Nichts ist beständiger als der Wandel

Ein außergewöhnliches Jahr geht zu Ende. Nachdem sich schon für einige Firmen im 2. Halbjahr 2023 ein deutlich abschwächender Markt bemerkbar machte, merkten dies auch die meisten anderen EMS Unternehmen im 1. Halbjahr 2024. Parallel waren die Inventarbestände immer noch zu hoch, und damit die Liquidität reduziert. Ab Jahresmitte kamen die ersten Insolvenzen (Ropro im Juni, Digades im Juli, SVI Ungarn im August, ProServ im Oktober, Deltec Automotive im Dezember) hinzu. Ein kleiner EMS ließ sich von seinem größten Kunden kaufen um der Insolvenz zu entgehen und bereits ab dem späten Frühjahr wurde der Markt mit Verkaufsofferten von EMS Unternehmen regelrecht überschwemmt.

Das führte zu einer Vielzahl an Übernahmen. Nach dem Kauf der Katek durch Kontron folgte der Zusammenschluss von Tronico mit Agon in Frankreich. Im März deckte sich Cicor mit mehreren EMS in UK ein, die hauptsächlich in der Wehrtechnik tätig sind, und stieg damit zum größten EMS in UK für Wehrtechnikprodukte auf. Parallel übernahm die Actia Aerospace die französische Steel Electronique. Es folgte die Mach Technology Group in den Niederlanden, die zuerst die Holdano BV und dann die Batenberg Industriele Elektronica in den Niederlanden übernahm. Variosystems verkündete die Übernahme der Schurter Solutions in der Schweiz im Juni. Im August übernahm Alliance Electronics die EMS Proto (EMS Factory) in Frankreich, die Cofidur übernahm die französische Seico und im September folgte Lacon in Deutschland mit der Übernahme von Montronic. Im Oktober übernahm die Turbon Electronic Technologies die insolvente Ropro. Die insolvente Digades entließ ein Drittel der Mitarbeiter und trennte sich von einigen Eigenprodukten. Im Oktober übernahm die Alliance Electronics die französische TXTube und Cicor kaufte in Schweden die Nordic Engineering Partners. Pünktlich zur Electronica kam dann die Ankündigung, dass in Deutschland die EPSa von der Sero Group übernommen wird und Zollner ein Joint Venture mit Bluechips Microhouse in Thailand eingeht. Kurz nach der Messe folgte die Mitteilung, dass Cicor die deutsche Profectus kauft. Die schwedische Hanza, die immer schon eine etwas andere Strategie im EMS-Markt fährt, verkündete im Dezember die Übernahme der finnischen Leden-Gruppe, ein Unternehmen mit vier Produktionsstandorten in Finnland und einem Standort in Estland, alle spezialisiert auf mechanische Dienstleistungen sowie Komplettmontagen. Mit über 100 Mio. Euro Umsatz konnte man dies durchaus als bisher größte Übernahme des 2. Halbjahres ansehen. Dies schaffte nun diese Woche die französische All Circuits Group zu toppen. All Circuits, zweitgrößter französicher EMS mit zwei Werken in Frankreich sowie Werken in Tunesien und Mexico verkündete den Verkauf an die chinesische EMS Gruppe DBG Technology.

War es das? Nein, bei weitem nicht, wir haben mehrere kleinere Deals in die Liste nicht aufgenommen.  Zudem sind derzeit noch mindestens 15 Verhandlungsgruppen dabei, die Rahmenbedingungen zum Verkauf auszuloten. Anfang Januar wird die nächste Mehrheitsbeteiligung eines großen EMS an einem deutschen EMS verkündet (war schon auf der electronica ein Gerücht) und drei weitere Verhandlungen sind ebenfalls kurz vor dem Abschluss.

Parallel war dieses Jahr für viele EMS geprägt von Kurzarbeit und massiven Sparmaßnahmen. Ob dies ausreicht, um bei einem anziehenden Geschäft im 1. Halbjahr 2025 die Liquidität zu sichern, wird sich zeigen. Prognosen für den Jahresabschluss 2024 gibt es ebenfalls bereits. Dies und viele weitere Informationen erhalten die Sponsoren von in4ma regelmäßig mit dem zweimonatig erscheinenden EMS-Telegramm. Interessenten können das EMS-Telegramm zum Jahrespreis von 490 Euro zudem abonnieren (haass@in4ma.de ).

In den nächsten Wochen läuft unsere Jahresstatistik der Europäischen EMS-Industrie wieder an. Bis Ende Februar werden wir ein sehr gutes Abbild der Entwicklung der EMS-Industrie in Europa für 2024 erstellt haben. Nehmen Sie an der Umfrage teil und erhalten sie den umfangreichen Analysebericht von in4ma und IPC kostenlos. Nicht teilnehmende Firmen können den Bericht ab März 2025 zum Preis von 690 Euro beziehen (weiss@in4ma.de ).

Heute wünschen wir Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und uns allen ein erfolgreiches 2025.

Dieter G. Weiss Dr. Mareike Haass