Das Ribeye aus dem Labor
Ich weiss jetzt nicht, wie es ihnen geht, aber ich bin echt angfressen, wenn ich mir in einem guten Lokal ein saftiges Steak bestelle und ein saftiges Steak bekomme. Allerdings nicht vom Wagyu-Rind, sondern aus dem Labor und es erst im Nachhinein erfahre. „Geh bitte!“ werden sie jetzt mokiert behaupten, „das schmeckt man doch, du als alter Fleischtiger überhaupt.“
Gar nix schmeckt man, zumindest keinen Unterschied. Denn im Gegensatz zu allen Rindfleischersatz-Produkten aus Saitan, Erbsen und Kräutersaitlingen bekommen die Rindfleisch-Züchter mit der Petrischale ihr Laborsteak tadellos hin. Da ist Umdenken angesagt. Denn mit den richtigen Gewürzen versehen ist es, nicht zuletzt aufgrund der völlig anderen Textur, wesentlich Originalkuh-ähnlicher als die rein pflanzliche Variante. Und seien wir uns ehrlich, auch wenn sämtliche Hersteller der veganen Ersatzprodukte immer wieder behaupten, man schmecke keinen Unterschied zum Original, es stimmt einfach nicht.
Die Wahrheit ist vielmehr, dieser ist mitunter gewaltig, nicht jetzt unbedingt geschmacklich, weil du mit Gewürzen auch fast jedem Gaumenprofi etwas vorgaukeln kannst, sondern vor allem vom so genannten Mouthing her, also strukturell. Du schmeckst bereits beim ersten Bissen, dass dein Ribeye ein gefaktes ist oder von der Weide stammt. Ob sich besagte Weide jetzt indoor befindet und nur aus acht Quadratmetern besteht lässt sich jedoch nicht genau sagen, denn genetisch sind sich Original und künstlich gezüchtetes Fleisch zu ähnlich.
Und noch ein Fakt sollte uns zu denken geben. Nämlich jener der beinahe hysterich reagierenden Fleischhasser wenn irgendwo ein Schnitzerl, ein Schweinsbratl oder eben ein Ribeye auf einer Speisekarte steht. Und: Das Gros der Österreicher würde Laborfleisch akzeptieren, was – zumindest mich – etwas verwundert, gilt dieser doch ernährungsmäßig als hyperkonservativ und extrem traditionsfixiert. Zur Erinnerung: Der Hype um die Vegetarier, Veganer und somit Fleischersatzprodukte betrifft keine zehn Prozent der Bevölkerung, das Mediengetöse jedoch weit über die Hälfte des Contents. Vor allem in den Sozialen Medien.
Wie in der Vorwoche vorexerziert, werde auch ich hinkünftig mein Wagyu-Ribeye mit einem anderen gute Stück tauschen. Nämlich mit einem T-Bone von der alten Kuh aus NÖ. Oder einer Fledermaus, wenn sie wissen, was ich meine.
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5 MonateDas klingt wirklich super, liebe Soraya Garcia! Den muss ich auch mal testen! 😋