Das Ende des Lockdowns: „Impfungen und Schnelltests müssen jetzt die Wende bringen!"
Hamburgs ältester Speicher, die Harburger Kultur- und Eventlocation „Speicher am Kaufhauskanal“ von 1827, plant trotz Lockdown die Wiederaufnahme der Saison im Sommer.
Den Schwerpunkt des Geschäfts bilden Firmenveranstaltungen wie Incentives und Produktvorstellungen, aber auch Sommerfeste und Weihnachtsfeiern. Daneben ist der Speicher am Kaufhauskanal eine der meistgebuchten Hochzeitslocations im Hamburger Süden. Das Auftragsbuch mit Terminen ist gut gefüllt.
„Wir sind von 800.000 Euro Jahresumsatz in 2019 auf praktisch null im Corona-Jahr 2020 gefallen“, bilanziert Henry C. Brinker, der bis 2010 als erster Marketingdirektor der Elbphilharmonie die kommunikativen Weichen für das Prestigeprojekt gestellt hatte. Zuvor war Brinker Geschäftsführer von Klassikradio und Senior Manager bei MDR und Semperoper. Als Highlights plant er im Speicher für dieses Jahr ein Beuys-Projekt zum 100. Geburtstag des Künstlers und ein „Gretel & Hänsel“-Musical in einer humorvoll gegenderten Aktualisierung des Grimmschen Märchens.
Der gelernte Journalist und erfolgreiche Kulturmanager betreibt neben dem Speicher seit 10 Jahren das Beratungsunternehmen Brinkermedia. Zu seinen Kunden gehören unter anderem Kongresse, Behörden, Verbände und Festivals. „Zum Glück ist Beratung auch ein Krisengeschäft. Doch es wäre schade, wenn der für 1,8 Millionen Euro vor 6 Jahren renovierte Speicher in diesem Jahr nicht auf die Beine kommt!“ Brinker denkt dabei vor allem an seine 30 Mitarbeiter, darunter viele Studenten und nebenberuflich Beschäftigte, die als Hausfrauen und Kleinverdiener auf die Einkünfte angewiesen sind.
Staatliche Unterstützung wird nur schleppend ausgezahlt, von der bereits zugesagten Novemberhilfe sind immer noch 50% nicht angekommen.
Doch das Wichtigste für Event- und Kulturveranstalter sei eine Perspektive für die Wiederaufnahme des Betriebs.
„Wir haben sehnsüchtig die Freigabe der Impfungen und die Entwicklung von Schnelltests erwartet. Wenn jetzt trotzdem für Geimpfte und Getestete eine Rückkehr zur Normalität nicht möglich sein sollte, wäre das der Treppenwitz dieser Pandemie-Geschichte“, erklärt Henry C. Brinker.
Grundsätzlich ist der 62-jährige, der den Speicher zusammen mit seiner Frau betreibt, mit dem Krisenmanagement der Großen Koalition und den Verantwortlichen vor Ort zufrieden. „Es ist einfach, nachher zu kritisieren und im Anschluss zu wissen, wie man es hätte besser machen können“, so Brinker. Wer jemals unternehmerische Verantwortung ausgeübt habe, wisse, wie schwer der Umgang mit Naturphänomenen von Wetter bis Krankheit ist, wenn der Betrieb diesen Einflüssen ausgesetzt ist.
„Ein gelegentliches Gespräch mit Hausärzten, Bauern, Gärtnern und Anglern könnte helfen, auf die eine oder andere vollmundig vorgetragene Politikerschelte zu verzichten“, ärgert sich Henry C. Brinker über die vielen Stimmen, die ohne Maß und Kenntnis der Bedingungen die anfangs stockenden Leistungen und holprigen Prozessabläufe kritisieren.