Das bisherige Börsenjahr 2022...

...war für Börsianer bisher nicht gerade prickelnd. Ganz im Gegenteil: Es gehört zweifellos in die Kategorie der schlechtesten Jahre. Die großen Indizes haben seit ihren Höchstständen Anfang 2022 bis zu 25 % abgegeben. Die Gründe für die Entwicklung sind vielschichtig. Sie reichen vom Ukraine-Krieg und den steigenden Energiepreisen über die Inflation und höheren Lohnkosten bis hin zu Lieferketten-Problemen und steigenden Zinsen. Und die Aufzählung ließe sich zweifellos weiter fortsetzen. 

Kurzum: Das Umfeld für Aktien ist momentan nicht gerade ideal - oder vielleicht doch??

Diese Woche wurde ich von einem Bekannten gefragt, wie ich denn jetzt in so einem Marktumfeld zum Aktienkauf raten kann: die Inflation liegt bei rund 10%, eine Beendigung des Ukraine-Konfliktes ist nicht in Sicht, explodierende Energiepreise bis hin zu steigenden Zinsen und nicht zu letzt die Angst vor einer Rezession.

Ich fragte ihn daraufhin (zugegebenermaßen etwas provokativ) wann er denn dann Aktien kaufen würde. Er meinte, das wüsste er auch nicht, auf jeden Fall nicht jetzt, da die Kurse ja noch weiter fallen könnten.

Absolut richtig, sie könnten aber auch morgen schon wieder anfangen zu steigen. 

Was kurzfristig an den Börsen passiert wissen bekanntermassen nur zwei, der Hellseher und der Lügner.

Was ich aber weiß, ist, dass der Markt irgendwann wieder nach oben dreht. Selbst wenn die Kurse kurzfristig noch weiter fallen sollten. So war es immer, seit es die Börse gibt und es wurden stets neue Höchstmarken erreicht (siehe Chart S&P500 der letzten 30 Jahre).

Man muss nur die Geduld haben, die Korrekturen auszusitzen und den Mut, in solchen Schwächephasen Aktien zu kaufen beziehungsweise günstiger nachzukaufen.

Historisch betrachtet waren solche Korrektur-Phasen immer hervorragende Kauf- bzw. Nachkauf-Gelegenheiten. 

"Kaufe, wenn alle ängstlich sind..." sagte schon Investor-Legende Warren Buffett. 

Und viel ängstlicher geht kaum noch, schaut man sich den „Fear and Greed Index“ von CNN BUSINESS vom 7. Oktober an:

Apropos Rezession, Wirtschaftsexperten sagen für nächstes Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes voraus und prognostizieren ein Rezessionsjahr. Was bedeutet das jetzt für unsere Aktien?

An den Börsen werden ja bekanntlich zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen vorweg genommen.

In einem Wirtschaftsblatt war kürzlich zu lesen, wie sich die Börsen in den letzten sechs Rezessionsjahren in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg entwickelt haben. 

Überraschender Weise sind in allen sechs Rezessions-Jahren, 1967, 1975, 1982, 1993, 2003 und 2009 die Aktien gestiegen. Der Vollständigkeit halber muss hier aber auch erwähnt werden, dass die Kurse in dem jeweiligen Jahr davor meist auf Tauchstation gegangen sind.

Oft will man nicht in den Aktienmarkt einsteigen, weil ja die Kurse ganz oben sind. Ergibt sich dann bei einer Korrektur oder gar einem Crash (ab -25%) eine günstige Gelegenheit, trauen sich viele auch wieder nicht, weil die Kurse ja noch weiter abrutschen könnten. Die Krux dabei ist, dass man dann auch nicht investiert ist, wenn die Börsen wieder nach oben drehen.

In ein paar Jahren wird man den günstigen Kursen von heute hinterhertrauern und bedauern, dass man den Einstieg verpasst hat. Da bin ich mir sicher!

In diesem Sinne, noch ein schönes Wochenende und bleibt neugierig

Jürgen Fiebig