chefsache

Ein Koch ist schöner als der Andere. Gefühlt wöchentlich tauchen sehr professionell gemachte Portraitfotografien halbnackter, tätowierter und frisch gekämmter Köche auf. Hochglanzmagazine, Fernsehformate, digitale Portale präsentieren bestens beleuchtete, also strahlende Männer mit Schürzen. Sie müssen die coolsten Hunde dieser Tage sein. Ihre Posen, ihr entschlossener Blick, ihre enthaarten Oberkörper und ihre Muskeln offenbaren, dass diese messer- und fleischschwingenden Kerle ihre Küchen wie Clint Eastwood, Chuck Norris und Captain Kirk in Personalunion führen.

Komposition und Inszenierung der Fotos erinnern stark an vergangen geglaubte Illustrationen sowjetischer Arbeitshelden oder siegreicher Soldaten. „Echte“ Männer posieren als wilde, animalische Macher. Sie beweisen ihre Maskulinität mit dem unbedingten Willen bis zur totalen Erschöpfung mit (tierischem) Blut, (tierischen) Fleisch, Stahl und Feuer kämpfen zu wollen. Für uns, so ihr echtes Versprechen, werden sie alles heraus holen. Der Koch ist unser aller liebster Arbeitssklave. Nein, er ist mehr als das: Unzählige Fernsehshows inszenieren Köche als DIE Gladiatoren des 21. Jahrhunderts. Ohne Rücksicht auf Verluste treten sie gegeneinander an, um den heiligen Gral des Geschmacks zu erobern.

Eher selten wird eine Köchin abgelichtet. Gewiss, es gibt einfach viel weniger Frauen in Küchen. Prestigeträchtige, gut bezahlte Posten in namhaften Gastronomiebetrieben werden eher selten an Köchinnen vergeben. Angeblich gibt es dafür historische Gründe: Der Leibkoch von Ritter, Fürst und König musste wegen allerhand kriegerischer Auseinandersetzungen mit in´s Feld, also Soldat, ergo Mann sein. Das Vorrecht des Mannes im kochenden Rampenlicht ist demnach geschichtlich legitimiert. Ich würde sehr gerne die Privatköche in den Kampf ziehender Manager oder Premierminister kennen lernen. Den Frauen bleibt außerdem die schöne, also überaus begehrenswerte Rolle als alltägliche Familienernährerin. Dieser Knochenjob bringt zwar weder gesellschaftliche noch monetäre Anerkennung, aber ein Ideal der (männlichen) Ordnung ist er allemal.

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