Persönliche Entwicklungsziele tatsächlich erreichen mit dem Catalyst Canvas
Hast du ein persönliches Entwicklungsziel? Oder ist das nur was für Jüngere? | Bild von Anna Shvets in Pexels

Persönliche Entwicklungsziele tatsächlich erreichen mit dem Catalyst Canvas

Dieser Agile Leadership Snack dreht sich um das Setzen - und vor allem - das Erreichen von persönlichen Entwicklungszielen. 

Wann hast du dir zum letzten Mal ein persönliches Ziel gesetzt? Wolltest du gesunder essen oder fitter werden? Ein Instrument lernen oder früher ins Bett gehen?

Und wie ist es Dir damit ergangen? Ich selbst war dabei, wenn ich ehrlich bin, nicht immer erfolgreich. Doch warum fällt es uns manchmal so schwer, solche Ziele auch zu erreichen? Und wie kann es trotzdem gelingen? Darum geht es jetzt.

Die verflixten Neujahrsvorsätze

Kennst du auch den Massenansturm auf die Fitness-Studios jedes Jahr im Januar? Die Kurse ausgebucht, Warteschlangen vor den begehrten Geräten. So viele Leute gehen mit Elan und Schwung an ihr neues Ziel: “Ich will fitter werden”. Laut einer Studie des Statistic Brain Research setzen sich etwa immerhin 60% aller Menschen solche Entwicklungsziele, also mehr als die Hälfte. Gar nicht schlecht! Aber wie geht es dann weiter?

Bereits nach sechs Wochen, so gegen Mitte Februar, hat sich der Ansturm auf die Mucki-Buden und Health-Clubs gelegt. Die alten Stammkunden sind wieder unter sich. Die eben erwähnte Studie sagt dasselbe: Von den 60%, die sich etwas vorgenommen haben, erreichen 92% ihr Ziel nicht, eine erschreckend hohe Zahl!

Woran liegt das? Naja, im Kern liegt es daran, dass es relativ einfach ist, sich ein Ziel zu setzen. “Ich will abnehmen.” Es ist die Umsetzung, die schwierig ist. 

Ich habe mal einen Satz gehört, der irgendwie hängen geblieben ist: 

Die meisten Strategien scheitern in der Umsetzung. 

Da taucht ein Begriff auf: Strategie. Dieses Ding, das noch zwischen Zielsetzung und Erfolg liegt. So könnte es gehen. Wir machen einen Plan. Und dann schlägt die Realität zu.

Wir kennen alle diese Leadership-Teams. Auf zu einem Offsite Workshop mit einem Koffer voller Post-Its, Team-Building Aktivität inklusive. Voller Elan wird die neue Strategie entwickelt, und dann kommen sie zurück mit viel Energie und einigen Powerpoint-Slides. Sie veranstalten ein Townhall-Meeting, bei dem sie alle “abholen und mitnehmen”. Und wie es so kommt, zwei Monate später ist alles beim Alten, Business as usual, genau wie im Fitness-Studio.

Aber muss es denn immer so laufen? Nein, natürlich nicht. Ein Werkzeug, das mir sehr geholfen hat, solche Entwicklungsziele zu erreichen, ist der Catalyst Canvas™.

Der Catalyst Canvas

Dieses Werkzeug ist eigentlich für Veränderungen in Organisationen entwickelt worden, es eignet sich aber auch sehr gut für persönliche Entwicklungsziele. Der Catalyst Canvas beruht auf dem V2MOM Framework, das Marc Bennioff, der CEO von Salesforce, um die Jahrtausendwende dort eingeführt hat. Jede:r Angestellte nutzt dort ein persönliches V2MOM für sich selbst. Außerdem werden sie auch für Teams genutzt, für Abteilungen, Initiativen, für alles, wo es darum geht, ein Ziel zu erreichen. V2MOM ist ein Akronym. Das erste V steht für Vision, unser Ziel. Das zweite V steht für Values - Werte. “Warum? Warum ist das wichtig? Was hat das mit mir als Person zu tun?”. Und dann haben wir M-O-M, Methods, Obstacles und Measures (im Sinne von Metriken). 

Das klingt jetzt vielleicht etwas technisch, aber darin steckt ein holistischer Ansatz, der in meiner Erfahrung verblüffend wirksam und nachhaltig ist. Wir Agile Leadership Journey Guides haben daher auf dieser Basis den Catalyst Canvas entwickelt. Catalyst deswegen, weil er uns hilft, uns über eine Veränderung klar zu werden, aus Betroffenen engagierte Beteiligte zu machen und die Umsetzung zu beschleunigen. Gerade Catalyst Leader, die Ziele jenseits von erfolgreichen Projekten verfolgen, profitieren sehr von diesem Werkzeug. Falls du jetzt stutzt und dich fragst, was es um aller Welt mit Catalyst Leadership auf sich hat, dann lies doch gerne in diesen Agile Leadership Snack rein, in dem ich diesen Führungsstil kurz vorstelle.

Aber schauen wir uns diesen Catalyst Canvas doch mal näher an. 

Er besteht auf den ersten Blick aus vier Quadranten und einem Oval in der Mitte. Schauen wir uns mal an, wie man diesen Catalyst Canvas ausfüllen könnte. Dabei kommen wir an diesen Elementen der Reihe nach vorbei.

  1.  In die Mitte kommt das Ziel

Beim Ausfüllen beginnen wir in der Mitte. Dort tragen wir das persönliche Entwicklungsziel ein, um das es geht, also etwa “Mein Ziel ist es, Gesundheit und Fitness einen wichtigen Platz in meinem Leben einzuräumen.” Tipp: Nimm einen Bleistift, denn es kann sein, dass sich dein Entwicklungsziel beim Ausfüllen des Canvas auch selbst noch entwickelt.

  1. Oben links: Warum jetzt?

Als nächstes fragen wir uns “Warum jetzt?” Diese Frage hat zwei wichtige Teile: Warum, die Bedeutung, und jetzt, die Dringlichkeit. So kommen wir zum Kern, der hinter dem Ziel steht, zu den Motivatoren, die mir helfen, das Ziel auch zu erreichen. Vielleicht kommen da so Punkte wie “Eigentlich geht es mir um meine Kinder. Es ist mir total wichtig, mit ihnen coole Outdoor-Aktivitäten machen zu können, die uns allen in Erinnerung bleiben.” oder “Ich liebe es, in den Bergen unterwegs zu sein. Das möchte ich auch  in 10 Jahren noch machen können. Und wenn ich nicht fit bleibe, wird daraus nichts.” oder “Wenn ich immer mehr zum Couch-Potato mutiere, wird auch mein Denken schlaffer und bequemer. Das will ich nicht!” So bekommen wir allmählich Klarheit darüber, was eigentlich hinter dem Ziel steht und warum es uns JETZT so wichtig ist.

3. Unten Links: Hindernisse

Nun wenden wir uns dem Quadranten darunter zu, den Hindernissen. Warum wird es schwierig sein, das Ziel zu erreichen? Und nun kommen sofort so Dinge wie “Ich habe keine Zeit dafür!” und vielleicht auch das Gefühl von “Ich fühle mich schlecht, wenn ich eine Stunde Joggen gehe, anstatt im Haushalt zu helfen oder etwas mit den Kindern zu unternehmen.” Und wenn es dir wie mir geht, vielleicht auch ein “Heute bin ich zu bequem.” oder “Ich mache eine Ausnahme und finde dann nicht mehr zurück.” 

Du wirst merken, dass diese Hindernisse genauso real und motivierend und problematisch sind wie das “Warum jetzt?”. Aus der Spannung zwischen diesen beiden Quadranten auf der linken Seite erwächst Klarheit über die rechte Seite. Zum einen über die für mich relevanten Zahlen: vielleicht möchte ich bis zum Urlaub meinen Bauchumfang um 10 cm reduzieren oder dreimal die Woche Sport machen. Zum anderen kann ich vielleicht Hindernisse und Motivatoren verbinden. Möglicherweise kann ich ja Teile meines Sportprogramms zusammen mit meinen Kindern machen. Und dadurch meine Maßnahmen direkt mit meinem eigentlichen Ziel verbinden. Vielleicht merkst du allmählich, dass die Quadranten nicht nur vier irgendwie angeordnete Fragen sind, sondern wie sie einem einen integrativen Blick ermöglichen.

4. Unten rechts: Messgrößen

Woran können wir festmachen, dass wir auch vorankommen? In unserem Beispiel: was heißt es konkret, gesünder zu leben? Ich schlafe durch, ich nähere mich meinem Wunschgewicht, ich habe weniger oft Kopfschmerzen? Das sind schon gute Indikatoren für echten Fortschritt, allerdings kann man sie nicht direkt beeinflussen, sie ändern sich als Folge eines gesünderen Lebensstils. Die Wirtschaft nennt sowas “lagging indicators”. 

Ich nehme zusätzlich gerne noch ein paar Frühindikatoren oder “leading indicators” auf, z.B. “Zahl der Schritte pro Tag” Wobei mir dabei hilft, dass ich schon einige der anderen Quadranten ausgefüllt habe. Denn es geht nicht darum, eine einzelne Messgröße in den gewünschten Bereich zu bringen, insbesondere keinen Frühindikator. Es soll tatsächlich Menschen gehen, die auf der Couch liegen und ihr Handy schütteln, damit es am Ende des Tages die Mindestschrittzahl anzeigt, die sie sich vorgenommen haben. Ein Blick auf den gegenüberliegenden Quadranten “Warum jetzt” hilft, nicht auch in diese Falle zu tappen. 

5. Oben rechts: Kleine Schritte

Als letztes haben wir oben rechts die kleinen Schritte. Sie sind nicht nur eine To-Do-Liste, sondern auch zugleich kleine Schritte in Richtung auf das Ziel. Also vielleicht ein “Wenn ich den Wecker morgens um 5:30 klingeln lasse, dann kann ich mir Zeit für Sport nehmen, während die Kinder noch schlafen.” oder “Wenn ich mit meinen Kindern etwas Gesundes koche, dann kann ich nicht nur gesund leben, sondern auch gleichzeitig was mit ihnen zusammen machen.”

Fazit

Der Catalyst Canvas hilft mir (und vielleicht auch dir), mit einem ganzheitlichen Blick um das Ziel kreisen, oft auch mehr als einmal, und dabei sowohl die emotionale Seite als auch die mechanische Doing-Seite des Weges zum Ziel mitsamt der Hindernisse verstehen und diese Aspekte zu integrieren. Und wenn ich mal nicht weiter komme mit einem Ziel, ist es Zeit, den Canvas wieder hervorzuholen. Welche Gründe habe ich aus dem Blick verloren? Welche Hindernisse sind neu aufgetaucht und wollen integriert werden? Welche neuen Messgrößen könnten sinnvoller sein, welche nächsten Schritte fallen mir nun ein?

Vielleicht empfindest du den Catalyst Canvas auch als hilfreich und wertvoll. Denn es wäre schön, wenn du nicht zu den 92% gehörst, die mit ihren Neujahrsvorsätzen im Januar starten und im Februar Schiffbruch erleiden, sondern zu den 8%, die sich ein relevantes Ziel setzen, es wirksam in Angriff nehmen und dann auch erreichen können.

Und natürlich würde es mich sehr interessieren, wenn du in den Kommentaren von deinen Erfahrungen vom Setzen und vor allem vom Erreichen von persönlichen Entwicklungszielen berichtest.

Und zum Schluss ein herzliches Dankeschön an den Podcast (Re)Learning Leadership von Agile Leadership Journey, der mich zu diesem Snack inspiriert hat. 

Brigitte Pfeiff

Leidenschaftliche Vernetzerin in der Gesundheitswirtschaft

1 Jahr

Lieber Pascal, dankeschön für den Beitrag. Besonders wichtig fand ich den Tipp das Ziel zunächst mal mit Bleistift zu formulieren, denn wie oft merken wir in solchen Prozessen oder im Coaching, dass das Ziel gar nicht das Ziel ist 😉. Viele Grüße, B.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Weitere Artikel von Pascal Gugenberger

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen