Home Office an der Costa del Sol?
Wahrscheinlich hat schon jeder mal darüber nachgedacht den Arbeitsplatz für einige Woche in wärmere Gefilde zu verlegen. Und das schon vor Corona. Nach längerem Anlauf haben wir letzte Woche einen Anlauf gewagt und den Arbeitsplatz für eine Woche an die Costa del Sol verlegt. Hier mein Erfahrungsbericht.
Wenn man sich um halb neun an den Computer bewegt, blickt man genau in die aufgehende Sonne. Das ist ja schon mal eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem heimischen Arbeitsplatz. Und in der Mittagspause macht einen Spaziergang am Strand inklusive kleinem Snack. Auch das ist nicht zu verachten. :)
Das Highlight ist aber der Feierabend und insbesondere dann wenn man ein/zwei Stunden früher Schluss macht. Mann kann dann nochmal an den Strand gehen, auf der Driving Range ein paar Bälle schlagen,
den Abend am Strand ausklingen lassen
und Sonntags stößt man vielleicht zufällig auf einen Umzug zur Huldigung der Heiligen Jungfrau Maria .
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2. Contra Arbeitsplatz ander Costa del Sol
Wir hatten bei diesem Versuch eine Ferienwohnung gemietet und als Arbeitsgerät Laptop und Handy mitgenommen.
Die Bandbreite/WLAN war ausgezeichnet. Aber trotzdem gab es im Lauf der Woche mehrfach Zusammenbrüche oder das Laden von Dateien vom Firmenserver zog sich einfach zu lange hin. Und das nervt irgendwann selbst man im sonnigsten Büro.
Ähnliches gilt für die Telefonie. Zuhause gebe ich den Kundennamen in unser ERP-System ein, drücke auf "Enter" und telefoniere über Headset. Diese Konstellation ist an der Costa del Sol nicht bzw. nur mit nicht akzeptablem finanziellen Aufwand möglich. Aber es hilft zu verstehen wie komfortabel Telefonie im heimischen Büro mittlerweile ist.
Der größte Nachteil aus meiner Sicht war aber die Kommunikation mit den Kollegen. Natürlich kann man Telefonieren, Mails schreiben oder Chatten. Aber wir stellen haptische Werbemittel her und individuelle Verpackungen usw. Da wird kurz ein Muster geplottet, in der Runde besprochen, geht wieder auf den Plotter und durchläuft diverse Schleifen bis das Ergebnis zufriedenstellend erscheint. Diese Arbeit ist von der Costa del Sol aus nicht möglich mag das Wetter dort auch noch so schön sein.
Ähnliches gilt für das Erkennen von Chancen und Risiken die sich im täglichen Geschäftsbetrieb aus Gesprächen mit Kollegen, zufälligem Mithören von Telefonaten oder einem Rundgang durch die Produktion ergeben. Die Möglichkeit zum Herstellen von Verbindungen zwischen verschiedenen Vorgängen/ Prozessen, das schnelle Reagieren auf neue Entwicklungen usw. ist aus der Ferne kaum möglich.
3. Zusammenfassung
Was die die persönliche Einschätzung betrifft ist die Entscheidung klar. Der wärmere Arbeitsplatz im Süden liegt klar vorne. Aus professioneller Sicht muss ich aber ein klares Veto einlegen, zumindest für mich. Es gibt Berufe wie Influencer, Programmierer oder Digital Consultants bei denen der Arbeitsplatz tatsächlich relativ flexibel ist.
Als Geschäftsführer eines (kleinen) produzierenden Unternehmens erstreckt sich mein Aufgabenbereich aber über die gesamte Wertschöpfungskette von Einkauf über Produktion und Verkauf bis zum Versand (Finanzen, HR und IT nicht zu vergessen) und das ist aus der Ferne aus meiner Sicht professionell auf Dauer nicht zu schaffen.
Was ich mir aber vorstellen kann sind sieben bis zehntägige Reisen in den Süden - bevorzugt im Herbst und Frühling - in denen man die Arbeit temporär mit den genannten Annehmlichkeiten kombinieren kann.