Welche Rolle spielen eigentlich Diversität, Inklusion, Vielfalt und die Steigerung des Frauenanteils beim Recruiting in Deutschland?
Immer mehr Unternehmen in Deutschland sprechen aktuell über die Förderung einer vielfältigen Belegschaft. Aber wo stehen wir tatsächlich in Deutschland? Ich sehe hier erst die zarten Anfänge einer international bereits sehr viel stärker fortgeschrittenen Entwicklung. Ich möchte meine Gedanken über den aktuellen Stand der Diversitäts- und Inklusionspolitik (D&I) in Deutschland, wie Robert Walters das Thema sieht und über den digitalen Roundtable, den wir am Internationalen Weltfrauentag durchgeführt haben, teilen.
Das Thema Diversität & Inklusion (D&I) bekommt in Deutschland mittlerweile definitiv mehr Aufmerksamkeit. Multinationale Unternehmen bringen es auf die Agenda und machen es damit auch hierzulande zu einem sichtbareren Thema. Die meisten Anfragen in diesem Bereich erhalten wir nach wie vor von internationalen Kunden. In meinen Augen machen wir bei expliziten Diversitätskampagnen in Deutschland immer noch Babyschritte, wenn ich unseren Markt zum Beispiel mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien vergleiche.
Bisher wurden auch erst einzelne Aspekte der Diversität & Inklusion von Unternehmen in Deutschland erkannt. Die größte erkannte Herausforderung ist hierbei sicherlich die Erhöhung des Anteils weiblicher Mitarbeiter. Und es stimmt, dass es in den meisten Unternehmen einen Mangel an weiblichen Talenten gibt, dem viele Unternehmen allerdings ratlos gegenüber stehen.
Was können Unternehmen tun, um diese Herausforderung zu bewältigen?
Ich denke, Ansatzpunkte gibt es viele. Auf den Recruitingprozess bezogen beginnt es bereits mit Grundlagen in der Formulierung von Stellenbeschreibungen, bei der Präsentation des Unternehmens nach Außen, den kommunizierten Rollenvorbildern oder auch in der Aufbaumethodik von Assessments. Generell ist es darüber hinaus für Unternehmen vorteilhaft, einen Ruf als familienfreundlicher Arbeitgeber zu etablieren. Die Corona-Krise hat der Entwicklung flexibler Arbeitszeiten und der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, einen starken positiven Schub verliehen und das kommt dem Bedürfnis vieler weiblicher Fachkräfte und zunehmend auch dem Interesse von immer mehr Vätern entgegen. Unternehmen werden langfristig erfolgreich bleiben, wenn sie diese Flexibilität aufrechterhalten und sie zu einem Teil ihres Employer Brandings machen.
Wie hilft Robert Walters seinen Kunden, eine vielfältigere Belegschaft zu rekrutieren?
Die meisten Unternehmen streben bereits danach, eine ausgewogene Mischung zwischen Männern und Frauen zu erreichen. Aber wie dies erreicht werden kann, welche Kampagnen und Tools genutzt werden können, ist häufig unbekannt. Unternehmen werden sicher künftig zunehmend den Recruiting-Prozess analysieren, um sicherzustellen, dass alle Talente eingestellt werden, unabhängig beispielsweise von Alter, körperlichen Fähigkeiten, sexueller Orientierung oder religiösem Hintergrund.
Wir helfen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, etwa durch unsere inhaltlichen Diskussionen mit Experten zum Thema, durch Roundtables und Clubhouse-Sessions explizit zum Thema Diversität & Inklusion. Wir lassen Experten über Diversitätsprojekte und technologische Tools und Fortschritte sprechen und sich über Chancen und Risiken auszutauschen.
Dies hilft, von den praktischen Erfahrungen anderer zu partizipieren und die jeweiligen Einstellungsprozessen zu verbessern. Wir haben als erste Personalberatung Deutschlands gemeinsam mit zahlreichen Partnern eigens Lösungen für Diversity-Recruitment-Kampagnen entwickelt. Unsere Kunden können mit Hilfe unserer Kampagnen, aktiv unterrepräsentierte Gruppen ansprechen, um ihre Belegschaft vielfältiger zu gestalten. Diese Kampagnenführung reicht von zielgruppenspezifischen Anzeigen und Artikeln bis zu flankierenden Events.
Wie erhöhe ich persönlich Diversität & Inklusion in meinen Teams und bei Robert Walters?
Ich bin Teil eines globalen Diversitäts- & Inklusionskollegiums bei Robert Walters, die sich dem Erfahrungsaustausch und der Weiterentwicklung der D&I-Innovationen verschrieben haben. Der Zweck dieses Zusammenschlusses ist es, die Mitarbeiter in einem Forum zusammenzubringen, um Diversitäts- & Inklusionsthemen zu diskutieren und sicherzustellen, dass wir uns als Unternehmen ständig verbessern, indem wir unsere internen Prozesse, Mitarbeiterschulungen und die Sichtbarkeit unserer vorhandenen Rollenvorbilder ständig weiterentwickeln. Der Austausch mit Kollegen aus Melbourne, Dubai, Hyderabad und Lissabon ist bereits ein unglaublicher Gewinn an sich.
Für uns liegt der praktische Mehrwert unserer D&I-Bemühungen weniger in der Betonung statistischer Merkmale als vielmehr in der Vielfalt der Erfahrungen, Meinungen und dem vielfältigen Know-How der Mitarbeiter mit ganz unterschiedlichen Werdegängen begründet. Einen weiteren Schwerpunkt bildet bei uns ebenfalls die Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte im deutschen Geschäft. Der Gesamtanteil an Frauen ist bei uns im Unternehmen bereits mit 48 % auf einem guten Weg.
Auch an der Veranstaltungsfront lassen wir das Thema nicht zu kurz kommen und so habe ich, den diesjährigen Robert Walters Roundtable zum Internationalen Weltfrauentag am 8. März moderieren dürfen - ein tolles Erlebnis, den Austausch so vieler talentierter Menschen und deren Anregungen für die Karriereplanung von Frauen erleben zu können!
Wir haben dieses Jahr eine Premiere des Formates begangen, da wir einen digitalen Roundtable unter dem Motto "Weltfrauentag für alle" veranstaltet haben, zu dem alle herzlich eingeladen waren, die Interesse am Austausch über Aspekte der Frauenförderung haben. Unter anderem haben wir darüber diskutiert, wo Deutschland beim Thema Frauenförderung steht, welche Barrieren es noch gibt, welche Fortschritte wir machen und behandelten auch, was gehörig schief gelaufen ist.
Hierfür konnten wir erstklassige Gastsprecherinnen für uns gewinnen, die über ihre Erfahrungen berichteten. Die Diskussionsrunde bestand aus Expertinnen von Merantix Labs, Hitachi Astemo, IG Deutschland und Vitronic Machine Vision. Ich bin mir sicher, dass unser 150 Köpfe zählendes Ausitorium die Veranstaltung am Ende mit hilfreichen Erkenntnissen und praktischen Tipps verlassen haben, die sie in ihrer eigenen Arbeit umsetzen können. Dank des hohen Anteils erfolgreicher weiblicher Führungskräfte und dem großen Zuspruch auch der männlichen Führungskräfte, bin ich zuversichtlich, dass uns dies gut gelungen ist.