Leadership-Bullshit-Bingo
Ich kann nicht aus meiner Haut. Wir kennen es alle, dieses Sprichwort. Besonders diejenigen, die hart an sich arbeiten, um besser im Job, ein besserer Unternehmer, ein besserer Leader zu werden, wissen, wovon ich spreche. Ich stecke nun seit 35 Jahren in dieser, meiner Haut. Als Gründerin musste ich lernen, die Bazooka in mir zu händeln, die, stets geladen, ständig feuern wollte. Ich musste lernen, meine Worte mit Bedacht zu wählen und meine Impulsivität zu zügeln. Heute, nach fast zehn Jahren als Unternehmerin, gelingt es mir meistens, aber nicht immer.
Die folgenden Sätze, die ich in meiner Laufbahn immer wieder von Führungskräften gehört habe, sind kein Ergebnis von Kurzschlussreaktionen. Sie entstehen aus anderen, vielfältigen Gründen. Aus Unkenntnis, Überforderung, aus einem falschen Rollenverständnis oder aber aus einer konservativen Haltung heraus, die es erschwert, sich dem Wandel zuzuwenden.
Es gehört zu meinem Job, zu beraten, zu erklären, Zusammenhänge darzustellen und manchmal auch Perspektiven zu verrücken. Trotzdem gibt es Momente, in denen wünschte ich mir eine Art HR-Manifest oder Leadership-Grundgesetz, so dass wir Sätze wie die Folgenden von Leadern schlichtweg nicht mehr hören werden:
„Dafür muss ich mich entschuldigen, das hat mein Mitarbeiter leider falsch gemacht.“
Wenn Dein Mitarbeiter etwas falsch macht, hast Du etwas falsch gemacht. Stell Dich vor Deine Leute.
„HR hat kein eigenes Budget; macht ja auch keinen Umsatz.“
Wenn Content King ist, ist „People“, Papst! HR ist dein größter, indirekter Business Value Treiber. Es sind die Menschen Deines Unternehmens, die über den Erfolg Deiner Company entscheiden.
„Das mach ich schnell selbst, das geht schneller.“
Pull back your Ego! Enable Deine Mitarbeiter und Du skalierst Dein Business.
„Für HR wollen wir nicht so viel ausgeben, da die Position nur eine zusätzliche Kostenstelle ist.“
HR ist keine Kostenstelle. Sie ist Dein Business Treiber. Deine Mitarbeiter sind nicht nur das wichtigste Asset der Company, sie sind Deine Company.
„Am Anfang stellen wir nur Praktikanten ein, weil das einfach am günstigsten ist“
Praktikanten und Juniors sind letztlich NICHT günstiger. Sie wollen und sollen lernen. Das erfordert Zeit von einem erfahrenen Senior, meist am Anfang von den Gründern selbst. Und Zeit ist Geld.
„Ich habe keine Lust mich mit privaten Themen meiner Mitarbeiter zu beschäftigen, ich will ja nicht deren bester Freund werden.“
Wir verbringen mehr Zeit am Arbeitsplatz, als zu Hause. Sich mit Mitarbeitern zu beschäftigen heißt nicht, dass man sofort zusammen in den Urlaub fahren muss. Es ist Dein Job, dafür zu sorgen, dass sie ihren Job gut machen können. Dafür musst Du wissen, was sie bewegt, was sie motiviert und was sie brauchen.
„Wir haben eine Vertrauenskultur, daher muss mein Mitarbeiter das allein hinkriegen. Das wäre sonst Microcontrolling.“
Nicht jedes Einmischen ist gleichzusetzen mit Microcontrolling. Man kann sehr gut Fragen zu Details stellen, ohne Ansagen zu machen.
Postskriptum:
Es ist ganz einfach: Chef zu sein, ist irre schwierig.
Consultant & Key Account bei Betriebliche Benefits Gmbh & Co. KG
5 JahreKann Ihnen nur zustimmen - wer Mitarbeiter und die Beschäftigung mit Ihnen als lästiges Übel ansieht (und das ist leider gerade bei unserem Thema, der bAV, immer noch häufig der Fall) darf sich nicht wundern, wenn gute Leute lieber zu besseren Chefs gehen...
Teamlead Events at PURELEI
5 JahreSuper Artikel. Seh ich Gott sei Dank auch immer weniger.
Danke, ein sehr treffender Artikel. Solange Firmen nach den obigen Slogans agieren haben wir einen Wettbewerbsvorteil als Anbieter.
treffender Beitrag - entspricht auch meinen Erfahrungen Sehr fragwürdig finde ich auch, wenn die HR-Abteilung mit Praktikanten und "Beginnern" aufgebaut ist, welche die Skills von langjährig Berufserfahrenen beurteilen. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass der Begriff Human Resources missbraucht wird. HR scheint eine Zwischenabteilung, um rein ökonomische Ziele der GL durchzusetzen und die Mitarbeiter nur zu diesem Zweck zu verwalten. Eine humane Verbindung von Wertekapital und ökonomischen Interessen liegt ausserhalb des Verständnisses. Dabei liesse sich dadurch so viel mehr Erfolg für den Mitarbeiter und das Unternehmen erzielen.