Pridemonth bei LinkedIn - Die bunte Arbeitswelt
Es ist #PrideMonth. Hier bei LinkedIn werden alle Firmenlogos plötzlich bunt. Auch mein Arbeitgeber #IKOR macht mit. Und man fragt sich. Warum?
Vor einigen Wochen wurde ich von unserem Corporate-Communications-Team angesprochen, ob ich die Kampagne begleiten kann. Als offen homosexuell lebender Mann bin ich vermutlich jemand, der ganz gut beurteilen kann, ob die richtigen Begriffe, Symbole usw. verwendet werden. Oder ob man nicht aus Versehen einen Shitstorm auslöst.
Auch mein erster Gedanke war „Warum macht IKOR mit beim Pride Month?“
Soweit mir bekannt ist, habe ich bei ca. 300 Mitarbeitern neben mir noch zwei weitere schwule Kollegen. Lesbische Kolleginnen sind mir keine bekannt, ebenso keine trans Personen und Kolleg:innen mit anderen queeren Identitäten. Somit ist in meinem Unternehmen die queere oder die LGBT+-Community also mit geschätzen einem Prozent der Belegschaft repräsentiert.
Je nach Studie liegt der geschätzte Anteil an LGBT+ in der deutschen Bevölkerung bei ca. 7,5 Prozent, wobei die Umfragen stark schwankend sind. Somit ist unsere Quote bei IKOR zwar noch deutlich höher als im deutschen Profifußball der Männer, aber gemessen am Gesamtbevölkerungsteil doch sehr niedrig.
Also bleibt die Frage, warum soll eine Firma wie IKOR ihr Logo in Regenbogenfarben tauchen – in Farben, die die LGBT+-Community offen unterstützen? Für das grobe eine Prozent der Angestellten? Für mich selbst? Oder handelt es sich etwa um Pink Washing?
Darüber habe ich jetzt sehr lange nachgedacht. An einigen Gedanken möchte ich euch teilhaben lassen:
Ich selbst gehe sehr offen mit meiner sexuellen Orientierung um. Fast alle meine Kolleg:innen wissen, dass ich einen Freund habe, mit dem ich sehr glücklich bin. Und keiner, wirklich keiner meiner Kolleg:innen ist mir gegenüber negativ in Erscheinung getreten. Auch gehen meine Führungskräfte offen und locker damit um, so wie ich es mir wünsche. Innerhalb meines Teams sind wir bereits da, wo viele Teile der Gesellschaft noch hinmüssen.
Aber dann erinnere ich mich doch jedes Mal, wie es ist, wenn man zu einem neuen Kunden geht. Jedes Mal, wenn man in ein Seminar mit unbekannten Teilnehmer:innen geht. Wenn die große Vorstellungsrunde beginnt, dann stellen sich die Teilnehmer:innen vor, berichten von Frau/Mann, Kindern, Haus und Hund. Stolz auf das heteronormative Familienbild (was ich jedem und jeder gönne). Und ich? Heute berichte ich ebenfalls stolz, fast aus Trotz von meinem Partner, der für mich aus Spanien nach Deutschland gezogen ist. Und von der Eigentumswohnung, die wir uns gerade gekauft haben. Trotzdem ist es mir etwas mulmig. Wie reagieren die Seminar-Teilnehmer:innen?
Vor ein paar Jahren habe ich das Thema schlichtweg ausgespart und nur von meinem Hobby berichtet, da ich mich gefürchtet habe, einen Regenbogenstempel auf die Stirn zu bekommen. Und ich glaube, viele Homosexuelle tun es immer noch. Denn gerade im beruflichen Umfeld möchte ich, dass ich aufgrund meiner (hoffentlich) sehr guten Arbeit beurteilt werde – und nicht danach, wen ich liebe. Schade, dass wir Queeren nicht einfach frei und offen sein können, dass wir immer noch jedes Mal diesen Stress erleben müssen.
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Und jede oder jeder, der sein Leben und seine Liebe nach einem traditionellen Rollenbild lebt, kann nur erahnen, wie hoch der Stressfaktor bei jedem neuen Outing ist, wie hoch der Stressfaktor ist, wenn ich Hand in Hand mit meinem Partner durch Hamburg gehe. Sollte dies nicht einfach normal sein? Einfach nur egal sein?
Leider ist es das im Jahr 2022 nicht.
Mein Arbeitgeber IKOR und unsere Holding X1F haben auch Niederlassungen in Polen, Ungarn und Serbien. Alle Kolleg:innen aus diesen Ländern sind sehr herzlich und ich liebe die Zusammenarbeit mit ihnen. Was ich oben beschrieben habe, wie die Zusammenarbeit ist, gilt gleichermaßen für alle Kolleg:innen aus diesen Ländern. Aber ich glaube, euch/Ihnen ist bekannt, wie die Situation für die LGBT+-Community in diesen Ländern aktuell ist.
Und solange nicht in jedem Land der Welt zwei Männer sich öffentlich küssen können, zwei Frauen heiraten dürfen und jeder, der sich weder als Mann noch als Frau fühlt, sich definieren darf, wie er ist, solange hat der Pride (füher auch bekannt als CSD, Christopher Street Day) seine Relevanz. Und solange müssen wir, so bunt wie die Welt ist, auf die Straße gehen. In Hamburg, in Köln, in Wien, in Warschau, in Budapest, und in Belgrad und überall auf der Welt. Und solang muss es den Pride Month geben.
Wenn IKOR am Pride Month teilnimmt, so sehe ich dies als ein starkes Zeichen.
Also ist mein Fazit: Ja, es ist sehr gut und ich freue mich über ein regenbogenfarbenes IKOR-Logo bei LinkedIn und sage: danke dafür.
#HappyPride
Sascha Koch
Freelance Senior Software Engineer / DevOps
2 JahreTreffender Artikel und ein großartiges Bild! Bitte mach' weiter so!
Managing Director IKOR GmbH
2 JahreHallo Sascha, Danke für Dein höchst persönliches Statement. Ich liebe es mit Dir zusammenzuarbeiten und ich freue mich, Dich in unserem Team zu haben. Es sollte einfach völlig natürlich sein, so zu sein wir mensch sein mag.
Beratung = helfen | Bist Du bereit, Deinen Beitrag zu leisten? | Geschäftsführer bei IKOR
2 Jahre#SeinwermanistZeigenwasmankann Danke Sascha für die klaren und offenen Worte!
Leadership for a Sustainable Future | Strategy- and Organizational Development | Leadership Coaching for Individuals and Teams (Local and Global)
2 JahreKlasse Statement lieber Sascha! Genauso wie ich Dich kennen und schätzen lernen durfte. Mutig, überlegt und direkt. Deine Sorgen und das „nur noch benennen der Hobbies“, das kenne ich natürlich auch. Seit 2017 begleite ich IKOR beim Thema Führung. Die Tatsache, dass ich mit einem Mann verheiratet bin, war nie ein Thema - und ich habe es nie in den Hintergrund gestellt. Es spielte aber auch schlicht keine Rolle. Bei Euch scheint mir der Mensch mit seiner Persönlichkeit, seiner Eigenartigkeit im Vordergrund - die Andersartigkeit in Denken, Ansätzen wird gewertschätzt. Von den vielen Unternehmen, die ich im Verlauf der Jahre kennengelernt habe, ist IKOR für mich ganz klar BUNT…wenn auch nicht im offiziellen Sinne. Starker Artikel! Happy Pride!
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2 JahreHallo Sascha, Danke für das sehr offene und persönliche Statement und die vielen Gedanken die dahinter liegen. Es ist toll Dich wegen Deiner Persönlichkeit und Deiner Qualifikation in unserem Team zu haben und dass ich/wir mit Dir zusammen arbeiten, die gemeinsame Zeit verbringen und auch feiern können! Das jeder Mensch in IKOR so sein kann wie mensch will ohne Ausgrenzung und/oder Diskrimierung zu erfahren ist für mich selbstverständlich und ein elementarer Wert in unserer Kultur. #HappyPride