Welche Innovationsarten gibt es?

Welche Innovationsarten gibt es?

Der Begriff Innovation ist sehr vielseitig und wird auch sehr inflationär verwendet. Für ein klares, gemeinsames Verständnis in Unternehmen ist eine eindeutige Definition des Begriffes wichtig. Dazu gibt es verschiedene Innovationsarten in Bezug auf den Innovationsgegenstand und den Innovationsgrad. Dieses Wissen über die Klassifikation ist für das Innovationsmanagement notwendig.

 

Welchen Zweck haben Innovationsarten?

Warum beschäftigt man sich mit Innovationsarten? Aus Sicht des Innovationsmanagement haben die Innovationsarten und damit die Klassifikation von Innovation eine strategische und prozessuale Bedeutung.

Für die Innovationsstrategie ist eine klare Definition des erwünschten Innovationsgegenstands und Neuheitsgrad wichtig. Damit wird festgelegt, „wo“ eine Organisation innovieren möchte.

Für den Innovationsprozess ist die Einteilung ebenfalls relevant, da die verschiedenen Innovationsarten unterschiedliche Anforderungen an den Innovationsprozess haben. Eine radikale Innovation benötigt einen umfangreicheren Prozess mit anderen Entscheidungsstrukturen als eine kleine, inkrementelle Innovation.

 

Innovationsgegenstand - Was wird innoviert?

Innovation kann überall passieren, egal ob es eine profitgetriebene oder gemeinnützige Organisation ist. Sie kann die Leistung der Organisation selbst, das heißt das Produkt oder die Dienstleistung, aber auch die Strukturen, wie die Leistung erbracht wird, betreffen. Die erste Klassifikation ist damit der Gegenstand, was innoviert werden soll.

  • Produktinnovation: Produkte betreffen sowohl materielle Produkte als auch immaterielle Leistungen wie Dienstleistungen, die Kundenbedürfnisse befriedigen und somit vom Kunden erworben werden. Mit Produktinnovationen verdient ein Unternehmen sein Geld und versucht sich von der Konkurrenz zu differenzieren.
  • Serviceinnovation: Serviceinnovationen sind wie Produktinnovationen, wenn es darum geht, sie direkt an den Kunden abzusetzen, z.B. eine Versicherung oder eine Unternehmensberatung. Auch wenn Services nicht aktiv verkauft werden, wie zum Beispiel bei produzierenden Unternehmen, bringt trotzdem jedes Unternehmen Dienstleistungen an seine Kunden, beispielsweise bei Logistik, Reklamationen, Verkaufsberatung, usw. Auch hier setzt die Innovation an, wenn es um Differenzierung und Kundenbegeisterung geht. 
  • Geschäftsmodellinnovation: Das Geschäftsmodell ist die Art und Weise, wie ein Unternehmen funktioniert und Geld verdient. Die Geschäftsmodellinnovation umfasst Neuerungen in der Strategie, Marketing, Lieferketten, Wertschöpfung, Pricing oder Kostenstrukturen.
  • Verfahrens- und Technologieinnovation: Wie der Name besagt, handelt es sich um technologische Innovationen, wie Produkte erstellt bzw. Dienstleistungen erbracht werden. Vom Prinzip her sind sie auch Prozessinnovationen. Dazu zählen beispielsweise Produktionsverfahren oder IT-Technologien für Apps. Produktinnovationen, Qualitätssteigerungen oder Kosteneinsparungen gehen oft mit Verfahrens- und Technologieinnovationen einher.
  • Organisationsinnovation: Organisatorische Innovationen betreffen die Ablauf- und Aufbauorganisation. Das können organisatorische Prozessinnovationen oder Management-Innovationen, z.B. neue Tools zur Messung der Kundenzufriedenheit oder Optimierung der Lieferprozesse zur Kostensenkung, sein. 
  • Sozialinnovation: Soziale Innovationen sind Neuerungen, wo der Nutzen bei der Gesellschaft liegt und der Zweck nicht vorrangig Profit ist. Beispiele sind Innovation in den Bereichen Bildung, Armutsbekämpfung, Chancengleichheit oder Gesundheit.
  • Umweltinnovation: Alle Neuerungen, die zur Verbesserung der Umwelt beitragen, zählen zu den Umweltinnovationen. Beispielsweise geht es um umweltfreundliche Produkte, Beiträge zum Umweltschutz oder die Vermeidung von Emissionen.

Eine Innovation kann gleichzeitig mehrere Innovationsgegenstände betreffen. Hier gibt es logischerweise keine klare Abgrenzung. Zum Beispiel kann eine Produktinnovation gleichzeitig eine Verfahrens- und Umweltinnovation sein. Oder eine Geschäftsmodellinnovation bringt meist auch eine Produkt- und Organisationsinnovation mit her.

 

Innovationsgrad – Wie neu ist die Innovation?

Wie neu eine Innovation ist, ist oft auch eine subjektive Betrachtung. Eine Neuerung kann demnach neu

  • für ein Unternehmen,
  • für einen Markt oder Branche, oder
  • für die gesamte Welt sein.

Eine weitere häufig verwendete Klassifikation für Innovation nach der Neuheit ist nach demVeränderungsumfang:

  • Radikale Innovationen sind neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse und umfassen eine wesentliche Veränderung und Neuerung. Demnach ist auch die Auswirkung größer, zum Beispiel können neue Märkte dadurch entstehen.
  • Inkrementelle Innovationen sind die Optimierung und Weiterentwicklung von Existierendem wie bestehende Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse. Der Zweck und Nutzen sind Optimierung des Kundennutzens, Kostenreduktion, Neupositionierung, Anpassung zur Einführung in neue Märkte oder die Anpassung an neue Gegebenheiten wie beispielsweise neue Gesetze und Normen.

Demnach sind radikale Innovationen Basisinnovationen und Revolutionen, inkrementelle Innovation Verbesserungs-, Anpassungs- oder Folgeinnovationen und damit Evolutionen.

Ob eine Innovation radikal oder inkrementell ist, liegt oft sehr stark im Auge des Betrachters. Daher ist oft eine klare, objektive Differenzierung herausfordernd.

Das zeigt auch das Beispiel iPhone. Apple und Steve Jobs polarisieren in dieser Hinsicht, die einen meinen, seine Produkte waren nicht innovativ, andere sehen ihn als den ultimativen Innovator. Einzeln betrachtet waren die meisten Technologien nicht neu. Aber das iPhone als Produkt, das den neuen Smartphone-Markt gegründet hat, war eine revolutionäre Innovation. Ebenfalls das Geschäftsmodell mit Apps war extrem innovativ. Wer hätte gedacht, dass Handysoftware ein eigener Markt wird.

Wichtig ist für Unternehmen und ihr Innovationsmanagement, dass sie für sich Kriterien festlegen, nach denen Innovationen in inkrementelle und radikale Neuerungen eingeteilt werden. Beispiele für Kriterien sind Return on Investment, Höhe der Investitionskosten, Amortisationsdauer, Patentierbarkeit, etc. Somit wären Innovationsideen mit einem hohen ROI, hohen Investitionskosten, einer längeren Amortisation und die patentierbar sind, radikal.

Eine weitere, aktuell sehr populäre Einteilung nach der Neuheit ist im Englischen in

  • Sustaining Innovations: Erhaltende oder kontinuierliche Innovationen beziehen sich auf die Verbesserung von Bestehendem, ähnlich der inkrementellen Innovation. Bei dieser Innovationsart fokussiert man sich auf den aktuellen Kunden und seine Bedürfnisse.
  • Disruptive Innovations: Disruptive steht für ablösend und störend und bezeichnet Innovationen, die einen neuen Markt gestalten. Disruptive Innovations entstehen meist im Low-End-Segment, in wenig attraktiven Segmenten. Sie greifen aber schrittweise, mit steigender Reife der Technologie und der Produkte, den Massenmarkt an und verdrängen so bestehende Leistungen.

 

Weitere Innovationsarten

Neben den Innovationsgegenstand und dem Innovationsgrad gibt es noch weitere Klassifikationen.

Eine ist der Innovationsauslöser - Wodurch wurde die Innovation ausgelöst? Dabei unterscheidet man zwischen Market-Pull und Technology-Push.

  • Market-Pull-Innovationen gehen vom Markt aus und werden durch einen konkreten Kundenwunsch initiiert.
  • Technology-Push-Innovationen entstehen durch neue Technologien, für die passende Anwendungsmöglichkeiten gesucht und realisiert werden.

In der Literatur zu Innovationsarten findet man auch die Einteilung in Closed und Open Innovation, wobei sich dies mehr auf das Innovationsmanagement als auf die Innovation selbst bezieht.

Bei Closed Innovation bezieht man nur die internen Ressourcen für die Ideengenerierung, Entwicklung und Umsetzung von Innovationen ein. Bei Open Innovation integriert man auch externe Partner wie Kunden, Forschungsinstitute oder Lieferanten in den Innovationsprozess.

 

Fazit-Innovationsarten:

Die Hauptklassifikation ist nach dem Innovationsgegenstand und dem Innovationsgrad. Bei der Einteilung der Innovationsarten gibt es verschwimmende Grenzen. Wo genau die Grenzen zwischen den einzelnen Innovationsarten in diesen Kategorien liegen, muss eine Organisation für sich selbst definieren. Diese Einteilung hat für das Innovationsmanagement eine strategische Relevanz und zwar zur Festlegung der Fokussierung in der Innovationsstrategie. Der weitere Zweck ist für das Einleiten der einzelnen Innovationsprojekte in den Innovationsprozess. Denn eine kleine, inkrementelle Innovation im Produktbereich erfordert eine andere Bearbeitung als eine radikale Innovation im Produktionsprozess.

 

 

Quellen:

 

Dieser Artikel erschien im Original auf www.lead-innovation.com

Silke Bremser

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5 Jahre

Ja, und wenn es denn nun doch eine #Innovation ist, gibt es mehrere #Fördermittel, die ein #Unternehmen nutzen kann!

Carsten Kraus

Future of Work@BMW Group

7 Jahre

Sehr gute Zusammenfassung. Generell habe ich in dem LEAD Blog viele tolle Artikel gefunden. Danke und weiter so!

Dieter Kleeberg

Ideen können nur nützen, wenn sie in vielen Köpfen lebendig werden. (Alexander von Humboldt, 1799)

8 Jahre

Interessante Analyse, aus der Entscheider und das Marketing viel mitnehmen können. Was man im Zusammenhang mit den Innovationsauslösern ergänzen könnte, wäre der Hinweis auf die Innovationszyklen und die damit verbundene Innovationsqualität. Innovationen, welcher Art auch immer, werden in regelmäßigen Abständen vorgenommen. Vorgegeben werden diese Abstände 1. entweder durch den intellektuellen Lebenszyklus eines Produkts bzw. einer Leistung – d.h. das Veralten aufgrund der allgemeinen Vorwärtsentwicklung der Mitbewerber und der permanent wachsenden Kundenansprüche, von Marx als "moralischer Verschleiß" gekennzeichnet und oben mit "market pull" charakterisiert (wobei dieser Pull auch außerhalb dieses Zyklus’ greifen kann) oder 2. durch Branchenleitmessen – d.h. es müssen zu einem unverrückbaren Termin auf Teufel komm raus neue Produkte/Leistungen präsentiert werden, um im Wettbewerb seinen Platz und sein Image zu behaupten. Inwieweit eine Organisation diesen Zyklen nachkommen kann, zeigt sich dann in der Innovationsqualität: Gibt’s was wirklich Neues oder nur alten Wein in neuen Schläuchen? Funktioniert’s schon oder beißen sich die Beta-Tester länger als erwartet die Zähne daran aus? Geht die Innovation in die "richtige" Richtung oder hätte der Anwender was ganz Anderes gebraucht, sprich: ist die Innovation sinnvoll, mit geltenden Normen vereinbar oder vielleicht komplett unbrauchbar?

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