WELL-BE-ing – Der Energie-Check

WELL-BE-ing – Der Energie-Check

Ich mache seit einiger Zeit Yoga! Sagt man das so, ich „mache Yoga“? Daran sieht man, wie wenig absorbiert von dieser Welt irgendwo zwischen Esoterik, Fitness und Lifestyle ich bisher bin. Ich fremdle ein wenig mit Chakren und Mantras (musste erst den Plural googlen). Aber, und nur das zählt für mich gerade, es tut mir einfach gut – körperlich, geistig, emotional! Wäre die Zeit nicht, wie sie gerade ist, ich würde es mir nicht so intensiv gönnen. Gleichzeitig merke ich, ich brauche den Ausgleich, u.a. für meinen Rücken, der vom vielen Sitzen in zahllosen Online-Sessions beansprucht ist. Home Office beansprucht anders.

Es stimmt schon, Krisen öffnen Lösungsräume. Ich glaube viele Menschen finden gerade neue Lösungen: für neue Themen, die sie ohne Corona gar nicht hätten, aber auch für alte, die sich jetzt deutlicher oder anders zeigen oder für die man jetzt endlich mal Zeit und Muße hat. Oft haben diese Themen mit körperlichem und geistigem Wohlergehen zu tun. Das Netz läuft über vor Home-Fitness-Videos und -Challenges.

Zeitmanagement war lange Zeit eines meiner am häufigsten nachgefragten Seminar- und Coaching-Themen. Es hat für mich eine gesellschaftliche Komponente (Geht alles wirklich immer schneller?), sowie eine organisationale (Welche Spielregeln gelten bei uns? Welche Arbeitsstile werden belohnt/sanktioniert?) und selbstverständlich eine individuelle. Letztere auf Techniken und Tools zu verengen, finde ich sträflich. Zeitmanagement hat schließlich jede Menge Bezüge zu der Art, wie wir sind. Das kann erstklassig mit dem Antreiber-Konzept sicht- und besprechbar gemacht werden („Sei perfekt!“ „Mach es allen recht!“).

Und dann gibt es noch die Biologie. Teilnehmende haben mich oft skeptisch angeschaut, wenn ich Ihnen weißmachen wollte, dass Zeitmanagement eben nicht nur eine Funktion von Effektivität und Effizienz ist, sondern an erster Stelle eine Frage von Ressourcen. Ganz simpel: Wenn ich keine Power habe, schaffe ich nix und meistens fühle ich mich mies!

Um dafür das Bewusstsein zu schärfen, habe ich folgende einfache Formel bzw. Checkliste entwickelt, die regelmäßig Stirnrunzeln in Nicken verwandelt hat.

W – asser

Unser Körper besteht zu einem Großteil daraus, unser Gehirn zu etwa 85%. Täglich fließen über 1.000 Liter Blut hindurch und versorgen es, vor allem mit Sauerstoff. Trinken hilft, Wasser oder Tee vorzugsweise. Also:

  • Wann habe ich zuletzt Flüssigkeit aufgenommen?

E – rnährung

Du bist was Du isst. Essen ist Genuss UND Brennstoffzufuhr. Unser Gehirn hat zwar einen Anteil an unserer Körpermasse von unter 2%, verbraucht aber ca. 20% der gelieferten Energie. Wer sich nur mit schnellen Energiequellen (kurzkettigen Zuckern) versorgt, sorgt für permanente Schwankungen im Gehirn und an anderen Stellen im Körper. Fressnarkose inklusive. Obst, Gemüse, Nüsse machen’s Leben leichter.

  • Wann habe ich zuletzt was genau zu mir genommen?

L – uft

Dass es ohne Luft nicht geht, ist natürlich trivial. Sauerstoff genießt mit Recht einen tollen Ruf. Was viele unterschätzen, ist, dass wir meist nicht durch Sauerstoffmangel träge werden, sondern durch zu viel Kohlendioxid. Das liegt an den unterschiedlich hohen Anteilen von beidem in unserer Atemluft. Lüften ist gut, draußen sein besser!

  • Wann habe ich zuletzt tief frische Luft geatmet?

L – icht

Scheint die Sonne hell, schüttet der Körper Cortisol und Serotonin aus. Der Mensch fühlt sich frisch und wach. Ohne Sonnenlicht erhält der Körper eine höhere Dosis Melatonin, ein Schlafhormon.

  • Wann habe ich zuletzt die Sonne gesehen?

B – ewegung

Ob Yoga, Joggen, Workout, Inlinern (Renaissnace?), oder einfach nur Spazieren gehen, Radeln, Toben mit Hund, Kind oder was gerade zur Hand ist: Bewegung (gerne an der frischen Luft) kurbelt Herz-Kreislauf- und Immunsystem an, lockert Verspannungen und sorgt für einen schnellen Abtransport von Stressbotenstoffen aus unserem Körper.

  • Wann war ich zuletzt in Bewegung?

E – rholung

Pausen machen, abschalten, entspannen, schlafen, all das ist wichtig, damit sich nicht nur unser Körper, sondern auch unser Geist erholt, um dann wieder mit voller Energie ans Werk gehen zu können. Mehr schaffen durch weniger tun ist die Devise! Ob ich mich erhole, indem ich einen Walk mache, meditiere oder einfach nur auf einer Bank sitze und in die Natur schaue, Hauptsache ich gönne mir.

  • Wann hatte ich den letzten Break?

-ing

(Hat keine Bedeutung. Außer vielleicht, dass es die Verlaufsform markiert und somit darauf verweist, dass das Ganze selbstverständlich ein Prozess ist. Klar, ne?)

Das ist natürlich eine Minimalformel. Ergänzungen nach eigenem Gusto. Das B könnte beispielsweise ebenso gut für „Beziehungen“ stehen, ein L für „Liebe“, ein anderes für „Lust“ (natürlich im Sinne Begeisterung). Fühlen Sie sich frei!

Yoga ist Teil meiner persönlichen Lösung, funktioniert für mich ganz prima und hat das Potenzial, auch nach der Krise (was immer „nach“ meint) erhalten zu bleiben.

Ich freue mich über Austausch, eigene Erfahrungen oder einfach Rückmeldung zu diesem Text. Alles Gute bis dahin!

 

Der Autor:

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Alexander Pauly ist Geschäftsführender Gesellschafter von trainsform. Er ist Experte für nachhaltige und ressourcenschonende Change-Architekturen, sowie kreative Workshop- und Training-Designs. Alexander fühlt sich magisch angezogen von allem, was mit Kulturwandel und funktionstüchtigen Organisationen zu tun hat. „Agil lange bevor aus agil ‚agile‘ wurde“.


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