Osterspaziergang 2020
Martin French, nach Johann Wolfgang von Goethe
Vom Menschen befreit sind Dorf und Städte
Durch Coronas harten, verzerrenden Griff,
Durch Forschung grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Online regt sich Lernen und Streben,
Bildung gilt es mit Wissen beleben;
Doch an Breitband fehlts im Revier,
Es nimmt isolierte Menschen dafür.
Kehre dich um, von verängstigtem Denken
Den Blick stets nach vorn zu lenken!
Denn aus dem hohlen finstern Tor
Dringt bald wieder ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich dann mit Genuss,
Sie feiern das Ende des Virus,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Wohnungen quetschender Enge,
Aus dem Home Office ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten, Felder und Städte zerschlägt,
Wie der Mensch, ob groß, ob klein,
So manchen lustigen Unsinn bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!