mein Trick, Lernen in Spaß umzuwandeln

mein Trick, Lernen in Spaß umzuwandeln

Die Debatte, dass und wie sich das Schulsystem ändern sollte, ist interessant, aber auch sehr frustrierend, also energieverbrauchend. Da ich gelernt habe, dass ich nur produktiv bin und voran komme, wenn ich dabei Energie generiere, überlasse ich die Debatte gerne anderen und schaue nebenbei, wie man dem ‚Dilemma‘ anders beikommen könnte.

Als Sprachlehrer, der seit mehr als 20 Jahren Deutsch in Barcelona unterrichtet, habe ich selbst genug an der Halsstarrigkeit der traditionellen Methodik der Sprachvermittlung gelitten und mir mit Verbesserungsvorschlägen an verschlossenen Türen den Kopf wund geschlagen.

Trotzdessen - oder vielleicht gerade deswegen - habe ich mich ganz auf die Evolution meines eigenen Unterrichts konzentriert, umgedacht, entwickelt, angewandt und verbessert, auch wenn ich dabei meines Erachtens sinnlose Grenzen überschreiten musste. Das Resultat war eine neue Methodik, die nicht nur Deutsch schneller und spannend begreifbar und anwendbar macht, sondern auch die von Jahr zu Jahr immer mehr abgeschalteten Gehirne der Lerner und Lernerinnen aktiviert und sie in die Verantwortung über ihren eigenen Lernprozess stellt.

Ein abgeschaltetes, nicht selbständig verwaltetes Gehirn ist lernunfähig, so sehr man auch die Lernbücher bunter und interessanter macht. Man kann sich als Lehrer alle Beine ausreißen, stundenlang nach spielerischen Herangehensweisen suchen und immer mehr Kahoots und andere Dummheiten in den Unterricht einbauen, es bleibt bei Energieverschwendung und führt auf lange Sicht zum Burnout. Und Strafen, wie Extrahausaufgaben oder schlechte Noten führen nur zu weiterer Verschlossenheit dem Lernstoff gegenüber. Eigentlich eine Schande für ein privates Institut, das hohe Preise für das Versprechen, eine Fremdsprache zu vermitteln, nimmt. Wir könnten uns leisten, dem Klienten das Produkt, für das er bezahlt hat, bestmöglich zu liefern. Doch auch diese eher unternehmerische Sichtweise macht bei der traditionell verschulten Koordination bereits halt und Verbesserungsvorschläge werden als Kritik wahrgenommen.

Dabei war es dann doch recht einfach, eine Methodik zu entwickeln, die Gehirne anzuschalten. Oder sagen wir besser, eine Herangehensweise. Denn jede neue Gruppe beginnt für mich mit der Frage, wozu ich eigentlich da bin. Was ist der Sinn meines Jobs?

Die ehrliche Antwort ist immer, den Lernern die Sprache so zu vermitteln und begreifbar zu machen, dass sie sie von Anfang an anwenden können und aus dem Lernen ein Abenteuerspiel zu machen, das neugiergeleitet ist.

Im Prinzip gestaltet sich mein Unterricht zu 90% auf den Fragen der Lerner. Sie leiten, ich orientiere und erarbeite mithilfe ihres stetigen Feedbacks Materialien, die das immer mehr vereinfacht. Die Arbeit machen die Gehirne der Schüler und selbst das macht ihnen Spaß, denn mein Trick ist, das Anstrengenste an ihr Unterbewusstsein zu übergeben, während sie Energie generieren.

Von Gerald Hüther habe ich gelernt, dass das Gehirn Energie generiert, sobald es die Kohärenz, also den Gesamtzusammenhang, der neuen Materie begreift, sie annehmen und es sich auf die Erforschung der Details konzentrieren kann, um sie dann in die Kohärenz einzubetten.

Das habe ich in meiner Methodik umgesetzt. Ich simuliere quasi das biologisch vorgesehen Funktionieren des menschlichen Gehirns in meinem Klassenraum, bzw. mit meinen Materialien. Dank der neueren Technologien ist es einfach, ein lernendes Gehirn sichtbar zu machen. Damit meine ich die 3D-Räume, die ich Quantenfeld nenne.

Das ist ein Raum, in dem alle relevanten Informationen vorhanden sind. Das Gehirn muss nur noch die Informationen kohärent zusammensetzen, um auf die richtigen Rückschlüsse zu kommen. Dabei helfen ihnen die grammatikalischen und syntaktischen Regeln, die als subtile Informationen (Farben, Symbole) in allen Quantenfeldern vorhanden sind.

Das Resultat ist selbstgeleitetes Lernen, ein Erfolgserlebnis nach dem anderen und eine hohe Dosis an Dopamin, dem Neurotransmitter, der das Lernen beschleunigt und dem Glückshormon, das die Motivation generiert, die wir Lehrer immer wieder versuchen, von außen zu geben.

Lernziele werden nicht nur erreicht, sondern schnell überschritten. Das heißt, meine Lerner kommen weiter als sie eigentlich sollten.

Doch das Wichtigste ist mir, dass sie endlich mal die Erfahrung machen, dass Lernen  Spaß bedeutet.

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