Sind “No Show’s” in Restaurants die “neue Normalität”?
Wie haben wir uns in den letzten Monaten doch schon geändert. Seit Corona, seit dem Lockdown: Home-Office statt Büro mit alltäglichen Verkehrsstaus inklusive, kontaktlose Paketanlieferung daheim statt langer Warteschlangen bei der Post, Caravanurlaube in Deutschland statt Strandurlaube in der Südsee. All dies ist neue „Normalität“ geworden. Und wie sehr haben wir uns doch alle gefreut, dass wir diese surreale neue Welt nun endlich wieder in unseren Lieblingsrestaurants entfliehen konnten. Mit Abstand natürlich, aber eben auch so ein wenig wieder wie zuvor.
Dank trockenem und nicht all zu heißem Sommer waren die letzten Monate auch ein wirkliche Glückszeit für die zahlreichen gebeutelten Gastronomen. Nach Lockdownschließungen, existenziellen Ängsten und frustrierten Mitarbeitern war die Chance an alte Zeiten anzuknüpfen plötzlich wieder greifbar. Dazu beigetragen haben aber auch die vielen Gäste, die so zahlreich die schwer angeschlagene Branche mit Restaurantbesuchen und To-Go Bestellungen kräftig unterstützt hatten.
Doch wie es für die Menschen hierzulande aber auch so üblich ist, verfällt der pflicht- und sorgenbewusste Deutsche doch schnell wieder in alte Gewohnheiten. Gewohnheiten, die in diesen immer noch schwierigen Zeiten für die Branche, verheerend sind. Wovon ich rede? Nun, ich rede von der zunehmenden „Egal-Haltung“ vieler. Ich rede davon, dass Gastronomen nicht mehr sicher sein können, ob ihre Gäste sie auch tatsächlich unterstützen wollen. Ich rede davon, dass es ein wirkliches Unding ist, wie sehr sich Menschen oftmals nicht über die Auswirkungen ihres Handelns Gedanken machen.
Bleibt ein Gast weg, obwohl er seine Reservierung auf Rücksprache des Gastronoms bestätigt hat, ist das ein Katastrophe. Nicht nur für all die motivierten Mitarbeiter, die sich auf die Arbeit freuen. Sondern vor allem auch wirtschaftlich betrachtet. Denn oftmals lassen sich Tische so kurzfristig nicht mehr vergeben. Bleibt der Tisch frei, geht der Umsatz flöten. So einfach ist das leider nun einmal. Doch viele Gäste haben es – oder wollen es - anscheinend nicht verstehen.
Gerade deshalb muss sich die Einstellung in unserer Branche ändern. Die Angst, Gäste zu vorab erhobene Reservierungsgebühren oder gar No-Show Gebühren zu zwingen, sind einfach unbegründet. Denn vergleichen wir doch mal, wozu der pflichtbewusste Bürger dieses Landes schon zu allem bereit ist vorab zu bezahlen? Versandgebühren bei seiner Paketbestellung. Neuerdings für vorab reservierte Tickets für Freizeit- und Tierparks – dort gibt es keine Walk-Ins mehr. Vorabbezahlungen im letzten Sommerurlaub, weil die Rezeption keinen Kontakt mehr mit den Gästen haben möchte bzw. darf. Oder auch vorab Gepäckgebühren bei seinem Low-Cost-Flug. Gut, in Zukunft vielleicht dieses nicht mehr. Aber man sieht, man tritt bei zahlreichen Dienstleistungen in Vorkasse und akzeptiert diese problemlos. Also warum auch nicht endlich in unserer Branche.
Besitzer von Restaurants mit begrenzter Tischverfügbarkeit und oftmals schlechte Frequenzlage haben doch gar keine andere Chance mehr, als diesen Weg zu gehen. Du erwartest eine bestimmte Leistung vom Restaurant, du erwartest besten Service, frischeste Produkte und eine top Hygiene? Dann sorge auch endlich dafür, dass wir dir dies ermöglichen können. Und das geht eben nur, wenn man es sich als Gastronom auch finanziell leisten kann. Zu spätes oder gar kein Absagen ist schlichtweg geschäftsschädigend. Es benachteiligt zudem all diejenigen Gäste, die dies gerne vorbildhaft machen würden, aber keine Chance hierzu erhalten – weil kein Tisch verfügbar ist.
Und keine Angst: Es hat auch nichts damit zu tun, dass man „gästeunfreundlich“ wird oder man die Befürchtung haben muss, man „will nun jeden Euro aus dem Gast rausziehen“. Nein, vielmehr waren es solche Gäste, deren Fürsorge um andere bei der eigenen Familie aufhört und bei dem Egoismus zum täglichen Erscheinungsbild gehören. Diese haben dafür gesorgt, dass die Branchen nun leider handeln muss – und hoffentlich endlich auch wird!