Wie wir in Unternehmen die Digitalisierung wahrnehmen

Wie wir in Unternehmen die Digitalisierung wahrnehmen

Wie nehmen Unternehmen und ihre Führung die Digitalisierung wahr? Wo und wie zeigt sie sich, sowohl als Risiko (wenn nicht gar als veritables Problem), wie auch als Chance?

«DISRUPTION» UND «ZERSTÖRUNG»

Die Digitalisierung ermöglicht neue Geschäftsmodelle, welche nicht selten das Zeug dazu haben, etablierte Unternehmen in ihren Grundfesten zu erschüttern. Sie wirken damit zerstörerisch bzw. «disruptiv».

Von einem disruptiven Geschäftsmodell sprechen wir dann, wenn es ein Kundenproblem um Faktoren besser löst, als frühere Geschäftsmodelle mit dem gleichen oder einem vergleichbaren Leistungsversprechen. Wird das Kundenproblem «bloss» um 50%, 75% oder auch 100% besser (billiger, schneller, praktischer, usw.) gelöst, so sprechen wir nicht von Disruption, sondern von einer (massiven) Verbesserung, einer (massiven) Effizienzsteigerung.

Die Unternehmensbeispiele für Disruption sind bekannt: Uber, Airbnb, Facebook, Amazon und Konsorten. Es gibt sie natürlich nicht nur bei amerikanischen Tech-Giganten, sondern auch hierzulande, beispielsweise bei Startups aus der Finanzbranche oder bei IT-Cloudanbietern.

Praktisch gesehen spielen disruptive Geschäftsmodelle aber nicht annähernd eine so grosse Rolle, wie uns die Beratungsindustrie glauben machen will. Denn, die Entwicklung wirklich disruptiver Geschäftsmodelle ist alles andere als einfach. Die überwiegende Zahl an Unternehmensinnovationen sind daher nicht radikal, sondern gehören in die Kategorie «Verbesserung». Und das wird auch so bleiben.

Was uns in den Unternehmen aber nicht davon befreit, laufend nach besseren Problemlösungen für unsere Kunden Ausschau zu halten und solche dann auch schnell im eigenen Unternehmen zu etablieren. Bevor es die Konkurrenz tut. Dies nennt man dann «Kannibalisierung».

«HYPERWETTBEWERB»

Konkurrenz kommt heute (oft) nicht mehr aus den eigenen Reihen. Konkurrenz kommt auch – und immer mehr – aus Märkten, wo wir es nie erwarten würden. Und, Konkurrenz kommt zunehmen von Startups und längst nicht mehr bloss von fest etablierten Playern im Markt. Kommt weiter hinzu, dass Konkurrenten in fast allen Branchen nicht mehr nur aus der Nachbarschaft, sondern von irgendwo aus der Welt agieren. Globalisierung lässt grüssen.

Beschäftigen wir uns im Rahmen der Umweltanalyse mit unserer Konkurrenz, so müssen wir unseren Blick massiv erweitern und lernen, über den Tellerrand zu blicken. Bloss nach links und rechts zu schauen, genügt bei weitem nicht mehr.

ALLES WIRD SCHNELLER, LABILER UND WENIGER VORHERSEHBAR

Unser Business wird immer schneller und weniger vorhersehbar. Alle Parteien (Kunden, Partner, Lieferanten, Mitarbeiter, Konkurrenten, usw.) verhalten sich mal so, mal anders, unser Business wird labil(er). Wir sind oftmals unsicher, woran wir sind und (sich erfüllende) Planung wird damit immer schwieriger.

Diese Wahrnehmungen, die jede Unternehmerin und jeder Unternehmer kennen, sind nicht etwa die Resultate der fortschreitenden Digitalisierung, sondern eine Folge der exponentiell zunehmenden Komplexität. Die Digitalisierung mit ihrer Fähigkeit, Dinge extrem schnell und in nahezu beliebiger Zahl miteinander zu verbinden, wirkt dazu als «Brandbeschleuniger». Die latent in «Explosion» befindliche Komplexität wird so von der Digitalisierung zusätzlich befeuert und gleichzeitig beschleunigt.

Die Folgen der zunehmenden Komplexität sind mittlerweile unübersehbar und wollen in den Unternehmen «gemanagt» werden. Zu diesem Zweck greifen Unternehmen auf ihre bekannten Managementmethoden (Hierarchien, Planung und Kontrolle, Leistungsbeurteilungssysteme, usw.) zurück. Methoden, welche vor Jahrzehnten für relativ stabile und vorhersehbare Zeiten entwickelt wurden. Für Zeiten, in welchen Business zwar kompliziert, aber dafür weit weniger komplex war.

Wer Komplexität – und damit die Folgen der Digitalisierung – gewinnbringend meistern will, muss sich daher über kurz oder lang mit neuen Managementmethoden auseinandersetzen. Methoden, welche vielmehr evolutionär funktionieren und in der Lage sind, mit Komplexität umzugehen.

DIE WELT IM «WÜRGEGRIFF» DER (SOFTWARE)TECHNOLOGIE

Last but not least – die Digitalisierung zeigt sich uns täglich in der Form von Technologie. «Harte Ware» (Hardware) wird mittels Software digitalisiert und mit neuen, meist praktischen, Funktionen erweitert. Und, wir gewöhnen uns schnell daran und werden «abhängig», weil der Nutzen daraus meist extrem grösser ist, als davor.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Weitere Artikel von Urs Prantl

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen