Bahn fahren gegen Bias – klar doch!

Bahn fahren gegen Bias – klar doch!

Möglicherweise war es keine so gute Idee, am letzten Tag des 9 Euro Tickets mit der Bahn zu fahren. Doch ich war unterwegs beim Kunden um einen Workshop zu Unconscious Bias zu moderieren, und weitere Strecken fahre ich am liebsten mit der Bahn.

So konnte ich auf dem Heimweg nach einem gelungenen Workshop-Tag direkt das tun, was ich im Workshop den Teilnehmenden empfohlen habe: Mit Menschen sprechen, die andere Lebenserfahrungen und Perspektiven haben als ich.

Bias und Vorurteile haben wir ja alle, bewusst und unbewusst. Unser Gehirn ist einfach viel schneller dabei, zu Ur- und Vorurteilen, als wir reagieren können. Der Trick ist es, dies zu merken, und es nicht soweit kommen zu lassen, dass wir jemand aufgrund vom stereotypen Denken und Vorurteilen diskriminieren.

Eine ganz wirkungsvolle Maßnahme, um den negativen Einfluss von Bias im Berufsalltag und privat zu reduzieren, ist tatsächlich genau der Austausch mit Menschen, die anders ticken als ich selbst. Je mehr Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen ich sammeln kann, desto weniger haben Stereotype eine Chance. Manchmal bestätigen sich zugegebenermaßen die Stereotype, und dennoch bekommen wir bei persönlichen Gesprächen ein immer facettenreicheres Bild, z.B. von Menschen aus anderen Generationen oder Kulturen.

Im prall gefüllten Zug und S-Bahn bin ich diesen spannenden Menschen begegnet:

-         Die Frau aus Syrien, die 2015 mit ihrem Mann und 3 Kindern nach Deutschland kam. Heute hat sie 4 Kinder im Alter von 4 und 21 Jahre, spricht wunderbar Deutsch und nimmt an Fortbildungsmaßnahmen teil, um so schnell wie möglich eine Arbeit zu finden. Sie ist froh, dass ihr Mann seit einem Jahr arbeitet und dass die Kinder in der Schule gut vorankommen. Sie hat ihr schönes Leben in Syrien mit sicherem Einkommen und ein großes Haus zurücklassen müssen um hier bei Null wieder anzufangen. Ich wünsche ihr, dass sie einen Arbeitgeber findet, der ihr eine Chance gibt!

-         Der wunderbare Herr im Alter von 80+, der den letzten Sitzplatz neben mir in der S-Bahn ergattert hat. „Ich war den ganzen Tag unterwegs, jetzt bin ich müd‘. Aber ich habe schon ganz andere Reisesituationen erlebt“ sagte er, und fing an über sein Leben und seine Weltreisen zu erzählen. Er sprach von dem Sprachkurs in Barcelona als er jung war, und den tollen Job bei einer deutschen Firma, den er danach dort bekommen hat. Er ist durch ganz Südamerika gereist auf Routen, wo keine „normale“ Touristen hinkommen. Jeweils 3 Monate fuhr er mit Bus und Bahn durch Süd- und Nordindien und hat das herrliche Essen dort genossen. In Australien hat er einen Freund in Perth besucht und natürlich war er auch in Neuseeland Monatelang unterwegs. Er sah aus wie ein ziemlich klappriger alter Mensch, und doch erzählte er leidenschaftlich über tolle Erlebnisse bei seinen Reisen. Ich war tief beeindruckt!

Ich hätte noch sehr viel länger mit diesen beiden spannende Menschen sprechen und zuhören können. Aber entweder ich oder sie mussten nach ca. 20 Minuten aussteigen und so waren die Gespräche kurz, intensiv, spannend.

Mein Tipp also gegen Bias: Sprich mit Menschen, die anders sind als du! Reden ist Silber, zuhören ist Gold! Sei offen und wohlwollend, lass dich überraschen. Zum Beispiel im Zug – gute Fahrt!

#Bias #Vorurteile #Gesellschaft #Miteinander #db #reisen

Petra Schlicksupp

SAP-Partner / SAP Language Consulting & Translation - WE CREATE GLOBAL SUCCESS STORIES Transline / Director Business Unit Walldorf

2 Jahre

Wer anfängt, Vorurteile aktiv abzubauen kann schnell erkennen, wie bereichernd das sein kann. Vielen Dank Annika für diese Anregung! 🌻

Martina Lenhardt

Gründungs-Coaching für Hochsensible. Ich helfe feinfühligen Projektmanagern dabei eine Selbstständigkeit aufzubauen, die sie ernährt und erfüllt. | Chief Eye Opener und Business-Mentorin

2 Jahre

Danke für den Impuls liebe Annika. Diese Woche im Laden der #Lebenshilfe so herzlich von einem Jugendlichen mit Beeinträchtigung beraten worden, das wir warm ums Herz wurde, da ich richtig sein Feuer für seine Arbeit gespürt habe. Das tat so gut. Wir sind alle Menschen!

Sadya Barletta

Communications and Intercultural Consultant/ Insights Discovery Associate Consultant/ Co-founder Menopriva GmbH

2 Jahre

Wunderbar liebe Annika! Ich habe auch schon des Öfteren interessante Menschen im Zug und im Flugzeug kennenlernen dürfen. Viele Menschen sind offener, als es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag und wenn man den ersten Schritt wagt, wird man oft überrascht von der Redelust des Gegenüber und den interessanten Menschen, die unter uns verweilen- und die Reisezeit vergeht auch schneller! 😀

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