Pharma Insights Teil 2: KLASSIK TRIFFT MODERNE
Mein zweiter Besuch für die Pharma Insights hat mich zu einem kleinen, aber sehr erfolgreichen österreichischen Pharmaunternehmen geführt: Gynial GmbH
Gynial wurde 2007 von drei Freunden (ja, Männern 😊) gegründet, die sich auf den Weg gemacht hatten, Österreich mit Verhütungsmittel zu erobern. Ihre jahrelange Erfahrung im Außendienst und im Verkauf von Verhütungsmittel, gepaart mit einem strategisch ausgeklügelten Plan, hat Gynial zum Marktführer für Verhütungsmittel und Frauengesundheit in Österreich gemacht.
Nach 15 Jahren arbeiten aktuell 21 Gynialistas (so werden Mitarbeiter:innen liebevoll genannt) für Gynial in Österreich. Elf im Innendienst und zehn im Außendienst. Zudem wurde ein zweites Unternehmen in der Schweiz gegründet, mit aktuell 9 Gynialistas, um Arzneimittel und Medizinprodukte auch in unserem Nachbarland zu vertreiben.
Den Vorhang zur Arbeitswelt bei Gynial haben mir der Eigentümer und Co-Geschäftsführer Rudolf Wessely und der „Oberschatzmeister“ 😉 Mag. Dietmar Wessely-Maad geöffnet.
In den letzten beiden Jahren hat Rudolf Wessely das österreichische Familienunternehmen an die nächste Generation übergeben: Sohn Mag. Dietmar Wessely-Maad wurde CFO, Tochter Mag. Elisabeth Pichler Geschäftsführerin bei Gynial Schweiz und Schwiegersohn Mag. Roman Pichler Geschäftsführer bei Gynial Österreich. Frau Mag. Pichler hat zudem noch die Rolle der CEO der Gynial Gruppe inne. Die Erfolgsrezepte waren stets eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Gynialistas, ein respektvoller und offener Umgang miteinander, sowie ein Vorsprung durch gegenseitiges Lernen. Herr Rudolf Wessely steht der „jungen“ Führungsriege weiterhin mit seiner großen Expertise, den spannenden Ideen und dem vielseitigen Netzwerk mit Rat und Tat zur Seite.
Interessant ist die Geschichte, warum in der Schweiz ein Unternehmen gegründet wurde. Elisabeth und Roman Pichler haben sich bei ihren Reisen in die Schweiz verliebt und sind dorthin gezogen. Das hat zur Idee geführt, auch dort ein Unternehmen zu gründen. Das ist Workation auf highest Level. 😊
Frau Mag. Pichler hat zunächst das Schweizer Unternehmen im Sinne eines Start-ups aufgebaut, bis schließlich Herr Roman Pichler nach 15 Jahren im internationalen Big-Pharma Business dem Familienunternehmen beigetreten ist.
Ich war schon sehr auf den Besuch gespannt, da Gynial 2019 in das myhive in der Ungargasse, einem Co-Working Büro, gezogen ist und ich persönlich die Konzepte dieser Co-Working Offices super interessant finde.
myhive offices sind so angelegt, wie es aktuell viele der größeren Co-Working Offices sind: Man kann einzelne Tische, oder ganze Büroräume fix oder flexibel mieten. Gynial hat ein Büro mit etwa 350 m2 fix angemietet. Zusätzlich bietet das myhive typischerweise Gemeinschaftsflächen und mietbare Meetingräume an, mit sehr moderner Einrichtung an. Die Gemeinschaftsflächen sollen dazu dienen, auf Mitarbeiter:innen von anderen Unternehmen oder Start-ups zu treffen und diesen Austausch vielleicht für Kooperationen oder Inspirationen zu nutzen.
Co-Working Offices wie das myhive bieten aber auch regelmäßig Aktivitäten und Veranstaltung an, an denen alle Mitarbeiter:innen im Haus teilnehmen können. So kann man sich sportlich bei Yoga, Boxen, Piloxing, Pilates und einigen anderen Sportarten betätigen oder diverse In-House Events, wie das Oktoberfest, besuchen. Die Teilnahme ist für eingemietete Personen und Firmen gratis. So kann man auch als kleineres Unternehmen sehr einfach für Abwechslung und Sportmöglichkeiten sorgen, ohne einen größeren administrativen Aufwand zu haben.
Aber nicht nur die Gemeinschaftsflächen des myhive sind sehr modern eingerichtet, sondern auch das Gynialbüro selbst. Die Gestaltung des Büros durch das eigene Marketing-Team ist absolut gelungen. Und wenn man sich die verschiedenen Raumbezeichnungen und sonstigen textlichen Beschriftungen des Büros ansieht, erkennt man gleich, dass man bei Gynial auch Spaß versteht.
Als man 2019 ins Büro eingezogen ist, hat man zuerst auf ein Open-Office-Konzept gebaut. Doch man hat schnell erkannt, dass dieses Konzept nicht zum Unternehmen passt und wieder auf kleinere Büros für die Mitarbeiter:innen gesetzt.
Das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Unternehmen ist ein wichtiges Kulturelement.
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass unsere Fähigkeit, eine sinnvolle Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen, weniger gut funktioniert, wenn wir nicht physisch anwesend sind.1 Diese Problematik beschäftigt viele Unternehmen, die auf Remote-Arbeit setzen. Wenn die Firmenkultur nicht erlebbar ist und es kein funktionierendes Gemeinschaftsgefühl gibt, wird man als Unternehmen austauschbar. Daher ist es Gynial ausgesprochen wichtig, dass sich ihre Mitarbeiter:innen persönlich treffen und es gilt eine 4:1 Homeoffice Regel, also vier Tage im Büro und ein Tag Zuhause. Wobei nach persönlichem Bedarf auch zusätzliche Homeoffice-Tage beantragt werden können.
Dadurch ist es auch leichter möglich, regelmäßig persönliche Gespräche mit den Gynialistas zu führen, um rauszufinden, ob die Zufriedenheit generell noch passt und ob es einen Verbesserungsbedarf am Arbeitsplatz gibt. Des Weiteren wurde den Gynialistas auch ein persönliches Budget für die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes zur Verfügung gestellt. Um das Teamgefüge zu stärken, gibt es auch jeden Dienstag ein gemeinsames Pizzaessen.
Die Unternehmensführung ist aktuell noch weitgehend klassisch gehalten. Die Eigentümer entwickeln die Unternehmensstrategie und formulieren die jährlichen Zielsetzungen für das Gesamtunternehmen und die Abteilungen. Zur Kontrolle der Ist-Situation werden die Unternehmenszahlen monatlich allen Gynialistas zur Verfügung gestellt.
Die neue Generation hat aber bereits begonnen, neue Ansätze im Management einzuführen. So werden derzeit erste agile Methoden im Führungsteam umgesetzt.
Empfohlen von LinkedIn
Für das Erreichen von Zielen gibt es aber keine strengen Kontrollmechanismen oder enge Vorgaben. Herrn Wessely ist es sehr wichtig, dass man Kreativität zulässt. Vor allem für Außendienstmitarbeiter:innen sind Kreativität und Flexibilität Erfolgsfaktoren. Es ist dem Unternehmen wichtig, dass sie situativ auf die Gespräche und Stimmungen der Gynäkologen eingehen und Termine nicht streng nach Protokoll abgewickelt werden.
Rudolf Wessely:
„Außendienstmitarbeiter müssen ihre eigene Persönlichkeit behalten und damit authentisch bleiben. Es gibt zwar klare Ziele, aber auch großes Vertrauen in das persönliche Wirken. Damit entsteht die bestmögliche individuelle Betreuung der Ärzte“.
Das Vertrauen in die Leistung ihrer Gynialistas zeigt sich auch am Gehaltssystem. Das Grundgehalt ist etwas höher gehalten, dafür der flexible Anteil niedriger. Man vertraut darauf, dass Leistung nicht nur auf Grund eines entsprechend hohen persönlichen Bonus erbracht wird, sondern weil man die Arbeit gerne macht.
Zudem dürfen Außendienstmitarbeiter:innen ihren Dienstwagen frei wählen.
Herr Wessely dazu:
„Der Dienstwagen ist das Büro der Außendienstmitarbeiter. Sie müssen sich darin auch wohlfühlen“.
Für die Innendienstmitarbeiter:innen gibt es natürlich frisches Obst, Snacks, Kaffee, Süßigkeiten und das schöne Büro im myhive.
In den letzten beiden Jahren gab es viele Pensionierungen und somit einen großen Generationswechsel bei Gynial. 2022 wurde trotz diverser globaler Krisen investiert und das Team stark ausgebaut. 8 neue Gynialistas sind dieses Jahr dazugekommen in den Bereichen Qualitätsmanagement, Marketing und Außendienst.
Dabei wird intensiv darauf geachtet, dass die Werte von Gynial beibehalten werden. Es gibt zudem ein Coaching für die Abteilungsleiter, um die „gyniale Unternehmenskultur“ zukunftsfit zu machen und den Zusammenhalt zwischen den Gynialistas weiterhin stark zu halten. Firmen-Events und gemeinsame Tagungen sollen das ganze abrunden. Flache Hierarchien und offene Kommunikation sowie das Einbeziehen der Meinung und Expertise aller Gynialistas ist der Unternehmensführung sehr wichtig. Denn man will weiter darauf bauen, durch einen starken Zusammenhalt erfolgreich zu sein.
Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen hat Gynial kein Problem dabei, neue Gynialistas zu finden. Es kam sogar schon ein paar Mal vor, dass sich einige von ihnen mehrfach beworben hatten, bis sie einen Job bei Gynial bekommen haben.
Die Gründe dafür liegen einerseits darin, dass sich viele mit dem Fokus des Unternehmens auf „100 % Frauengesundheit“ und das Ziel, die Lebensqualität der Frauen zu verbessern, identifizieren können.
Andererseits liegt dem Management die Vereinbarkeit von Karriere und Kind sehr am Herzen. Deshalb werden schon seit ein paar Jahren Jobsharing-Modelle und Teilzeit-Möglichkeiten im Innen- wie auch im Außendienst sowie auf Management-Ebene angeboten. Modelle, die heutzutage immer gefragter werden.
Beeindruckt haben die beiden Gastgeber mit ihrem offenen und sehr positiven Charakter.
Es bleibt letztendlich das Gefühl, dass es dem Gründer des Unternehmens wichtig ist, sich in der Arbeit wohlzufühlen und er auch gerne ein Lachen auf den Lippen trägt. Und dass er sich dann wohl fühlt, wenn sich die Gynialistas wohl fühlen.
Abschließend ist noch ein Statement von Herrn Wessely in meinem Kopf hängen geblieben, als er die Schriftzüge in seinem Büro betrachtet hat:
„Gynial wurde von 3 lustigen, älteren Herren gegründet und hat sich in ein modernes, von starken Frauen geprägtes Unternehmen gewandelt.“
Mit diesen Worten möchte ich mich für den sehr herzlichen Empfang, die Führung durch das Büro und das myhive Gebäude, sowie die zwei sehr unterhaltsamen und informativen Stunden bei Herrn Rudolf Wessely und bei Mag. Dietmar Wessely-Maad bedanken.
Mario Koller, 02.11.2022
1 Swantje Allmers, Michael Trautmann, Christoph Magnussen (2022), On the way to New Work. Wenn Arbeit zu etwas wird, was Menschen stärkt. 1. Aufl., München
Managing Director GYNIAL Austria & Business Development GYNIAL Group
2 JahreVielen Dank für den tollen Artikel!
Passion for People
2 JahreGroßartig 🤗