Check In? - Eine gute Frage!
Ein guter Check-In fühlt sich wie ein freundlicher Empfang in einem Hotel an - Er unterstützt uns dabei anzukommen

Check In? - Eine gute Frage!

"Icebeaker are tools that enable the group leader to foster interaction, stimulate creative thinking, callenge basic assumptions, illustrate new concepts, and introduce specific material."  - Sue Forbess-Greene

Während in der Bubble der Facilitator*Innen Ice Breaker oder Check-In Fragen sich mehr als selbstverständlich anfühlen, beobachte ich innerhalb von Organisationen immer noch das Gegenteil.

Entweder reagieren Teilnehmende irritiert oder fast schon genervt von dieser Spielerei die irgendwer mal ausprobiert hat, aber irgendwie nichts bringt.

Dabei muss das nicht so sein und in diesem Artikel möchte ich ein wenig darauf eingehen.

Von was sprechen wir wenn wir von Check-In oder Ice Breaker Fragen sprechen?

Eine Check-In Frage am Anfang eines Meetings, oder einer Retrospektive ist eine Möglichkeit sich gegenseitig einzustimmen (erwärmen) durch das Antworten und Stellen einer Frage, die uns miteinander verbinden soll.

Vielen Menschen fällt es schwer, auf Knopfdruck in einen spielerischen oder kreativen Modus umzuschalten, vor allem dann, wenn die zuvor oder üblicherweise ausgeführte Tätigkeit sehr kopflastig ist. Während der Erwärmung geht es also darum, eine offene, spielerische und sichere Arbeitsatmosphäre zu schaffen. (Dellnitz, Gentsch, Sierralta Espinoza, Niemeyer, Wehner, Tornow, 2021, S.72)

Mit der Frage zu Beginn des Meetings erwärmt die moderierende Person die Gruppe und animiert sie zur gemeinsamen Beantwortung. Es sollte etwas sein, was jeder beantworten kann und sich niemand dadurch bloßgestellt fühlt. Ziel ist es die Gruppe auf sich einzustimmen und den Raum für das zu besprechende Thema zu öffnen.

Ein wichtiges Kriterium für erfolgreiche Meetings ist, dass alle Personen aktiv einbezogen werden. Jede Meinung zählt! Jeder kann etwas beitragen! Die Erfahrung zeigt, dass auch zurückhaltend erscheinende Personen hilfreiche Gedanken und Ideen haben, die oft jedoch nicht gehört werden. (Kotrba, Miarka, 2019, S172) (Kline 1998, S. 102ff).

Ice Breaker können meiner Meinung nach diesen Raum des gehört werden öffnen.

Forbess-Greene unterscheidet in Ihrem Buch die folgenden Kategorien:

  • Openers and Warm-Up: Stimulieren die Gruppe und fordern sie heraus
  • Getting Acquainted: Sich näher kennenlernen in einem sicheren Rahmen
  • Energizers: Reaktivierung der Gruppe nach einer Pause oder wenn die Energie allgemein gering ist
  • Games and Brainteaser: Kann als Einführung zur Problemlösung verwendet werden, oder Team Building Übung
  • Feedback and Disclosure: Teilen eigener Gefühle und Gedanken des Gelernten

Icebreaker haben damit drei Kernaufgaben:

  •  Einstimmen der Teilnehmenden auf die zu lösende Aufgabe
  • Beziehungspflege
  • Veränderung der Teamkultur (indirekt)

Wie schafft eine simple Frage das?

Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Zusammenarbeit in einem Team ist gegenseitiges Vertrauen. (Kotrba, Miarka, 2019, S. 117). Durch das Teilen von Erfahrungen stärken wir über Zeit das Vertrauen ineinander. Vertrauen ist eine magische Zutat, die Beziehungen aufblühen lässt. Jemandem zu vertrauen bedeutet, an eine Person zu glauben - zu glauben, dass ihre oder seine Absicht gut sind und dass nach den Hinweisen dieser Person zu handeln nützlich sein wird. Wenn Sie einer Person vertrauen, dann fühlen Sie sich in deren Anwesenheit sicher und wohl dabei, Ihre Gedanken frei zu äußern. (Roman Pichler 2022, S. 19)

Icebreaker schaffen den Rahmen in dem jede anwesende Person gehört wird und sich aktiv äußern kann. So kann eine kleine Frage am Anfang des Meetings dafür sorgen, das bereits am Anfang des Termins jeder einmal gehört bekommen hat und Vertrauen sich aufbauen kann.

Ein andere Punkt ist das Gefühl von Zugehörigkeit. Es ist ein menschliches Bedürfnis dazuzugehören, Teil von etwas Größerem zu sein. Um Zusammenarbeit und Kooperation zu ermöglichen, ist es daher nötig, den gegenseitigen Kontakt zu fördern. (Kotrba, Miarka, 2019, S. 148)

Durch das teilen von Interessen und Hobbies kann ein (Getting Acquainted) Check-In mit dem entsprechenden Ziel, das Gefühl von Zugehörigkeit verstärken. 

So könne die Fragen dabei helfen:

  •  Kolleg*innen besser kennen zu lernen
  • Ihre Werte zu verstehen
  • Gemeinsamkeiten zu erkennen
  • Besser zusammenzuarbeiten

Damit fördern sie auch die Empathie. Empathie ist unsere Fähigkeit, die Gefühle, Bedürfnisse und Interessen anderer zu verstehen und die Perspektive einer anderen Person einzunehmen. Empathie bringt eine warmherzige, offene und freundliche Haltung mit sich. Empathisch zu sein bedeutet, sich etwas aus der anderen Person zu machen und dies zu akzeptieren. (Roman Pichler 2022 S.10f)

Wie wähle ich den richtigen Einstieg?

Robert C. Preziosi empfiehlt im Buch Icebreakers:

Um den für deine Teilnehmenden und den Kursinhalt relevanten Icebreaker zu wählen, frage dich folgendes: 

  1. Habe ich genug Zeit?
  2. Wie gut fügt es sich in mein Konzept (content flow im Original)?
  3. Erlaubt es einen steilen Lernerfolg?
  4. Hilft er Vertrauen und Offenheit zu fördern?
  5. Macht es Spaß und wirkt energetisch?
  6. Wird sich jemand der Teilnehmenden unwohl fühlen?
  7. Ist er einfach verständlich?
  8. Wie werden sich die Teilnehmenden danach fühlen?
  9. Wie fühle ich mich als Fragestellende*r danach?

Sicher lässt sich jetzt Fragen ob das nur Spielerei ist? Dazu lässt sich festhalten das der große Nutzen des Spielens ist, dass wir dadurch schlauer werden, mehr über die Welt lernen, als jemals in unseren Genen stehen kann, und immer anpassungsfähiger werden, sagt Stuart Brown, ein bekannter amerikanischer Spieleforscher. Spielen macht die Arbeit dabei nicht lustiger, sondern kann dazu beitragen, die Art und Weise, wie Menschen ihre neuen Aufgaben wahrnehmen, positiv und dauerhaft zu verändern. (Dellnitz, Gentsch, Sierralta Espinoza, Niemeyer, Wehner, Tornow, 2021, S.23f)

Abschließend lässt sich zusammenfassen:

  • Ein Check-In am Anfang des Meetings erwärmt das Gespräch zwischen den Teilnehmern einer Trainingsgruppe oder eines Meetings.
  • Icebreaker können dazu beitragen, die Effizienz von Schulungen oder Meetings zu verbessern, indem sie die Bindungen zwischen den Teilnehmern stärken.
  • Sie können alleine stehen oder als Einstieg in das Meeting oder die Aktivität dienen.
  • Die besten Icebreaker verstärken den Grund für das Zusammenkommen der Gruppe.

Johanna Amlacher

Fragestellerin und Dialog-‚ Veränderungs- & Prozessbegleiterin begeistert von Menschen, Serious Games und der Zukunft

1 Jahr

Ralph Miarka, Veronika Jungwirth Ich glaube, dass ihr euch sehr freut in dem Zusammenhang zitiert zu werden und den Artikel auch spannend findet.

Brigitte Hettenkofer

Ich helfe Teams, belastbarer und erfolgreich zu sein - mit dem Team-Resilienz-Rad und Resilienz-Training | Mental Health - Neuroimagination 🧠 | 📙 Autorin & 🎤 Speakerin

2 Jahre

Ich arbeite in meinen Teamentwicklungen so gerne mit guten Check-Ins, das hilft sich den weniger schönen Themen dann zu widmen.

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