„Unser Ziel sind digital sou-veräne Bürgerinnen und Bürger.“
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„Unser Ziel sind digital sou-veräne Bürgerinnen und Bürger.“

Lisa Paus , Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird auf dem VOICE ENTSCHEIDERFORUM 2023 eine Keynote halten. Dabei erläutert sie unter anderem ihre Forderung nach diskriminierungsfreier KI und Digitalisierung intensiver und wirft einen Blick auf die gesellschaftlichen Chancen und Auswirkungen, die eine breite Digitalisierung mit sich bringt. Wir haben vorab ein schriftliches Interview mit Frau Paus geführt. Hier ihre Antworten:

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Ziele der Digitalisierung in Deutschland und Europa?

Die Digitalisierung ist mehr als der Ausbau des Glasfasernetzes, die Einführung elektronischer Akten in der öffentlichen Verwaltung oder die Modernisierung unserer Industrie. Als Gesellschaftsministerium sind wir überzeugt, dass digitale Innovationen helfen können, den Alltag einfacher, sicherer und sozialer zu machen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz haben großes Potenzial, die gesellschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Dabei ist entscheidend, dass der technologische Fortschritt im Dienst der Allgemeinheit steht. Deshalb wollen wir das Innovationspotenzial digitaler Technologien noch stärker für das Allgemeinwohl nutzbar machen. Zugleich müssen wir die digitalen Kompetenzen der Bürgerinnen und Bürger stärken. Dabei geht es um mehr als das reine Bedienen neuer Techniken. Für die individuelle digitale Souveränität ist entscheidend, ob die Menschen digitale Produkte und Dienste nach den eigenen Bedürfnissen, Interessen und Präferenzen selbstbestimmt nutzen können und dabei die Kontrolle behalten. Unser Ziel sind digital souveräne Bürgerinnen und Bürger, die neue Technologien reflektiert, sicher, verantwortungsvoll und kreativ anwenden und sich vor Gefahren, Sucht und Missbrauch schützen können.

 Wie verhindern wir, dass die Digitalisierung die Gesellschaft noch stärker teilt als das die ungleichen ökonomischen und kulturellen Verhältnisse ohnehin schon tun?

Die Digitalisierung ist mit dem großen Versprechen angetreten, für alle Menschen eine breitere gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Sie kann aber auch dazu führen, die soziale und kulturelle Kluft zu verstärken. Um auf der Welle der Digitalisierung souverän surfen zu können, braucht es vor allem Wissen, lebenslanges Lernen ist hier das Schlüsselwort. Darum fördert mein Ministerium Digitalisierungsprojekte für jüngere und ältere Menschen wie die You Code Girls, den DigitalPakt Alter und das Projekt Digitales Deutschland.

 

Wie können wir KI gestalten, damit sie von möglichst vielen in unserer Gesellschaft als Chance begrüßt und nicht als Gefahr gefürchtet wird?

KI-Anwendungen sind in unserem Alltag bereits sehr präsent, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Die Fragen nach den Chancen und Risiken sollten wir offen angehen und nach Antworten suchen, die dem Gemeinwohl dienen. Klar ist: Nur gemeinsam können wir Anwendungen der künstlichen Intelligenz für eine breite Nutzung schaffen. Mit der Initiative Civic Coding stärkt die Bundesregierung deshalb die soziale, nachhaltige und partizipative Gestaltung von KI-Anwendungen.

 

Welche Ideen haben Sie, um mehr Mädchen und Frauen für MINT-Studiengänge und Tech-Berufe zu interessieren?

Um das ganz klar zu sagen: Mädchen und Frauen können MINT! Wir müssen sie allerdings noch mehr dafür begeistern und in ihrem Selbstbewusstsein stärken. Noch immer trauen sich Mädchen in den MINT-Themen selbst deutlich weniger an Kompetenzen und Fertigkeiten zu als Jungen. Hier setzen wir zum Beispiel mit den Boys‘ und Girls‘ Days an, um überkommene Genderstereotypen zu überwinden. Das verstaubte Schubladendenken – Jungen können Mathe und IT, Mädchen können Soziales – das muss aufhören. Was wir brauchen ist eine geschlechter- und chancengerechte Bildung von der KiTa über die Schule bis zur Berufsorientierung. Nur so schaffen wir es, dass Mädchen – und Jungen! – zu einer klischeefreien Berufswahl kommen.

 Welche ist Ihre wichtigste Botschaft an die Teilnehmenden des VOICE ENTSCHEIDERFORUM 2023

Auch die Digitalwirtschaft ist nicht frei Diskriminierung und Ausgrenzung. Frauen sind immer noch deutlich unterrepräsentiert – ob als Gründerinnen, Programmiererinnen oder auf den Führungsebenen. 2018 waren nur 16 Prozent der Beschäftigten in der Informations- und Kommunikationstechnologiebranche weiblich! Meine Botschaft lautet daher: Wir brauchen mehr Frauen in der Digitalbranche. Nicht nur, weil alle Menschen die gleiche Verwirklichungschancen verdienen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter oder sozialer Zugehörigkeit. Sondern auch deshalb, weil die Branche selbst von einem höheren Frauenanteil profitiert.



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