Agilisierung!?

Agilisierung!?

Finden Sie sich in einem der Bilder über schmerzhafte Erlebnisse im Kontext von Agilisierung wieder? Die Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig. Was klar ist: das Thema beschäftigt. Daher haben Kolleg*innen der @osb international gemeinsam mit Andras Brill einen Tag lang Erfahrungen und Gedanken gewälzt.

Vorweg: hier wird es keine Lösung zu lesen geben. Aber vielleicht den einen oder anderen Gedanken, der zum Weiterdenken anregen kann.

Was versteht dieser Beitrag unter "Agilisierung"?

Gefährlich sind sie, diese Buzzwords - was ist die "richtige" Definition? Ich wage einen Definitions-Versuch, der dabei hilfreich sein soll, die folgenden Gedanken besser einordnen zu können.

  1. Es wird vorausgesetzt, dass ein Organisations-Umfeld von kontinuierlicher Echtzeit-Transformation die Möglichkeiten des "klassischen Management-Modus" sprengt. Diese kontinuierliche Echtzeit-Transformation ist ausgelöst durch die digitale Transformation (die Schlagworte hier: Kundennähe, offene Vernetzung, neue Geschäftsmodelle, schnelle Prozessänderungen, unklare Zukunft und natürlich Technologisierung, Automatisierung und alles was dazu gehört).
  2. Der momentan "antwortfähigste" Lösungsansatz für eine neue Art von Management ist ein sehr ganzheitlicher agiler Ansatz. Klar ist, es geht nicht (nur) um agile Methoden wie Scrum oder Kanban. Die Idee ist vielmehr eine komplette Umkehrung der Organisationslogik. Ein kontinuierliches Hinterfragen und Reflektieren alles (ja, alles!) Vorhandenen (Struktur, Governance, Führung, Prozesse...). Und das nicht nur einmalig sondern dauerhaft!
  3. Agilisierung meint in diesem Beitrag die Agilisierung ganzer Organisationen. Doch egal auf welchen Weg man sich mit der Organisation machen will, es beginnt bei der individuellen Auseinandersetzung mit dem Thema.

Kann man agil werden?

Ein klares JEIN. "Gelungene" Beispiele agil gewordener Organisationen gibt es nicht. Es gibt jene, die scheinbar so geboren wurden und jene, die sich auf Experimente einlassen. Einen Plan für "Agil werden" zu haben, der bei A beginnt und bei B endet wäre die Basis für eine Beurteilung, ob man dann letztendlich agil geworden ist. Da beginnt es sich zu spießen!

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Stattdessen kann man "agil werden" als das Ziel nehmen und sich mithilfe von Ergebnis-offenen Entwicklungs-Prozessen auf den Weg machen.

Muss man agil werden?

Wenn man sich jetzt denkt "das geht bei uns sicher nicht" oder "agil ist ja eh nur ein Buzzword" dann stellt man sich wahrscheinlich die Frage "Müssen wir überhaupt agil werden?". Darauf das nächste klare JEIN!

Wenn die Unternehmensspitze persönlich noch im klassischen Management-Muster operiert und noch keine Ansätze zu offener, reflektierender Diskussion erkennbar sind, wird es ein langer, steiniger Weg. Gibt es offenen Austausch über Veränderung und das Zurechtkommen mit der Gleichzeitigkeit von (1) Prozessverbesserungen und Effizienz ("Exploit") und (2) Innovation und das Entdecken des Unbekannten ("Explore"), dann zahlt es sich aus weiterzudenken!

Agilisierung kann eine Lösungsmöglichkeit dafür sein, sich gleichzeitig mit dem Bestehenden und dem Neuen zu beschäftigen. Und zwar innerhalb der gleichen Organisation, sogar mit denselben Menschen. Es kommt auf die Haltung an: man kann die zwei Themen als Gegensätze betrachten oder als einander befeuernde Themen. Zweiteres kann durch eine zeitversetzte Routinisierung dieses Doppelmodus gelingen und indem man beginnt, auch das Bestehende aus der Zukunft heraus zu denken. Die Frage "Was könnte das in 10 Jahren bedeuten?" kann man also nicht nur für zukünftige, sondern auch für gegenwärtige Themen verwenden.


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Das wäre doch ein guter Grund, sich mehr mit dem Thema Agilität auseinanderzusetzen!

Und nun?

Der erste Schritt ist es, von der Unmöglichkeit auszugehen, dass man Wissen hat. Lesen hilft, Austausch noch mehr, und eines ist klar: wenn man in einer Rolle ist, in der man eine Organisation mit-verändern möchte dann sollte man ab sofort selbst in Vorleistung gehen und an der eigenen Haltung arbeiten. Eine Entwicklung hin zu einer agilen Organisation erfordert ganz viel persönliche Entwicklung aller Beteiligten! Alles mit Leichtigkeit dauerhaft zu hinterfragen - so wurden die meisten von uns in Organisationen nicht sozialisiert...

Und dann gibt es da natürlich auch Ideen, was man auf der Organisationsebene alles hinterfragen sollte. Aber das bleibt hier fürs Erste der Cliffhanger ;-)

Nina Haas

Leadership and Strategy Expert Partner/Managing Director/Consultant at osb international Consulting AG

5 Jahre

Klasse Zusammenfassung der Themen, die in vielen Organisationen grad sehr schmerzhaft spürbar werden...danke! 

Markus Grutsch

Projekte - Prozesse - Organisationsentwicklung

5 Jahre

Agilität im Management: Schlüssel-Skills auf 4 Ebenen sind zu entwickeln: Unternehmenskultur, Führung, Arbeitsweise und organisatorische Flexibilität mit echtem Kunden-Involvement und Blick auf Opportunities.

Kai Sczesny

Empowering organizations to thrive with sustainable and adaptive growth

5 Jahre

Schöne Visualisierungen, Janina! ☺️ "Agilisierung" klingt für mich immer wie "Missionierung" - das sorgt ja per se schon für Widerstand und ist vielleicht auch ein Grund, warum sich viele schwer tun.  Ich sehe Agilität als ein hilfreiches Mittel, Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern. Dazu gehören z.B. Anpassung und Gestaltung - KANN man diese Fähigkeiten nicht entwickeln, hat das Unternehmen keine Zukunft. Und deshalb ist meine Anwort: Man MUSS agil werden! - nicht so wie ALLE - sondern interpretiert im individuellen (digitalen) Unternehmens-Kontext. Und Bespiele "gelungener" agiler Transformationen gibt es doch auch - BUURTZORG ist eins davon. 

Auf den Punkt getroffen! Die Tools sind eben nur Tools und kein (oft erhoffter) quick fix. Eine Entwicklung auf der Individualebene ist sicherlich die Voraussetzung für eine nachhaltig human-zentrierte (Kunde & Mitarbeiter) Ausrichtung und für ein verankertes Vorankommen in bewegten Umfeldern.

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