Gesundheit ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht
Bildhinweis: Es ist natürlich nur Puderzucker!

Gesundheit ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht

2025 wird ein teures Jahr. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung steigen, aber für viele von uns bedeutet das mehr als nur höhere Kosten. Für Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder finanziell schwächeren Hintergründen wird Gesundheit zu einem täglichen Kampf – nicht nur um das Leben selbst, sondern auch um Geld, Teilhabe und Würde.


Krankheit bedeutet oft Ausgrenzung – und Armut macht unsichtbar.

Ein paar Beispiele aus der Realität:

  1. Der Weg zur Klinik: Eine Fahrt zur Spezialklinik kostet 50, 100, 200 Euro – je nach Entfernung. Steuerlich absetzbar, heißt es. Aber was, wenn du Bürgergeld beziehst oder ein niedriges Einkommen hast? Was, wenn du keinen Cent vorstrecken kannst? Dann bleibt die Klinik fern und die Krankheit schreitet weiter voran.
  2. Das „Privatvergnügen“ Gesundheit: Eine junge Frau mit Multipler Sklerose kann kaum mehr laufen. Ein Rollstuhl oder ein spezieller Umbau der Wohnung würde ihr das Leben erleichtern. Doch der Antrag wird abgelehnt. „Nicht notwendig“ oder „zu teuer“, heißt es. Was bleibt, ist die Isolation in den eigenen vier Wänden.
  3. Digitale Gesundheitsanwendungen – Luxus oder Notwendigkeit? Ein junger Mann mit schwerem Asthma könnte seine Lungenwerte über eine App überwachen. Doch die Krankenkasse lehnt die Kostenübernahme ab. „Digitale Anwendungen seien zu teuer“, heißt es. Seine Lösung? Keine. Denn die 50 Euro im Monat für die App hat er schlicht nicht.

Die Folge: Wer kein Geld hat, bleibt außen vor. Wer krank ist, wird unsichtbar. Die Krankheit isoliert den Körper – und die finanzielle Schwäche isoliert das Leben.


Barrierefreiheit zu Hause – ein unerreichbarer Traum?

Ein begehbares Bad. Ein Treppenlift. Eine zugängliche Dusche. Für viele Menschen mit Behinderungen sind diese Dinge der Schlüssel zur Selbstständigkeit und Lebensqualität. Aber:

  • Ein Umbau kostet schnell 10.000 bis 20.000 Euro.
  • Finanzierungen? Mangelhaft. Viel Bürokratie, viel Ablehnung.
  • Ergebnis? Menschen, die im eigenen Zuhause gefangen sind.

Wie absurd ist es, dass wir 2024 immer noch darüber reden müssen, ob jemand mit einer Gehbehinderung Zugang zu seinem eigenen Badezimmer bekommt?

Ein Beispiel: Eine ältere Frau mit einer Hüftprothese musste jedes Mal von ihrem Sohn in die Badewanne gehoben werden. Die Krankenkasse lehnte den Umbau ab. „Unnötig“, hieß es. Nach einem Sturz landete sie im Krankenhaus – mit einer erneuten Fraktur. Das hätte verhindert werden können.


Gesundheit ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht.

Es wird immer gesagt: „Wir dürfen niemanden zurücklassen.“ Doch die Realität sieht anders aus:

  • Menschen mit geringem Einkommen können sich medizinische Vorsorge nicht leisten.
  • Hilfsmittel, die Lebensqualität sichern, sind zu teuer oder zu bürokratisch zu beantragen.
  • Der Zugang zu psychischer Gesundheit ist für die meisten schlicht unmöglich – zu teuer, zu lange Wartezeiten.

Und das, während wir Krankenkassenbeiträge zahlen. Während wir Steuern zahlen. Während wir arbeiten gehen – trotz Krankheit, trotz Einschränkungen.


Du bist krank? Dann kämpfst du.

Krankheit bedeutet nicht nur körperliche oder seelische Belastung. Sie bedeutet auch:

  • Kämpfen um Anträge, um Genehmigungen, um Hilfsmittel.
  • Kämpfen um finanzielle Stabilität.
  • Kämpfen um die eigene Würde.

Und währenddessen – wer hilft uns? Das System? Das oft nicht mitdenkt?


Staatliche Unterstützung? Ein System voller Hürden.

Es gibt sie – steuerliche Vorteile, finanzielle Hilfen, Ermäßigungen. Doch wie viele davon kennst du? Und wie viele davon sind wirklich zugänglich?

  • Ein Behindertenpauschbetrag bei der Steuer? Klingt gut. Aber: Der Betrag ist oft viel zu niedrig und deckt die tatsächlichen Kosten nicht ansatzweise ab.
  • Außergewöhnliche Belastungen? Du musst jeden einzelnen Euro nachweisen – und oft bis zur Unzumutbarkeitsgrenze kämpfen, bevor überhaupt etwas angerechnet wird.
  • Fahrtkosten zur Klinik? Ja, absetzbar – aber erst, wenn du alles minutiös dokumentierst und im Zweifel erklären kannst, warum genau du fahren musstest.
  • Hilfsmittel und Umbauten? Vieles davon könnte gefördert werden – aber niemand informiert dich darüber. Nur wer proaktiv alles beantragt, bekommt auch Unterstützung.


Das Finanzamt als Gegner statt Partner.

Du gehst nicht nur gesundheitlich auf dem Zahnfleisch, sondern bist auch noch ständig in der Rechtfertigungspflicht:

  • Warum hast du diese Fahrt unternommen?
  • Warum war das Medikament notwendig?
  • Warum brauchst du diesen Umbau?

Ein Beispiel: Eine Familie mit einem Kind im Rollstuhl beantragte den steuerlichen Abzug für den Einbau eines Treppenlifts. Das Finanzamt verlangte erst einmal ein ärztliches Attest, dann detaillierte Kostenvoranschläge und schließlich einen Nachweis, dass das Haus auch wirklich ohne den Lift unzugänglich war. Statt Hilfe gab es Hürden. Statt Verständnis gab es Misstrauen.

Es fühlt sich an, als müsstest du dich für deine Krankheit oder Behinderung ständig entschuldigen. Als wäre jede Unterstützung, die du bekommst, ein Gnadenakt und kein Recht.


Aufklärung? Fehlanzeige.

Der Staat bietet Hilfen – aber sagt es dir keiner. Wenn du nicht selbst recherchierst, Anträge stellst und Formulare ausgräbst, bleiben dir die meisten Möglichkeiten verborgen. Ein paar Beispiele:

  • Viele Menschen wissen nicht, dass sie einen Grad der Behinderung (GdB) beantragen können. Und selbst wenn sie es tun, verstehen sie das komplizierte Verfahren nicht.
  • Steuererleichterungen für Fahrtkosten? Ja, aber nur für die, die bereit sind, jeden Kilometer zu dokumentieren.
  • Wohnungsumbau-Förderungen? Ja, aber nur, wenn du unzählige Anträge stellst und dabei den „richtigen“ Fördertopf findest.

Das Ergebnis: Wer am meisten Hilfe bräuchte, bekommt sie am wenigsten. Weil er entweder die Kraft nicht mehr hat oder die Informationen fehlen.


Es ist Zeit für Veränderung.

Wir können nicht weiter schweigen. Wir müssen laut werden. Es braucht:

  1. Finanzierung für Hilfsmittel und barrierefreie Umbauten. Kein Mensch sollte darum kämpfen müssen, sein eigenes Zuhause nutzen zu können.
  2. Besseren Zugang zu psychischer Gesundheit. Therapie und mentale Unterstützung dürfen kein Luxusgut sein.
  3. Digitale Gesundheitsanwendungen als Selbstverständlichkeit. Die Diskussionen mit Krankenkassen müssen enden – wir brauchen moderne Lösungen, die helfen.
  4. Ein Ende der Isolation durch Armut. Niemand darf unsichtbar werden, weil die Kosten zu hoch sind. Niemand.


„Wir haben uns das nicht ausgesucht.“

Krankheit oder Behinderung kommen nicht auf Einladung. Niemand wünscht sich das. Und doch kämpfen viele von uns – jeden Tag. Es ist Zeit, dass das System uns mitdenkt und uns nicht noch zusätzliche Steine in den Weg legt.

Denn wir haben ein Recht auf Gesundheit. Ein Recht auf Teilhabe. Ein Recht auf ein Leben in Würde.

Angelika Acker

Carpe diem. Hic et nunc. Pro diversitate.

1 Woche

Stimmt. Das sehe ich bei Bekannten und Freunden, die keine Privatversicherung haben. Ich habe diese private Versicherung jahrzehntelang nie gebraucht, weil ich einen Betrag bis 3000 € selbst zahlen musste und nie krank war. Dann stand der Tod vor der Tür und ich war sehr angetan von der sehr schnellen und teuren Hilfe. Das erste Mal bin ich froh über die bevorzugte Behandlung und frage mich, was (und ob!) ich überlebt hätte als Kassenpatient. Denn die müssen immer sehr lange warten auf Diagnosen. Ob man einkalkuliert, dass sie dann schneller tot sind? Oder stärker erkranken und es dann mehr Umsatz für die Pharmaindustrie gibt? Der Gedanke ist mir gekommen und lässt sich nicht mehr wegdrücken.

Katrin Bindig

Einzelhandel Fachkraft

1 Woche

Ich bin auch dankbar für die Grundversorgung ,als Krebspatientin wurde ich besser versorgt als Patientinnen in anderen europäischen oder nichteuropäischen Ländern .♡ Es hapert an der Versorgung mit Hilfsmitteln und Medikamente die über ein angeordneten Budget liegen:-/.

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