Energiewende: Verkehrswende wird für Verteilnetze zur großen Herausforderung
Energiewende-Index von McKinsey ergänzt um Sonderanalyse zur Elektromobilität: Auf lokaler Ebene Versorgungssicherheit künftig problematisch – Index: Kosten für Netzeingriffe auf Rekordhoch
Beim Thema Energiewende werden zentrale Ziele weiterhin verfehlt: Die Kosten für Netzeingriffe haben mit 1,45 Mrd. Euro in 2017 ein Rekordhoch erreicht, der Ausbau der Transportnetze stockt – aktuell sind erst 912 der bis 2020 geplanten 3.582 km fertig gestellt. Zuletzt kamen bis März diesen Jahres innerhalb von sechs Monaten nur 33 km hinzu. Außerdem ist absehbar, dass der Trend zur Elektromobilität für die Verteilnetze auf lokaler Ebene zu Engpässen führen kann. Dies sind wesentliche Erkenntnisse aus dem neuen Stand des Energiewende-Index, den McKinsey seit 2012 halbjährlich veröffentlicht. Der aktuelle Index wurde diesmal um eine Sonderanalyse ergänzt, die die Auswirkungen der Elektromobilität auf das deutsche Energiesystem untersucht hat.Diese zeigt: Während die gesamte Stromnachfrage durch die Elektromobilität nicht fundamental steigt, kann die wachsende Zahl an Elektrofahrzeugen auf lokaler Ebene schnell zu großen Herausforderungen in einzelnen Verteilnetzen führen.
Nur für sechs der 14 untersuchten Kennzahlen im Energiewende-Index ist die Zielerreichung bis 2020 realistisch. Erstmals hat es zwar der Indikator für die Industriestrompreise in diese Kategorie geschafft: Mit 8,7% fiel der Preis deutlich stärker als im EU-Durchschnitt (-3,7%), das hiesige Preisniveau von 8,9 ct/kWh liegt nur noch 8,8% über dem europäischen Schnitt. Aber: „Die derzeit steigenden Netzentgelte und Börsenstrompreise könnten den Indikator allerdings schon bald wieder verschlechtern“, stellt McKinsey-Seniorpartner Thomas Vahlenkamp fest, der den Index entwickelt hat.
Auch die aktuell noch positive Entwicklung bei den Arbeitsplätzen im Bereich erneuerbare Energien (+10.000 auf 338.000) sei voraussichtlich nicht von Dauer. Aufgrund der geänderten regulatorischen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windenergie sei ab 2019 ein deutlicher Rückgang der jährlich errichteten Windkraftanlagen zu erwarten. Erste Hersteller hätten bereits mit Stellenabbau in der eigenen Produktion und bei Zulieferern reagiert. Grundsätzlich weiterhin realistisch bleibt hingegen die Zielerreichung für die Indikatoren Arbeitsplätze in stromintensiven Industrien sowie Ausfall Stromversorgung, gesicherte Reservemarge und Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien.
In ihrer Zielerreichung unrealistisch bleiben neben den Indikatoren Kosten Netzeingriffe und Ausbau Transportnetze die Indikatoren für die EEG-Umlage, Haushaltstrompreise, CO2-Ausstoß sowie Primärenergie- und Stromverbrauch.
Die Detailergebnisse sind auch in der Ausgabe 9/2018 der Energiewirtschaftlichen Tagesfragen veröffentlicht.