BVMB fordert bessere Arbeitsbedingungen für den Bau
Manuel Gutjahr

BVMB fordert bessere Arbeitsbedingungen für den Bau

Flexiblere Arbeitszeiten und leichtere Fachkräftezuwanderung gefordert

Die Lage am Bau ist aktuell durchwachsen. Während Sparten wie der Wohnungsbau in einer tiefen Krise stecken, haben Bereiche wie der Energie-, Kraftwerks- und Infrastrukturbau durchaus noch gut gefüllte Auftragsbücher und sehen Potenzial. „Umso wichtiger ist es, dass in dieser Situation der Staat dafür sorgt, dass die Bauwirtschaft die bestmöglichen Rahmenbedingungen vorfindet“, fordert Martin Steinbrecher, Präsident der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e. V. (BVMB) . Er hat damit insbesondere die nach Ansicht des Verbands zu starren Arbeitszeitvorgaben, das von Bundesarbeitsminister Heil angekündigte „Tariftreuegesetz“ und das Verbot der Arbeitnehmerüberlassung im Baugewerbe im Auge. „Hier muss die Politik reagieren, um das zu starre Korsett zu lockern“, so Steinbrecher. Auch für die dringend nötige Zuwanderung von Fachkräften müssen der Gesetzgeber und die Verwaltung in der Ausführung nachlegen, um die Verfahren zu beschleunigen und zu erleichtern.

Bauwirtschaft plagt der anhaltende Fachkräftemangel

„Eine Baustelle ist nicht immer organisierbar wie ein Nine-to-five-Job“, weist BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka auf die Besonderheiten am Bau hin. Nicht nur bei Bahnbaustellen und Baumaßnahmen an viel befahrenen Straßen sei es häufig nötig, blockweise am Stück zu arbeiten, um zum Beispiel Verkehrsunterbrechungen möglichst gering zu halten. „Wenn die Bauunternehmen dann aber aufgrund der gesetzlichen Vorschriften an eine starre maximale Arbeitszeit pro Tag gebunden sind, ist das bisweilen ein Ding der Unmöglichkeit“, so Gilka. BVMB-Präsident Martin Steinbrecher fordert deshalb eine Modernisierung und Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an die europäische Rahmenrichtlinie. Wie in anderen Ländern auch, müsse es auch in Deutschland möglich werden, die maximal zulässige Arbeitszeit auf eine ganze Woche zu beziehen statt auf jeden einzelnen Tag. „Wir sind am Bau auf Flexibilität angewiesen, gerade jetzt in den Zeiten des Fachkräftemangels“, betont Gilka.

Dieser Fachkräftemangel ist ein weiteres Thema, das den Verband bewegt: „Aufgrund der Alterspyramide gehen in den nächsten Jahren unheimlich viele unserer erfahrenen Fachkräfte in Rente, und es kommen nicht genügend nach“, analysiert Gilka. Wer heute Fachkräfte aus dem Ausland in seinen Betrieb eingliedern wolle, brauche vielfach einen langen Atem. „Die Fachkräfteeinwanderung muss durch zentrale Tools und behördenübergreifende IT-Systeme erleichtert werden, um die Prozesse zu beschleunigen“, hat die BVMB auf ihrer Forderungsliste. Aktuell seien die Verfahren unterschiedlich angelegt, zu kompliziert und dauerten zu lange. „Nicht der erste Bewerber aus dem Ausland ist schon abgesprungen, weil die Verwaltung zu langsam gearbeitet hat“, weiß Gilka aus dem Kreis der Mitglieder.

„Ungleichbehandlung des Bauhauptgewerbes nicht länger zu rechtfertigen“

Auch das Verbot der Arbeitnehmerüberlassung im Bauhauptgewerbe ist BVMB-Präsident Steinbrecher ein Dorn im Auge. „Lohndumping und ungeregelte Arbeitsbedingungen in der Baubranche gehören längst der Vergangenheit an. Spätestens mit dem branchenspezifischen und dem gesetzlichen Mindestlohn sowie der Allgemeinverbindlichkeit des Bundesrahmentarifvertrages im Bauhauptgewerbe und dem Equal-Pay-Grundsatz durch das Arbeitnehmerentsendegesetz besteht der Bedarf für einen gesonderten Schutz der Mitarbeitenden bei der Arbeitnehmerüberlassung im Baugewerbe nicht mehr. Die Ungleichbehandlung des Bauhauptgewerbes gegenüber anderen Branchen ist damit nicht länger zu rechtfertigen“, fasst er zusammen. Leiharbeitnehmer würden „selbstverständlich nicht das Grundmodell“ der mittelständischen Bauunternehmen abbilden. Aber insbesondere zur Spitzenabdeckung seien solche Arbeitskräfte wichtig, um flexibel reagieren zu können. Kritisch steht die BVMB auch der Einführung eines Tariftreuegesetzes gegenüber. „Es führt zu zusätzlichen Belastungen für die Unternehmen und die Verwaltung, ohne einen Mehrwert zu bieten“, so Steinbrecher.

Die Pressemeldung finden Sie hier als PDF.

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