Zweitwohnungsinitiative – seit 12 Jahren auf dem Holzweg

Klar, demokratische Entscheide sind zu akzeptieren – nach über zehn Jahren sollte eine auf die Zukunft gerichtete Gemeinschaft aber frühere Entscheide auch mal wieder anschauen und sich fragen, ob die damals neu geschaffenen Normen noch dem Zeitgeist entsprechen. Ein zentrales Ziel der Zweitwohnungsinitiative – nämlich die Zersiedelung zu reduzieren – wird unterdessen durch andere raumplanerische Massnahmen sichergestellt.

Dass Ferien- und Zweitwohnungen viele positive Effekte haben können, hat eine knappe Mehrheit damals ausgeblendet. Doch ohne Tourismus und die «Zweitheimischen» wäre heute in gewissen Bergregionen nicht mehr viel los.

Jedenfalls zeigt sich jetzt mehr und mehr, dass aufgrund der Zweitwohnungsinitiative in den betroffenen Regionen kaum mehr neu gebaut wird und vor allem Einheimische und Angestellte der Tourismusbetriebe keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden. Die vor 2013 gebauten Häuser werden nach einer Handänderung oft zu Ferienwohnungen oder -häusern, während Bauland brach liegt, weil fast kein Investor sich traut, ein schlecht verkäufliches Haus mit dem Stempel «nur Erstwohnsitz» zu erstellen.

Auch die grosse Rechtsunsicherheit in Bezug auf die Übertragbarkeit oder Vererbbarkeit solcher Liegenschaften und das Fehlen von Küchen in sonst vollwertigem Wohnraum sind seltsame Auswüchse einer überflüssigen Regulierung.

Aufgrund technischer Entwicklungen respektive der Fernbedienung von Heizungen bleibt heute die ganze Ferienwohnung kalt – nicht nur die Betten. Und entsprechend wird am Erstwohnsitz Energie gespart, wenn die Eigentümer grad am anderen Ort sind.

Aus dem Gesagten heraus wäre es wünschenswert, wenn die Immobilienwirtschaft sich zusammenraufen und einen Anlauf nehmen würde, um die entsprechenden Bestimmungen in unserer Verfassung wieder zu streichen.