Zermatt – Lohnt sich ein Skiurlaub im teuersten Skigebiet der Alpen?
Nach Aufenthalten in den 1970er Jahren (November und April), Ende Januar 1991 und Breul Cervinia dazwischen war unser Urlaub Anfang März 2024 nun der vierte Aufenthalt. Also, ich glaube, ich weiß nun von was ich rede - über die Faszination Zermatt .
Die Anfahrt:
Die Anfahrt ist (von München aus) deutlich länger als z.B. nach Ischgl. Wer frühzeitig bucht, dem rate ich den Zug. München – Zürich, Zürich – Visp, Visp – Zermatt (vermeide den Umstieg in Bern). Mit dem Zug schafft man es in 7 Stunden. Mit dem Auto muss man dieses eh in Täsch stehen lassen und noch 20 Minuten mit der Bahn fahren. Vom Bahnhof Zermatt geht es in der Regel mit einem Hotel E-Bus oder E-Taxi in die Unterkunft.
Der Ort & die Infrastruktur:
Das Dorf ist de facto in der Wintersaison eine kleine Stadt. Vom Bahnhofsplatz zum südlichen Ende in Winkelmatten läuft man gerne 20+ Minuten. Die von morgens bis ca. 20 Uhr verkehrenden E-Busse (Grüne und Rote Linie) sind zu Stoßzeiten überlastet. Ein E-Taxi kostet meist mind. 20 CHF um zur Unterkunft zu kommen. Also könnte es oft heißen: laufen, mit Ski, Stöcken und in Skischuhen. Snowboardfahrer sind dann im Vorteil. Zum Bummeln oder abends ins Restaurant ist das aber angenehm. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber für uns ist der Ort Zermatt - Matterhorn <<einfach nur super schön>>. Es gibt gen Berg nur 3 Punkte mit Aufstiegsanlagen. Sunnega Standseilbahn und Gornergratbahn liegen nah bei einander. Die Bahnen zum Kleinen Matterhorn und nach Italien liegen fast am ganz anderen (südlichen) Ende von Zermatt. Weiter oben sind die 3 Gebiete in der Schweiz plus Cervinia in Italien für Skifahrer sehr gut miteinander verbunden.
Die Zermatt-Besucher:
Da sich anscheinend immer weniger Europäer Zermatt leisten können, findet man sehr viele Amerikaner und Asiaten im Ort. Viele von diesen fahren gar kein oder wenig Ski, was die Bergbahnkapazitäten aus dem Ort heraus für Skifahrer- Stoßzeiten (8.30 bis 9.00 Uhr) am frühen Morgen entlastet. Allerdings wollen alle Fußgänger primär aufs Kleine Matterhorn. Dort kann an guten Tagen etwas Stau vorprogrammiert sein.
Die Unterkunft:
Wer wenig oder gar nicht Laufen mag (Ski In / Ski Out) hat sehr wenige Optionen. Also Augen auf bei der Wahl der Unterkunft. Entweder man bucht eine Unterkunft Nahe einer E-Bus Haltestelle oder man findet eines der zwei Hotels und sehr wenigen Appartements an der Skiroute #43 (Moos). Nach intensiver Recherche fanden wir ein tolles Appartement direkt an der Piste und auch nicht teurer als im Vorjahr in Samnaun (Skigebiet Ischgl).
Es gibt auch einige Hotels, die man sich ggf. noch leisten kann 😊.
Das Skigebiet / Die Liftanlagen / Skipässe:
Das Skigebiet überzeugt mit meist sehr langen Abfahrten. Wo man sich diese noch zusammensuchen muss (Sportler Abfahrt in der Zillertal Arena oder eleven km von der Greitspitze nach Ischgl) findet man lange Abfahrten bei den Zermatt Bergbahnen AG fast überall. Zwei Dinge gilt es dabei als guter Skifahrer zu beachten: Die Auffahrten dauern lange (bis zu 1 Std. aufs Kleine Matterhorn) und die Standard-Pisten sind eher etwas einfacher (rot in Österreich ist hier hellrot oder schwarz in Österreich ist hier nur grau bis dunkelgrau). Dafür überzeugt die Landschaft mit 29 Viertausender und dem Matterhorn im Blick. Wenn die Webcams auf https://www.matterhornparadise.ch/ oder https://www.zermatt.ch/ im Ort wenig Schnee zeigen ist das egal – denn nur 8% der Pisten sind unter 2.000 m.ü.M. und die letzten Höhenmeter sind gut beschneit und eh nicht von Interesse.
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Die 29 Viertausender reihen sich um das Dorf. Dadurch ist das Klima im Dorf trocken und niederschlagsarm (700mm). Auf den Gipfeln des Monte Rosa Massivs aber rund 4.100 mm pro Jahr. Darüber muss man sich ab ca. 2.500m und höher an Pisten mit Naturschnee mal wieder gewöhnen. Ich bin kein Tiefschneefahrer, aber die Hänge scheinen grenzenlos zu sein. Manche auch gefährlich – wir hatten tageweise Lawinenwarnstufe 4 und die Air Zermatt war dann leider im Einsatz. Es könnte aber auch mal ganz anders aussehen:
Es gibt einen Skipass nur für Zermatt und einen Internationalen Skipass für Zermatt mit Italien. Die Preisstruktur ist dynamisch (teuer). Wer kurzfristig bucht sollte auf das mittelfristige Wetter achten, denn der Übergang nach Italien ist arg windanfällig und oft gesperrt! Ganz zu schweigen bei stärkeren Schneefällen. Insgesamt fiel uns auf, dass wegen der Höhenlage, Schnee und Wind die höher gelegenen Bahnen manchmal gar nicht erst öffnen konnten. Die Bahnen in Zermatt sind in der Regel modern. In Cervinia findet man noch etliche ältere Exemplare. Das m.E. beste, aktuelle Ski-Gebietsvideo gibt es hier von Marius Quast (Die 92 SFR waren überflüssig -im Winter-Skipass ist die Gornergratbahn inklusive):
Reisezeit für Zermatt (Skifahrer):
Auch wenn wir keinen idealen Zeitraum trafen (eher etwas zu viel Schnee) – nicht vor März hinfahren. Die Bahnen laufen länger (8.30 bis 17 / 17.30), oben ist es wärmer und Schnee sollte gerade dann gut vorhanden sein.
Fazit:
Zermatt ist m.E. ein Muss. Nicht für jeden Winter und nicht für 3 Tage. Andere Skigebiete mögen mehr Lifte haben, kompakter sein und sicherlich preislich doch günstiger. Aber die Gesamtkomposition der Superlative muss es mindestens 1-2 Mal sein.
Gerne gebe ich weitere Tipps zu Zermatt und vielen anderen Skigebieten.
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