Was Führungskräfte für Resilienz tun können: fünf Tipps zur direkten Umsetzung (Teil 2)
Resilienz ist angeboren und Führungskräfte können wenig dafür tun? Stimmt nicht. Auch im späteren Leben kann Resilienz erlernt und gefördert werden. Fünf Tipps, was Führungskräfte für die eigene Resilienz und die ihrer Mitarbeiter tun können:
1. Die Wahrnehmung der Umwelt
Resiliente Menschen betrachten ihre Realität eher nüchtern. Illusionsfrei wird Beeinflussbares von nicht Beeinflussbarem unterschieden. Fehlt es an Motivation, kann die „Es-wird-schon-Haltung“ helfen.
Für Strategien und Aktionen ist der kühle Realitätssinn zielführend und der bestehende Realismus ist weit entfernt von Übertreibungen und Risiken. Kurz gesagt: Die Mücke wird nicht zum Elefanten.
2. Verhalten: Selbstdisziplin und „gesunde“ Gewohnheiten
In Krisenzeiten fördern tägliche Routinen die Resilienz. Genauso wichtig ist, dass Führungskräfte als Vorbilder fungieren und aufzeigen, was möglich ist. Zum Beispiel die Einhaltung im Arbeitsschutz, ausreichende Pausenregelungen, verträgliche Arbeitszeiten sowie gelebte Kommunikation und ergonomische Arbeitsplätze.
Alles, was der Resilienz nicht zuträglich ist, sollten Führungskräfte nach Möglichkeit stoppen. Dazu gehören unproduktive Stimmungsmache, hinterrücks Reden, nachlässige Arbeitsweisen und alles, was der Gesundheit schadet. Andererseits sollten Disziplin, Wertschätzung und ein gesundes Selbstwertgefühl gefördert werden.
3. Haltungen und Fähigkeiten: Wichtig sind hier Lösungskompetenz und Lösungsorientierung
Anstatt in Problemen zu versinken, ist zuerst der Lösungswille gefragt. Resiliente Menschen reflektieren. Ein wieso, weshalb, warum und wer ist Schuld, ist für sie nicht zielführend.Ihr Tüfteln stabilisiert ohne große Kosten zu verursachen. Ihr Improvisieren kann erste Produktlinien oder Organisationseinheiten entstehen lassen. Ihr Stepp by Stepp-Weitergehen mit kreativer und pragmatischer Denkweise ermöglicht kleine Verbesserungen und verschafft Atempausen. Alles in allem ist der ungebrochene Wille vorhanden, mit bestehenden Mitteln in bekannter Umgebung auf eine Lösung hinzuarbeiten.
4. Innergemeinschaftliche Identität und Rolle: Bin ich connected (bezogene Individuation)
Zu wissen, warum und für wen man etwas tut, lässt Belastungen besser ertragen. Sie schaffen ein für sie relevantes „Wir“ und damit Gemeinschaften, die Mitarbeiter und Fürhungskräfte in ihrer Rolle tragen. Die eigene gemeinschaftliche Rolle und Verantwortung wird konstruktiv genutzt. Diese Situation kann Führungskräfte auch vor Allmachtsfantasien schützen. Ihre Funktion als Führungskraft verwechseln sie nicht mit der eines Sozialarbeiters und lassen sich helfen, wenn sie an ihre eigenen Grenzen stoßen. Kurz gesagt: Sie können geben und nehmen, ohne ihren Selbstwert zu untergraben. Dieser sozial verträgliche Egoismus mit Geben und Nehmen und die gemeinschaftliche Krisenbewältigung schützt sie und andere vor Aufopferung.
Nicht zu leugnen sind gewisse Spannungsfelder zu ethischen Idealen. Eventuell stellt ein resilienter Mensch sein eigenes Überleben in speziellen Situationen hinter das von denen in seiner Gemeinschaft. Aber nicht dauerhaft. Und in Situationen mit emotionaler Brisanz entlastet die eigene Gesellschaft. Es besteht eine kollegiale Intervision. So hilft Gemeinschaft den Menschen, über sich hinauszuwachsen und Krisen zu bewältigen.
5. Wertewelten zugehörig sein/Das Erschaffen von Sinn und am Schlechten das Gute erfassen
Das Aufrechterhalten von Sinn wird durch starke Kernwerte sowie Ethik oder starke Überzeugungen, erleichtert.
Sinn sehen und schaffen können gemeinsam kultiviert werden. Kreatives Re-Framing (auch positive Seiten einer Situation zu sehen) erlaubt in belastenden Situationen, etwas in einem anderen Licht zu sehen, wodurch eine Veränderung der Referenzsysteme erfolgt.
Eine resiliente Organisation ist geprägt von starken und sinnstiftenden Werten, durch die Individuen gebunden werden. Zu bedenken ist, dass sich resiliente Individuen auch gegen die Gemeinschaft stellen können. Deshalb müssen bindende Organisationswerte in Krisenzeiten verteidigt und Menschen sich verpflichtet fühlen, die eigene Resilienz zu fördern. Das heißt: Die eigenverantwortliche Bewältigung von Schwierigkeiten ist zu aktivieren und damit die eigene Resilienz zu erhalten oder zu erhöhen. Zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Werten muss die Balance immer wieder aktiv hergestellt werden.