Wo sind nur die digitalen Kompetenzen?
Eine Studie der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Ansgar Zerfass beschäftigt sich mit den Fallstricken und Erfolgsfaktoren digitaler Technologien in Kommunikationsabteilungen. Vorgestellt wurde die Untersuchung in einem Webinar von der Arbeitsgemeinschaft CommTech, moderiert von Thomas Mickeleit . Ein wichtiges Ergebnis: Digitale Technologien verändern die Kommunikationsarbeit, doch die Nutzung gelingt nicht immer. Und das liegt nicht so sehr an den vorhandenen Technologien, sondern eher an den vorhandenen Kompetenzen. Oder in den Worten von Sohn@Sohn: Vieles hängt von der Bereitschaft ab, auch das eigene Hundefutter zu essen. "Springt kein Veränderungsfunke in der Organisation über, bleibt auch die Digitalisierung auf der Strecke", sagt Constantin Sohn . Ergebnisse der CommTech-Studie: Es muss einen nachvollziehbaren Mehrwert bei den Arbeitsabläufen geben. Die berühmte 30-Sekunden-Regel in unserer Agentur: Was man in dieser Zeit nicht aktiviert, findet im Arbeitsalltag keine Anwendung.
Man braucht zudem eine digital-affine Unternehmenskultur, die Identifizierung von Meinungsführern und Power-Usern und die Berücksichtigung von individuellen Fähigkeiten im Team.
Wenn Sohn@Sohn sich anschauen, wie öffentliche Verwaltungen daran scheitern, digitale Services intern einzuführen, wie bei der E-Akte, ist es nachvollziehbar, warum der Digitale Staat eine Fata Morgana bleibt.
Ob Wirtschaft oder Staat: Die digitalen Services, die man privat problemlos einsetzt, vom Pizza-Bringdienst via Smartphone bis zur Buchung von grünem Strom, erwartet man auch im beruflichen Umfeld. Das beschreibt Behördenspiegel-Chefredakteur Uwe Proll in einem Leitartikel: „Damit ist die Erwartungshaltung klar, auch die öffentliche Verwaltung sollte durchgängig digital arbeiten. Doch statt per App geht es oft besser per Fax.“ Und immer wieder Briefe, Briefe, Briefe.
Was war das für ein Schwachsinn bei der Neuberechnung der Grundsteuer. Alle Daten liegen dem Staat vor – nur werden sie von unterschiedlichen Stellen verwaltet. Folge: Der Hauseigentümer bekommt den Schwarzen Peter zugeschoben, die nötigen Unterlagen zu suchen, mit Androhung von Bußgeldern. Steuerbescheid einscannen und der Rentenversicherung per E-Mail schicken. Nee, nee. “Da kommt erst ein Formular per Post und da heften Sie dann den Steuerbescheid dran und schicken uns das wieder zu.”
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Ein Konto ändern mit Umzugsservice für Lastschriftverfahren? Kann man getrost vergessen. Funktioniert nur in Ausnahmefällen. Der Inhaber muss dat schriftlich einreichen in jedem Einzelfall. Warum bietet die Bank eigentlich keinen Umzugsservice für die Kontonummer, wie bei den Mobilfunkbetreibern? Bankangestellten sind Kundeninteressen wohl scheißegal: “Sie brauchen ein neues Konto, dat stand doch in der Tageszeitung.” Der Kunde ist der Dödel mit Bringschuld.
Mit Professor Gottfried Richenhagen haben wir das in unserer Sohn@Sohn-Adhoc-Sendung ausführlich diskutiert. Und da gibt es einen Schulterschluss zu den Erkenntnissen der ComTech-Studie: Der Staat fokussiert sich zu wenig auf digitale Kompetenzen, die auf Fachseite von Verwaltungsbehörden dringend benötigt werden, um unter Betonung von Innovations-, Kollaborations- und Agilitätsaspekten aktiv am fortwährenden digitalen Wandel teilzuhaben und die Digitalisierung der Verwaltung über alle Ebenen und in der gesamten Breite voranzutreiben.
Das erkennt man bei der Analyse von Stellenanzeigen für den öffentlichen Dienst: Digitale Kompetenzen für fachliches Verwaltungspersonal werden selten nachgefragt auf Seiten der Arbeitgeber. So wird das nichts mit dem Digitalen Staat.
Sowohl bei der Rekrutierung als auch auch bei der Weiterbildung der vorhandenen Belegschaft muss man stärker auf die digitale Expertise achten. Wir diskutierten das mit Lisa Schwarz und Angelina Mahl im Vorfeld des SAP Trainingforum #SAPTF23 in Walldorf. Zu dem Forum kann man sich noch anmelden.