Revolutionierung des Pendlerverkehrs
Niklas, Johannes, Julian, Malte, Nino (von hinten nach vorn und jeweils von links nach rechts)

Revolutionierung des Pendlerverkehrs

Ich hatte das Vergnügen mit Malte Andree, einem der Gründer des Start-Ups uRyde aus dem Raum Nürnberg sprechen zu können. In Zeiten von Corona ging das leider nur bei einem remote Kaffee. Das junge Team aus Ingenieuren, Entwicklern und Betriebswirtschaftler hat sich nichts Geringeres vorgenommen, als den täglichen Pendlerverkehr zu revolutionieren. 

Wer kennt sie nicht den täglichen “Straßenkampf” in nicht Corona-Zeiten: verstopfte Straßen und Autobahnen und Parkplatzsuche auf und zurück vom Weg zur Arbeit. Der PKW als denkbar schlechte Investition, da das Auto im Regelfall zu 90% der Zeit ungenutzt steht. Und last not least die Umweltbelastung durch Lärm und Abgase. 

Die Idee von Mitfahrgelegenheiten ist so alt wie das Auto selbst. Doch leider geht bei etablierten Plattformen die Flexibilität die ein Auto mitbringt verloren und die Möglichkeit spontan und schnell eine Fahrt anzubieten entfällt. Bei uRyde wird deshalb die Flexibilität in den Mittelpunkt. Dafür kombiniert das Erlanger Startup die Navigation mit dem Ridesharing. Das Prinzip ist ganz einfach: 

Autofahrer geben ihr Ziel in der App ein und bieten dadurch bereits automatisch ihre Fahrt bei uRyde an. Der Algorithmus sucht dazu passende Mitfahrer, führt beide zusammen und schlägt einen für beide gut erreichbaren Treffpunkt vor. Durch die integrierte Echtzeit-Navigation wird der Fahrer unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage bequem zum Treffpunkt navigiert.

Dass das Konzept von uRyde vielversprechend ist zeigt auch, dass das junge Team nicht nur den Brandenburger Innovationspreis gewonnen hat, sondern seit Dezember 2019 auch Teil des Google Start-Up Programms ist. 

Die Gründer von uRyde haben durch Umfragen in Großfirmen den Markt gut evaluiert: 

  • das Nutzerverhalten hinsichtlich Handy-Navigation auch auf einem eigentlich bekannten Weg wie dem zur Arbeit
  • Die grundsätzliche Bereitschaft Mitfahrer mitzunehmen
  • Wunsch nach flexiblen Zeiten und dynamischer Einstellung von Fahrten

Dieses Ergebnis wird die meisten nicht überraschen. Viele von uns nutzen inzwischen Dienste wie Google Maps um die aktuelle Verkehrslage und die schnellst Route auch für eigentlich bekannte Strecken wie den täglichen Weg zur Arbeit berechnet zu bekommen. Ebenso möchte man bei der Mitnahme flexibel auf die Veränderungen eines normalen Arbeitstages reagieren können, wenn z.B. das letzte Meeting doch länger dauert als ursprünglich angesetzt. 

Weitere USPs von uRyde sind, dass sie nicht Standorte sondern Routen matchen und last-mile-Lösungen wie z.B. E-Scooter, Werksbusse, Car-Sharing und ÖPNV über APIs einbinden können. 

uRyde hat sich für den B2B Ansatz entschieden. Kunden sind nicht die Fahrer/Mitfahrer sondern Arbeitgeber, die Ihren Mitarbeitern eine attraktive Mobilitäts-Lösung bieten wollen. Der B2B Ansatz vereinfacht Marketing und Vertrieb. Das Kalkül: es ist einfacher mit einigen wenigen Großkunden auf die kritische Masse zu kommen als über die “Einzel-Ansprache” von Verbrauchern. Das Preismodell ist somit auch transparent und einfach und orientiert sich an den potentiellen Nutzern des Arbeitgebers. 

Der kritische Erfolgsfaktor ist die Anzahl der Fahrten. Die Plattform muss für die Fahrer so attraktiv sein, dass sie gerne bereit sind, ihre Hin-oder Heimfahrt bei uRyde einzustellen. Klingt einfach. 

Die Challenge, die ich mit Malte diskutiert habe, sind die Incentives. Ja, es gibt sicher Fahrer, die aus eigenem Antrieb (Wunsch nach Geselligkeit, Umweltbewußtsein, Neugierde, …. ) Fahrten einstellen. Persönlich würde ich mich nicht auf die intrinsische Motivation einer kritischen Komponente meines Geschäftsmodells verlassen. Es müssen also weitere Incentives her. Und hier liegt der Teufel im Detail. Die Fahrtkosten sind nicht genug Anreiz. Diese dürfen aus steuerlichen Erwägungen 30 Cent pro Fahrtkilometer betragen. Als netter Nebeneffekt ist der Rideshare-Fahrpreis dadurch auch konkurrenzfähig zum ÖPNV. Für Nichtidealisten sind 2,30 Euro zu wenig Anreiz, um die eigene morgendliche Bequemlichkeiten zu überwinden. Viele der anderen Anreize sind entweder mit einem enormen administrativen Aufwand bei beschränktem Nutzen (z.B. Tankkarten) verbunden oder in der Kausalität schwer zu erklären (z.B. Förderung von Umweltprojekten). 

Malte und ich haben aber einige weitere gute Ansätze diskutiert, die ich hier nicht nennen möchte. Zum einen, um uRyde nicht den Wettbewerbsvorteil zu nehmen. Zum anderen, um euch nicht zu beeinflussen. Denn ihr habt sicher auch Ideen! Postet sie in die Kommentare oder schreibt direkt an mich/Malte. 

Euer BusinessBarista

Fabian Jaeckert

SEO meets Tech | AI meets Data | Content Performance Podcast

4 Jahre

Mega-spannend. Man könnte ein Abo-Modell wie bei spotify machen und nach gefahrenem Kilometer pauschal vergüten. Und gameification innerhalb der App kommt bestimmt auch gut an. So ein Agenbot fehlt wirklich noch und steht und fällt mit der Bequemlichkeit des Angebots und der Usability der App.

Christian Zander

Member of GentlemenGroup

4 Jahre

hmm - ich sehe noch den Punkt des Wieder-nach-Hause-kommens. Morgens zur Arbeit, das kann ich mir gut vorstellen, aber zurück? Das ist bei Vielen sicherlich zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Ich qwürde einen Gedanken darauf verschwenden mit den örtlichen öffentlichen zu kooperieren - auch wenn die langsam sind. Die Berliner sind für sowas möglicherweise offen... Spannend und viel Erfolg wünsche ich. So etwas in der Art wird kommen und sich durchsetzen...

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen