CAS, MAS überflüssig, oder was?
An diesem Wochenende gab es gleich mehrere Diskussionen, ob CAS/MAS oder ähnliches sinnvoll sind. Die NZZ erkannte (nicht schwierig), dass Hochschulen damit auch Geld verdienen und eine gute Kollegin von mir fragte sich "warum Diplome mehr als Talent zählen würden".
Nur all diese Voten gehen am Thema vorbei! Ja - wir können auch anders lernen und "never judge a book by its cover". Nur auf der anderen Seite veraltet Wissen heute immens schnell - es ist also wichtig, sich Neuem nicht zu verschliessen. Zudem - so meine Erfahrung - lernt man in einem guten CAS, im Klassenverbund, mit einer guten Mischung von Lernformen - sehr viel. Man muss halt gut auswählen - aber das dürften ja "Talente" gut können, oder?
Mir graust es einfach, wenn ich sehe, dass es Studienkollegen gibt, die seit dem Studienabgang nichts mehr ausserhalb der firmeneigenen Angebote gelernt haben. Kaum etwas, was man im Fach BWL in den 90er Jahren gelernt hat, besteht noch in der gleichen Art heute! Als Verfechterin des evidenzbasierten Managements gehört für mich die regelmässige Weiterbildung einfach dazu - oder wer würde sich von einem Arzt behandeln lassen, der seit 20 Jahren keine neue Erkenntnisse in sein Behandlungsrepertoire aufgenommen hätte?
Auch - so wird mir berichtet - kann ein guter CAS wirklich neue Horizonte öffnen und zwar auch für Menschen, die nicht schon ein Universitätsstudium gemacht haben. "Jetzt kommt mir gerade eine neue Welt zusammen" - hat mir neulich ein Teilnehmender in einem Leadershipmodul verraten (an einem Ort, wo ich unterrichten darf). Denn eine gute Weiterbildung ermöglicht Erfahrungen und verbindet diese mit Wissen - das kann "Sinn-Machung" schon einmal ganz neu ermöglichen. Natürlich gilt auch hier, dass die formale Weiterbildung v.a. dann greift, wenn sie lebenslanges Lernen motiviert, inspiriert und mit spannenden Ideen versieht. Übrigens kann dies sogar zu einer besseren Work-Life-Balance führen, weil man in 3 Tagen im Kloster zum Thema "Selbstführung" erfährt - mit dem Körper und der Seele - wie wichtig Auszeiten sind...
Last but not least - ist es nicht genau auch eine Aufgabe von Universitäten, dass Sie Ihr Wissen weitergeben? Was bringt mir ein Wissenschaftler, der nur für die Fachpresse "produziert" und keinen Austausch mit der Praxis sucht? Ich mache mir keine Illusionen. Meine Artikel in wissenschaftlichen Journals haben keinen Einfluss auf die Praxis. Ein Vorträgli von 30 Minuten oder die Teilnahme auf einem Podium hinterlässt selten Spuren. Selbst mein Praktikerbuch (ich habe nur eins geschrieben) wird nie so erfolgreich sein, wie das Buch von guten Wissenschaftsjournalisten wie etwa Dan Pink (der Forschung zu Boni beschreibt, die bis zu 30 Jahre zurückgeht - aber erst durch ihn fragen sich Unternehmen nun, ob sie mit dem Akkordlohn auf der Teppichetage aufhören sollen). Und meine Studenten - nehmen nur teilweise was mit - zu sehr stopfen wir sie in der Uni noch mit Stoff voll und zu wenig können sie die Erkenntnisse mit Erfahrungen verknüpfen. Nein, der wichtigste Weg, der mir hilft den Forschung-Praxis-Graben zu überbrücken ist die Erwachsenenweiterbildung. Übrigens ist das auch immer eine Zwei-Weg-Strasse, denn für meine Forschung ist dieser Dialog auch unerlässlich.
Also: Ja CAS etc. sind heute auch Geschäft (und das ist oh weh - marktverzerrend, wenn von einer staatlich finanzierten Hochschule kommend - aber diese könnten häufig ohne diesen Zusatzverdienst gar nicht mehr die Leistungen erbringen, die vom Staat gewünscht sind). Und ja - Firmen, die Menschen nur wegen eines Titels engagieren, haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Aber der Mehrwert einer gut gemachten Weiterbildung wägt dies mehrfach auf und ist zudem Grundlage der schweizerischen Gesellschaft - hierzulande kann man nämlich auch ohne Universitätsstudium mehr lernen und mehr beitragen als in vielen anderen Ländern und zwar gerade, weil es diese Weiterbildungen gibt!
Entrepreneurial Executive and Board Member | Founder @ Evrlearn | Expert in Digital Transformation, Sustainability & Multistakeholder-Initiatives | Co-Lead @ Innosuisse Flagship | Swiss HR Award Winner
5 JahreDer Artikel scheint mir in vielerlei Hinsicht unausgewogen. Er macht ein wirres Durcheinander von "Abschlüssen/Diplomen", Lerninhalten, Weiterbildungstriggern und -Motivatoren und Angebotsqualität. Damit bildet er aber auch die Realität im Markt ab. Weiterbildungssuchende und -Anbieter sind (zu) oft in der gleichen Situation. Aufgrund fehlender Marktübersicht, unklarer eigener Situationsanalyse und vager Zielformulierung ist Sinn und Erfolg einer Weiterbildung nicht immer gewährleistet. Somit ist die unausgewogene Kritik an der Weiterbildung an sich verfehlt - eher gibt es grossen Handlungsbedarf hinsichtlich der Art und Weise, wie sich Menschen weiter entwickeln und bezüglich der Rolle, die Weiterbildung dabei spielt. @Evrlearn
Kundendienst
5 JahreFür Führungspositionen im Management bin ich mit euren Ausführungen absolut einverstanden. Was in meinen Augen momentan falsch läuft, ist die Tatsache, dass bei manchen Sales Jobs ohne Führungsaufgaben ebenfalls ein BWL Studium verlangt wird. Kundenbetreuung und Verkauf setzt andere Prioritäten in den Vordergrund wie Empathie, emotionale Intelligenz und eine gewisse Hartnäckigkeit sowie das Spüren des Kundenbedürfnisses und die Servicequalität. Verkaufen und beraten muss einem gegeben sein.Networking ist in meinen Augen der wichtigste Teil bei einem Salesjob, all dies kann nur begrenzt gelehrt werden.
Facility and Project Management - Engagiert für Menschen, Innovation und Sicherheit im Arbeitsumfeld.
5 Jahre"warum Diplome mehr als Talent zählen würden" ==> unter den gleichen Bedingungen ist es wahrscheinlich, dass die Person, die in ein / zwei / drei Weiterbildungen investiert hat, im Vergleich zu der Person, die noch nicht einmal in eine investiert hat, motivierter und / oder besser vorbereitet ist.
Charakterkopf mit Ohne-Haar
5 JahreThese: Wenn Weiterbildung mehr gefördert würde, vor allem von Unternehmen, die es sich leisten könnten, wenn sie wollten, würden vielleicht mehr in Weiterbildung investieren... Nur mein Gedanke. Allerdings erlebe ich es öfter, dass mir Kollegen und Freunde erzählen, Weiterbildung, ja, gerne, aber die ist ja immer sooo teuer (auch da gibt es natürlich Unterschiede)... Weiterbildung sollte finanziert sein, mMn...
Senior Advisor | CEO | Founder | AUCTORITY. Impact Beyond Power
5 JahreKleine Anmerkung: Du solltest Deine Wirkung auf Podien, in sozialen Medien und in breitenwirksamen Veröffentlichungen nicht unterschätzen. Das wird unter Praktikern sehr wohl wahrgenommen - und ist so wichtig angesichts des undifferenzierten "Buzz", der uns auch in Fachthemen zunehmend umgibt. Bleib dran!