Schlafes Bruder
Das erfolgreiche Skispringen ist ein jahrelanges Training gegen den natürlichen Reflex des Menschen sich beim Sprung aufzurichten. Höher > Schneller > Weiter > niemand konnte das in einer Perfektion, wie der heute im 55 Lebensjahr verstorbene Skiflieger Matti Nykänen. Seine Autobiographie mit dem Titel "Grüße aus der Hölle" läßt seine enorme Spannweite zwischen Abgrund und Himmel erahnen. In einem Interview mit der Welt vom 23.12.2012 sagte er: "Ich glaube, die Hölle ist nicht so schlimm wie mein Leben jahrelang war. Die Hölle muss ein besserer Ort sein." Damit rückt sein Ende in eine Bereich den die Wissenschaft nicht auf zu lösen vermag. Ihr - ignoramus et ignoarbimus - Wir wissen es nicht und werden es niemals wissen - ist in einer hochtechnisierten Welt wie der unseren schwer erträglich. Es gelingt uns trotz aller Fortschritte in der Informationstechnologie noch immer nicht, auch nur einen Trampelpfad zwischen gegenwärtigen und künftigen Dasein zu erkennen. So bleibt alles Spekulation oder schlimmer noch Philosophie, was über den Tod von Matti Nykänen geschrieben werden wird. Aber vielleicht hat er sich in seiner letzten Stunde den antrainierten Reflex verweigert und sich doch aufgerichtet. Dann mögen Ihn die Worte aus Bachs Kreuzstab - Kantate "Komm, o Tod, du Schlafes Bruder" über seine letzten großen Sprung hinaus geholfen haben.
Wir wissen es nicht - aber es muß ein Ziel der Informationswissenschaft sein dieses, vielleicht größte Rätsel zu lösen.