Gleichstellung braucht Männer!
Gleichstellung ist kein Frauenthema. Es braucht vor allem die - meist männlichen - Führungskräfte. Denn Männer sind ein Teil der Lösung des Problems. Aber wie kann das gelingen?
Bestehende Massnahmen - schön und gut, aber?
In den Führungsetagen von Unternehmen und Verwaltungen ist der Frauenanteil bekanntermaßen nach wie vor gering – und je höher die Managementebene, umso geringer der Frauenanteil.
Unternehmen reagieren - wenn überhaupt – darauf eher mit Einzelmaßnahmen zur weiteren Qualifizierung und zum Empowerment von Frauen. Sie machen Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Karriere und Familie, Mentoring- und Seminarprogramme, Netzwerke von Frauen etc. Das sind unbestreitbar sinnvolle Aktivitäten. Aber die Annahme, dass allein der Fokus auf Frauen die Situation ändert, greift zu kurz. Denn diese Aktivitäten sind meist darauf ausgerichtet, dass sich Frauen verändern und an die Gegebenheiten der Unternehmen anpassen, was auch als „Fix the Women“ bezeichnet wird. Notwendige Veränderungen von Unternehmensstrukturen und –kulturen bleiben dabei unberücksichtigt.
Männer mit ins Boot holen
Durch den Fokus der Gleichstellungsarbeit als „Frauenthema“ blieb bislang die Rolle männlicher Kollegen, Vorgesetzter und Mitarbeiter unthematisiert - und damit auch ungenutzt. Gerade um den notwendigen kulturellen Wandel anzustoßen ist es jedoch unabdingbar insbesondere die - überwiegend männlichen - Führungskräfte mit ins Boot zu holen.
Diese stellen nicht nur eine bisher kaum genutzte Ressource für Gleichstellungsinitiativen dar, sondern sie sind – quantitativ wie qualitativ – eine einflussreiche Stakeholdergruppe. Da Gleichstellung Organisationsveränderung bedeutet, spielen - wie bei jedem Change-Prozess - die Führungskräfte eine entscheidende Rolle. Sie müssen als Gestalter, Akteure, Unterstützer, Promotoren etc. einbezogen werden, um Chancengleichheit im Sinne eines "Fix the System" erreichen zu können.
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Warum sollten sich Männer für Gleichstellung überhaupt engagieren?
Auch Männer profitieren von Gleichstellung: Bislang verbringen sie eher überlange Arbeitszeiten im Büro und tragen die Hauptlast für das Familieneinkommen. Diese Verantwortung, wie auch die sich häufig in männlich dominierten Unternehmen bestehende Konkurrenz- und Dominanzkultur ist auch für Männer ungesund. Ihr Lebensentwurf ist auf die Rolle der „tough guys“ festgelegt, der die Familie ernährt und Karriere macht. Abwechslung und Vielfalt durch Sabbaticals, Familienzeiten, Teilzeitarbeit, Hausmann-Dasein oder ähnliches gibt es zwar, sind momentan aber noch allzu häufig Ausnahmen und noch nicht die Normalität.
Viele Väter hätten auch gerne mehr Zeit für die Familie. Väter wie Mütter möchten nach der Familiengründung für ihre Kinder da sein. Eine verlässlichere berufliche Entwicklung von Frauen ermöglicht es Männern, hier entspannter leben zu können und zugleich ihre Frauen stärker zu entlasten. Es wird deutlich: Verändern sich Unternehmenskulturen und -strukturen hin zu mehr Gleichstellung, eröffnet das ebenso eine Vielfalt an Möglichkeiten für Männer.
Gleichstellung, Chancengleichheit sowie Diversity tragen maßgeblich zum wirtschaften Erfolg von Unternehmen bei. Ein besseres Arbeitsklima sowie Fairness sind nach den Ergebnissen unserer Befragung männlicher Führungskräfte in Schweizer Unternehmen die höchsten Motivatoren, um sich für Gleichstellung zu engagieren.
Dies sind nur ein paar Beispiele. Wir freuen uns, wenn Sie weitere Gründe in den Kommentaren ergänzen.
Gemeinsam Zusammen
Selbstverständlich braucht Gleichstellung nicht nur Männer. Es braucht ebenso Frauen. Und weil wir der Meinung sind, dass Gleichstellung und Veränderung ganz besonders von Führungskräften gestaltet werden kann, haben wir unser Projekt „Leaders for Equality – Führungskräfte nutzen Chancen“ genannt.
Wir stehen mit unserer Sicht und unseren Herangehen erfreulicherweise nicht alleine, sondern ziehen zum Beispiel gemeinsam an einem Strang mit Advance – Gender Equality in Business , AllBright Stiftung , Bundesforum Männer - Interessenverband für Jungen, Männer und Väter e.V. , Competence Centre for Diversity & Inclusion (CCDI-FIM) - University of St.Gallen (HSG) , conpadres , EAF Berlin. Diversity in Leadership , Employers for Equality , HeForShe , männer.ch , Markus Theunert , MenEngage Alliance , Robert Franken , Swiss Leaders - Wer ist noch mit dabei?
Autorinnen: Julia Nentwich, Prof. Dr. und Dr. Gabriele Schambach von www.leaders4equality.ch
Championing Cultures of Allyship for Leadership Impact | Strategic Advisor on People, Culture & Reputation | Experienced Lawyer & Former Head of Public Affairs | Co-President of WE/MEN | TEDx Speaker
9 MonateFür den gemeinsamen Fortschritt in der Gleichberechtigung setzt sich der Verein WE/MEN und seine Community seit fast 5 Jahren ein. Wir kamen rasch zum Schluss, dass der grösste Hebel in den Unternehmen liegt. In Zusammenarbeit mit dem PLAID Lab des CCDI-FIM-HSG wollen Konrad Weber und ich das Allyship-Konzept in Organisationen bringen. Das Interesse ist da.