Thema 5.1 - Was es wirklich braucht, um disruptive Innovationen auf den Markt zu bringen
Megatrends wie die Digitalisierung führen zur kontinuierlichen Disruption existierender Geschäftsmodelle. So weit, so bekannt. Die Anpassungsgeschwindigkeit von Unternehmen und Mitarbeitern wird damit immer wichtiger, sagt nicht nur das IBM Institute for Business Value. Aber wie gelingt es, Prozesse, Menschen und Denkweisen voranzutreiben, ohne alles kaputt zu machen? Diese Frage haben wir uns gestellt und mehrere Antworten gefunden. Antworten, die dank Bullshit-Bingo hochkomplex klingen und doch so einfach sind.
Buzzword 1: Change Management …..
…..oder wie Sie Ihre Mitarbeiter erst auftauen und dann wieder einfrieren
Das Change-Management bezeichnet das geplante Management von Veränderungsprozessen von der Ist-Situation hin zu einem Zielzustand. Ja, genau – so erklärt man das am besten … NICHT. Sagen wir doch einfach: Der Weg, wie Sie Ihre Mitarbeiter dazu bringen, etwas Neues auszuprobieren. Dazu haben sich schon viele Gedanken gemacht. Zum Beispiel Kurt Lewin, der Begründer der experimentellen Sozialpsychologie. Auf ihn geht das sogenannte Dreiphasenmodell mit den Phasen „Auftauen“, „Hinübergleiten“, „wieder einfrieren“ zurück. Der Sozialpsychologe ging davon aus, dass sich das Prinzip physikalischer Kraft auch auf soziale Konstrukte übertragen lässt. Auch sie streben ein Gleichgewicht an.
Lewin sah hierbei zwei in ihrer Richtung diametral gegenüberstehendende Kräfte. Auf der einen Seite auf Wandel drängende Kräfte, auf der anderen Seite dem Wandel entgegenstehende Kräfte. Für das Überleben von Organisationen ist aber das Gleichgewicht beider Kräfte elementar. Demnach gilt es, in einem mehrstufigen Prozess, die Mitarbeiter vom Sinn einer Veränderung zu überzeugen (Auftauen), dann die gemeinsam beschlossen Änderungen langsam umzusetzen (Hinüberleiten) und schließlich im Alltag zu leben (Einfrieren).
Mehrere Modelle bauen auf diesem Prinzip auf – mit mehr oder weniger Stufen: Acht Phasen sind es beim Harvard-Professor John Paul Kotter, Wirtschaftswissenschaftler Wilfried Krüger kommt mit fünf Stufen aus. Und tatsächlich. Mit der goldenen Mitte sind wir ganz gut gefahren: Wir haben mit dem Krüger-Modell bei uns eine neuen Innovationsprozess erfolgreich eingeführt.
Buzzword 2: Partizipatives Arbeiten ….
…. oder wie eine Fischgräte hilft, die Ideen, Wünsche und Gedanken vieler Mitarbeiter zu verdauen
Lewin, Kotter, Krüger – alle sagen: Über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg geht gar nichts. Nur wer die Veränderung aktiv mitgestaltet, wird später alles dafür tun, sie am Leben zu halten. Also her mit den Workshops, aber bitte moderiert und natürlich strukturiert. Wie’s geht, zeigt zum Beispiel der Pädagoge Josef W. Seifert. Sanft einsteigen, Ideen abfragen, gemeinsam auswählen, bearbeiten, nächste Schritte planen und abschließend Revue passieren lassen.
Nur so lassen sich Ideen und gute Gedanken sammeln und strukturieren. Und gute Ideen, die bekommt man durch Mindmappings, sagen die Gebrüder Buzan, der eine Politikwissenschaftler, der andere Psychologe. Mindmapping, das war einmal eine Kreativmethode, die ausgehend von einem Bild neue Denkweisen anregt, da das Bild andere Regionen im Gehirn triggert als Zahlen oder Fakten.
Mittlerweile ist die Mind-Map im Prinzip zu einer Darstellung von Fakten als Diagramm verkommen. Eigentlich schade. Aber sicherlich auch dem geschuldet, dass wir Manager nun mal keine Kreativen sind. Demnach kommen wir eher mit Methoden wie dem Ishikawa Diagramm klar. Eine Methode, die eine Problemursache in einem Diagramm auf den Grund geht. Eines das aussieht wie ein Fisch, der eben vom Kopf her „stinkt“. Lecker. Dann doch lieber schön strukturierte Canvas-Boards. Damit haben wir uns jedenfalls richtig wohl gefühlt.
Buzzword 3: Canvas-Boards ….
…. oder was dabei rauskommt, wenn Manager das Zeichnen lernen.
Gut, ganz so einfach war es dann doch nicht. Es gibt viele Canvas-Modelle, zum Beispiel die vom Schweizer Wirtschaftstheoretiker Alexander Osterwalder: Sein Value Proposition Canvas unterstützt bei der strukturierten Gestaltung, dem Testen und der Entwicklung des Werteversprechens eines Unternehmens. Ziel ist es, durch das Canvas eine Übereinstimmung der Kundenbedürfnisse auf der rechten Seite und des Wertangebots auf der linken Seite zu erreichen. Sein Business Model Canvas dagegen gibt einen Überblick über das eigentliche Geschäftsmodell und zeigt dabei neun relevante Faktoren auf, die Schritt für Schritt angegangen werden sollten.
Der Papst unter den Agile Product Managern, Roman Pilcher, präferiert dagegen sein Product Vision Board. Es hilft, die Produktstrategie zu beschreiben, zu kommunizieren, zu testen, zu korrigieren und zu verfeinern. In Kombination mit einer Product Roadmap wohl ein mächtiges Instrument für die mittelfristige Planung und Entwicklung eines Produkts innerhalb der nächsten 12-18 Monate.
Aber natürlich gibt es auch Canvas-Modelle fürs Change Management und viele, viele andere. Alle haben aber Eines gemeinsam: einmal aufs Papier bringen und visualisieren, worum es eigentlich geht: woher man kommt, wohin man will und auf welchem Weg, mit welchen Mitteln man dies erreichen möchte. Bei der Einführung unseres neuen Innovationsprozesses haben wir mit allen hier genannten Canvas-Modellen gearbeitet und haben es tatsächlich geschafft, nie den Überblick zu verlieren. Auch bei der Einführung agiler Arbeitsweise. Aber das ist eine andere Geschichte. Interessiert?
Buzzword-Bingo: Fortsetzung folgt.
Gut, dann machen wir schon bald mit dem Bullshit-Bingo weiter und erklären, warum ein Missverständnis dazu führt, dass AGIL plötzlich Dynamik und nicht mehr Stabilität heißt, wie die drei Horizonte einer Innovation sind und was Kundenwünsche mit strategischer Produktentwicklung zu tun haben. Sie haben schon jetzt eine Meinung dazu? Sehen alles ganz anders oder haben mit anderen Methoden und Modellen viel bessere Erfahrungen gemacht? Lassen Sie es mich wissen.
Open Innovation Inspiration
Warum verschwinden Riesen wie Kodak vom Markt und andere wachsen an disruptiven Technologien? Warum schlagen manche Innovationen auf dem Markt ein und andere gute Ideen scheitern schon in der Entwicklung? Warum haben Startups per se nicht immer die Nase vorn? Was braucht es wirklich, um Innovationen zu entwickeln und erfolgreich einzuführen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unsere Blogreihe „ Open Innovation Inspiration“.
Ganz im Sinne unserer Firmen-Philosophie verfolgen wir dabei den Open Innovation-Gedanken. Das heißt: Wir von bewegewas teilen unser Lean Startup-Wissen, damit wir gemeinsam über Unternehmensgrenzen hinweg wachsen können. Unser Know-how basiert dabei auf wissenschaftlichen Studien und Forschungsarbeiten, die wir selber durchführen und mit denen wir Methoden, Ansätze und theoretische Modelle des Innovationsmanagements für unsere Kunden im Blick behalten und in der Praxis überprüfen.
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