Ja zu Kindern UND Karriere – es ist möglich und verändert die Arbeitswelt!
Ein Gastbeitrag unserer Autorin Maren Wölfl
Immer noch glauben viele Frauen, sich zwischen Nachwuchs und einer Stelle als Führungskraft entscheiden zu müssen. Leider. Kinder und Karriere lassen sich sehr wohl verbinden, wobei jede Familie ihre eigene Lösung finden sollte. Es braucht natürlich auch einen Beitrag auf gesellschaftlicher Ebene und in den Unternehmen. Je mehr das tun, desto mehr wird sich die Arbeitswelt zum Positiven verändern und viele davon profitieren.
Der Status quo sieht allerdings ganz anders aus. Im März 2022 hatten Frauen laut der AllBright-Stiftung einen Anteil von nur 8,3 Prozent in der Geschäftsführung deutscher Familienunternehmen; von den Vorständen der 160 börsennotierten Unternehmen in DAX, MDAX und SDAX waren Anfang September 2021 lediglich 13,4 Prozent weiblich. Das EY Leadership Barometer Österreich verzeichnete für 1/2022 einen Frauenanteil bei den Vorstandsmitgliedern von 8,5 Prozent. Damit eng zusammen hängt der enorme Anteil an in Teilzeit arbeitenden Frauen in beiden Ländern: In Österreich waren es laut Statistik Austria im Jahr 2021 satte 49,6 Prozent gegenüber nur 11,6 Prozent bei den Männern. In Deutschland schauen die Zahlen ähnlich aus.
Care-Arbeit ist meist immer noch Frauensache
Wenig verwunderlich sind die Gründe, die Frauen für eine Teilzeit-Beschäftigung angeben: Auf ihren Schultern lastet der größte Teil der Care-Arbeit, sprich Kinderbetreuung, die Pflege von älteren Angehörigen und die Aufgaben im Haushalt. Mütter werden oft als „Störfaktor“ in den Unternehmen gesehen, es gibt viele Vorurteile gegenüber Müttern und so scheuen viele Betriebe immer noch davor zurück, ihren weiblichen Top-Leuten Führungspositionen zu geben. Und das, obwohl diverse Teams – auch und gerade hinsichtlich des Geschlechts – nachgewiesenermaßen erfolgreicher sind, wie etwa der McKinsey Report „Diversity wins – How inclusion matters“ belegt. Und als ob das nicht schon genug Gründe sind, die Dinge zu ändern, kommt Folgendes hinzu: Mütter bringen viele Kompetenzen in die Arbeitswelt (dazu später mehr) und sind somit eine Bereicherung für jedes Team.
Wandel ist also angesagt – und das auf drei Ebenen: Gesellschaft und Politik, Unternehmen sowie Individuum. Während sich auf der erstgenannten Ebene nur langsam etwas tut, gibt es auf der zweiten schon viele inspirierende Beispiele von gelebter Veränderung, die zur Nachahmung einladen: Mehr Bewusstsein für den enormen Wert von Frauen und insbesondere Müttern in Führung führt quasi automatisch zu entsprechenden Handlungen: mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten, ein professionelles Karenz- und Elternzeit-Management, ein Anpassen der Recruiting-Prozesse und Strukturen und nachhaltiger Fokus auf das Thema. In jedem Betrieb sollte zunächst einmal die Herausforderung erkannt werden, um dann geeignete Maßnahmen-Pakete umzusetzen.
Fokus auf den eigenen Einflussbereich
Mit meinem Buch möchte ich vor allem den Frauen, Mütter und Leaderinnen Mut für Veränderung machen. Es fordert dazu auf, sich eines klarzumachen: Jede Frau, Mutter und weibliche Führungskraft ist großartig!
Das Geheimnis dahinter ist die Fokussierung auf den Bereich, den ich selbst „anpacken“ kann. Circle of influence nannte der US-amerikanische Bestsellerautor und Hochschullehrer Stephen R. Covey dieses Konzept. In diesem Kreis liegt alles, auf das ich einen direkten Einfluss habe, während der circle of concern das umfasst, was mich zwar betrifft, aber worauf ich diesen direkten Zugriff nicht habe. Starke Frauen registrieren Defizite beim Angebot von Kinderbetreuung, doch sie resignieren deshalb nicht, sondern gründen zum Beispiel Gruppen, die sich mit dem Aufpassen auf den Nachwuchs abwechseln. Sie wissen um die Vorurteile in den Köpfen ihrer Chefs, was ihre Leistungsfähigkeit mit der Doppelbelastung Kind und Job betrifft. Aber sie zeigen ihnen, dass sie diese meistern – ja, dass sie sogar anspruchsvolle 40-Stunden-Jobs in 30 Stunden erledigen können.
Es ist an der Zeit, dass Frauen ihre eigenen Wege gehen. Einfach machen!“ lautet das Motto, das mit diesem Buch transportiert werden soll. Es gilt, wegzukommen vom traditionellen Rollenbild der Frau als „Care-Beauftragte“, aber auch des Mannes als Allein-Ernährer. Viele reale Beispiele im Buch zeigen, wie Paare und Familien gemeinsam eine gute Lösung für ihre individuelle Situation finden. Sie gehen voran, ohne auf bessere Rahmenbedingungen zu warten, und stoßen so einen gesamtgesellschaftlichen Wandel an, der die Arbeitswelt transformieren wird.
Kompetenzen von Müttern in die Unternehmen tragen
Mehr Frauen und insbesondere mehr Mütter in Führungspositionen – das ist wohl eine der entscheidenden Strategien für eine zukunftsfähige Arbeitswelt und wettbewerbsfähige Unternehmen. Nicht nur, weil künftig gar nicht mehr genug Männer zur Verfügung stehen werden. Und auch nicht „nur“, weil so Altersarmut und finanzieller Abhängigkeit von Frauen vorgebeugt wird. Nein, auch deshalb, weil Frauen bei vielen Führungskompetenzen besser abschneiden als Männer, wie Studien belegen. Zudem haben Mütter und natürlich auch engagierte Väter Kompetenzen, die ihnen im Job zugutekommen – etwa hohe Belastbarkeit, adressengerechte Kommunikation, exzellentes Konfliktmanagement oder Prioritätensetzung. Last, but not least werden Mütter – auch als Führungskräfte in Teilzeit – dazu beitragen, dass künftig mehr der Output und nicht nur die Anwesenheit am Arbeitsplatz bezahlt wird. Und das kommt einer wahren Revolution gleich, die hervorragend mit den Bedürfnissen der Generation Z matcht.
Zum Buch
Verfügbar im Springer-Shop und auf Amazon
Bestellbar mit der ISBN: 978-3-662-66086-7
Die Autorin
Maren Wölfl lebt das Thema Kind und Karriere - beruflich UND privat. Sie hat viele Jahre in internationalen Konzernen gearbeitet, auch im Ausland gelebt und ist als Top Coach in Wien tätig. Sie hat in den letzten 15 Jahren viele Frauen in Leadership- Positionen auf ihrem Weg zu beruflichem Erfolg begleitet und unterstützt. Maren Wölfl ist Mutter von 3 Kindern.