dass New Work überhaupt umgesetzt werden kann. So kann sich Mehrwert durch Vielfalt wunderbar entfalten und sogar die Implementierung neuer Arbeitsweisen unterstützen: „New Work powered by Diversity!“

Die Politik ist oft langsamer als die Gesellschaft oder die freie Wirtschaft. Ich wünsche mir mehr Mut in den Unternehmen, einfach mal neue Wege zu gehen und disruptive Konzepte auszuprobieren. Hier meine 4 Tipps, wie ihr eure Organisation für die neue Arbeitswelt fit machen könnt:

  • Nicht nur über Diversity reden, sondern handeln! Ein passiver Unterstützer von Diversity zu sein, ist leicht. Konkrete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, ist herausfordernder. Wer aber mehr Flexibilität von seinen Mitarbeitenden erwartet, einen besseren Mix in der Führungsetage anstrebt oder ein besseres Arbeitsklima im Team möchte, muss die notwendigen Rahmenbedingungen dafür schaffen. Findet heraus, wie konstruktives Diversity Management eure Unternehmensstrategie unterstützen kann, und handelt danach!
  • Mitarbeitende einbeziehen. Agile Methoden, wie Design Thinking, eignen sich hervorragend, um Ideen von verschiedenen Zielgruppen in der Organisation zu sammeln. Anschließend könnt ihr die passenden Maßnahmen und Aktivitäten definieren, priorisieren und umsetzen.
  • Mehr Menschen in Vorbildfunktion bringen, die eben NICHT den „traditionellen“ Rollenbildern entsprechen. Achtet dann bei externer und interner Kommunikation darauf, dass ihr Frauen mit und ohne Führungsposition als Leistungsträgerinnen sichtbar macht und auf der anderen Seite auch Männer zeigt, die Elternzeit nehmen und für die Familie ihre Arbeitszeit reduzieren. 
  • Transparenz schaffen - die Kennzahlen lassen grüßen. Wer den Zusammenhang zwischen Unternehmenserfolg und vielfaltsorientierter Personalpolitik verstehen und beeinflussen möchte, braucht verlässliche Daten und gute Tools, um die Daten auszuwerten und klar darzustellen. Die deutlichsten Ergebnisse erzielt ihr, wenn ihr über Abteilungs- und Hierarchiegrenzen hinweg gemeinsam daran arbeitet.

Ich wünsche mir für Deutschland viele Schritte in Richtung einer modernen neuen Arbeitswelt, damit wir hierzulande dranbleiben an Innovation, Digitalisierung und Modernisierung der Gesellschaft. So machen wir im internationalen Vergleich eine gute Figur und haben auch noch Spaß bei der Arbeit!

Verena Kiy -Speaking/Consulting

"Culture eats strategy for breakfast" (Peter Drucker)

4 Jahre

Wunderbarer Artikel liebe Annika. Ich würde sogar so weit gehen, dass Deine aufgeführten Punkte nicht nur als Grundlage von New Work dienen sonder die Basis für ein gesellschaftliches Miteinander bilden sollten

Sophie Hartmann

Senior Learning Consultant at Brights

4 Jahre

Liebe Annika, vielen Dank für den interessanten Beitrag! Ich stimme dir in deiner Argumentation voll zu. Diversity ist so viel mehr, als nur die Diskussion um die Frauenquote. Auch indem man Teams mit Personen besetzt, die unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale haben, fördert man bereits in gewissem Maße Diversity. Gerade heute habe wir in unserem Seminar der DSAG-Academy darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Menschen mit unterschiedlichen Ausprägungen im DISG-Modell in Projektteams zusammenzubringen. Denn der Projekterfolg braucht jede Perspektive: die dominante & enthusiastische, die analytische & gewissenhafte, die menschliche & kreative sowie die zuverlässig & geduldige :-)

Evelin Arian

👉 Innovative Lösungsfinderin | Fairness-Enthusiastin | Co Founderin bei @The Connecting Dot | 🧡Meer & Reisen & Kulturen

4 Jahre

Das ist ein wunderbarer Beitrag. Gerade habe ich 2 Stunden über Woman in Sales gesprochen. Wie können mehr Frauen dafür begeistert werden, welche Vorteile hat das für Unternehmen, welchen Rahmen sollte das Unternehmen bieten. Der Schlüssel liegt eben auch in New Work.

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