Urlaubspiraten: 200-Mann-Blog mit globalen Ambitionen
Unter der internationalen Dachmarke HolidayPirates sucht das Berliner Unternehmen in zehn Ländern nach Reiseschnäppchen

Urlaubspiraten: 200-Mann-Blog mit globalen Ambitionen

Wer für schmales Geld in den Urlaub fahren will, muss rechtzeitig suchen und rege vergleichen. Vermeintlich kleine Schnäppchenblogs wie Urlaubspiraten greifen preissensitiven Kurzentschlossenen mit Verweisen auf reduzierte Angebote, Preisfehler und Last-Minute-Knaller unter die Arme – und setzen damit Millionen um. 

Drei Tage Lissabon mit zentraler Herberge und Flügen für 87 Euro pro Person: Was nach einem einmaligen Schnäppchen klingt, ist Alltag auf dem Reiseblog Urlaubspiraten. Das Berliner Startup im niedlichen Comiclook publiziert täglich Reiseangebote, die oftmals zu schön klingen um wahr zu sein. Was als One-Man-Show startete und bis heute vielfach als eine solche wahrgenommen wird, ist mittlerweile auf über 200 Mitarbeiter mit Anlaufstellen in über zehn Ländern angewachsen. Eine USA-Niederlassung gehört genauso zur HolidayPirates-Gruppe wie ein Technologie-Zentrum in Belgrad, wo das Unternehmen unter anderem an der perfekten Flugsuche tüftelt. Preisfehler, die beispielsweise Flüge von Italien nach New York für unter 50 Euro eröffnen, sind ein gefundenes, besonders publikumswirksames Fressen für die Piraten. Mittlerweile gehört die Website zu den 1000 am häufigsten besuchten Onlineangeboten Deutschlands. Alleine auf Facebook folgen über neun Millionen Reisefreudige dem täglichen Schnäppchenalarm. 

Das Online-Reisedickicht ist selbst für geübte Schnäppchensucher zuweilen erschlagend. Redaktionelle Angebote wie Urlaubspiraten, Urlaubsguru oder TravelZoo profitieren von der allgegenwärtigen Reizüberflutung und kuratieren lohnenswerte Angebote händisch. Dazu kommt der Low-Cost- und damit verbundene Wochenendtrip-Boom der „Generation Easyjetset“. Eine wichtige Zielgruppe sind dementsprechend zeitlich flexible und preisempfindliche Heranwachsende. Aber auch ältere „Smart Shopper“ mit Faible für Fünf-Sterne-Hotels und Business-Class-Flüge kommen bei Urlaubspiraten immer öfter auf ihre Kosten.

Über Affiliate-Netzwerke erhält Urlaubspiraten für die meisten verlinkten Reiseangebote eine Provision in Höhe von fünf bis zehn Prozent des Warenkorbs, für Flüge weniger. Anno 2016 vermittelte Urlaubspiraten Buchungen im Wert von etwa 260 Millionen Euro, was einem Umsatz zwischen 13 und 26 Millionen Euro entspricht – Tendenz stark steigend. Urlaubspiraten schrieb sehr wahrscheinlich schnell schwarze Zahlen und hat im Gegensatz zu vielen anderen Berliner Startups keine nennenswerte Wagniskapitalfinanzierung benötigt.

Gründer Igor Simonow, der als Student einfach nur günstig verreisen und seine Expertise mit Gleichgesinnten teilen wollte, wird mittlerweile von erfahrenen Managern flankiert: CEO David Armstrong arbeitete für den Reiseveranstalter FTI, Partnerschaftsmanager Christoph von Bülow beim US-amerikanischen Wettbewerber TravelZoo. Daneben ist das junge Unternehmen eng mit der Pepper-Gruppe von Fabian Spielberger verbandelt, die unter anderem Deutschlands größte Online-Schnäppchen-Community MyDealz betreibt.

Die so genannten Millenials – junge Erwachsene, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden – sind ein Wachstumstreiber der Reiseindustrie im Jahr 2018. Sie brechen mit althergebrachten Verhaltensmustern ihrer Eltern, reisen häufig und impulsiv und vertrauen bei der Buchung auf Onlineplattformen wie eben Urlaubspiraten. Solche Blogs werden von den alteingesessenen Platzhirschen vielfach belächelt, obwohl sie mittlerweile eine signifikante Reichweite sowie eine deutlich höhere Aktivitätsrate ihrer Kunden – vor allem durch Kommentare, Likes und Shares – erreichen. Die Community ist überaus aktiv, hilft der Redaktion beim Aufspüren neuer Schnäppchen und kann schon Mal dafür sorgen, dass ein Flugzeug binnen kürzester Zeit ausgebucht ist – gerade dann, wenn dem Revenue-Management der Airline ein Preisfehler passiert ist. 

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