Gedanken zur Athletikkonferenz 2023
Das Gehirn im Sport: Ein ungenutztes Potenzial?
Ein Nachklang zur Athletikkonferenz 2023
Als jemand, der zwei Jahrzehnte im Profisport verbracht hat, sehe ich mich weder als Sportwissenschaftler noch als Physiotherapeut. Doch die Eindrücke und Erfahrungen, die ich während meiner bisherigen Zeit bei Skillcourt gesammelt habe, geben mir das Gefühl, dass eine wichtige Komponente im Training oft übersehen wird.
Auf der Athletikkonferenz (ATK) dieses Jahres war es nicht zu übersehen: Trainer und Therapeuten sind von den Themen Schnelligkeit und Kraft besessen. Selbst wenn bereits zahlreiche Vorträge zu diesen Themen gehalten wurden, suchen alle ständig nach minimalen Verbesserungen. Zweifellos hat der Leistungssport in diesen Bereichen in den letzten Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Doch stellt sich die Frage: Haben wir die Grenzen der physischen Entwicklung erreicht? Und können wir wirklich sicher sein, dass diese minimalen physischen Verbesserungen auf dem Platz ihre Wirkung zeigen?
Arsene Wenger, eine Ikone des Fußballs, drückte es schon 2021 treffend aus:
„The physical time dedicated to improve is now limited. All the players who could not produce the quantity demanded have been kicked out of the game. Maybe the next step is to see what's going on in the brain. The next step could be speed of decision-making, quality of information taken and the flexibility of decision-making.Because of the physical qualities, the space available and the time available to make decisions has been reduced. We have seen from feet to head everything has improved“
Das Gehirn ist der Ursprung jeder willentlichen Bewegung. Und während wir oft betonen, dass im Leistungssport der Kopf eine entscheidende Rolle spielt, scheint das kognitive Training noch immer im Schatten zu stehen. Dabei hat das Training des Gehirns, besonders im Bereich der Kognition, nicht nur Auswirkungen auf die sportliche Leistung, sondern auch Vorteile in der Verletzungsprävention und Rehabilitation. Um die gleiche Leistung zu erreichen, müssen visuell-kognitive Defizite über ein höheres motorisches Investment ausgeglichen werden.
Während der ATK wurden sogar Studien vorgestellt, die eine deutliche Korrelation zwischen bestimmten kognitiven Tests und der Leistung auf dem Platz zeigten. Dennoch schien das Hauptinteresse der meisten auf der physischen Seite des Sports zu liegen.
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In einer Zeit, in der der Fußball bei der Entwicklung junger Talente eine Krise durchmacht, sollte das Training des Gehirns nicht übersehen werden. Schließlich verbraucht das Gehirn, obwohl es nur 2% der Körpermasse ausmacht, beeindruckende 20% der Energie, wie eine Studie von Herculano-Houzel aus dem Jahr 2012 zeigt.
Um es klarzustellen: Niemand plädiert dafür, dass nur noch das Gehirn trainiert werden sollte. Doch die Bedeutung kognitiver Aspekte im Training sollte nicht unterschätzt werden, besonders wenn es um etablierte Themen wie Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer geht.
Ihre Gedanken als Experten zu diesem Thema sind herzlich willkommen. Es ist an der Zeit, das enorme Potenzial unseres Gehirns zu erkennen und zu nutzen.
Train your brain! 🧠