Das innere Team bei Führungskräften
Die innere Pluralität ist keine Seltenheit: Oft kommentieren gleich mehrere "innere Stimmen" unser Leben. Gerade für Führungskräfte ist die Selbstklärung bei inneren Konflikten eine wichtige Voraussetzung, um klare und gute Entscheidungen zu treffen!
Dabei gibt es innere Teile, die uns als "alte Bekannte" schon seit der Kindheit begleiten, wie zum Beispiel der innere Kritiker oder das innere Kind. Andere treten erst in einer bestimmten Situation zutage und oder sind sehr spezifisch für eine bestimmte Rolle zuständig... manchmal mit klarem beruflichen Bezug.
Gibt es eine ideale innere Teamaufstellung für Führungskräfte? Hier wird es mit Verallgemeinerungen schwierig, denn das "innere Team" ist eine individuelle Angelegenheit: Jeder Mensch bringt seine eigene innere Mannschaft mit! Wichtig ist das gute Zusammenspiel - die konstruktive innere Teamarbeit, damit alles erfolgreich funktioniert.
Dennoch kann man bestimmte Archetypen immer wieder finden, denn sie bestimmen den Führungskräfte-Alltag (mit). In dem oben abgebildeten Beispiel handelt es sich um einen promovierten Soziologen, der bereits ein internationales Forschungsteam führt. Typisch sind hier der verinnerlichten Berufsaspekte: Der Dozent, der (forschende) Tüftler/ Wissenschaftler, der (strategische) Vordenker und der politisch Aktive. Weitere innere Charaktere beschreiben eher die internalisierte Art der Zusammenarbeit im beruflichen Kontext: Der Teamplayer, der Wettkämpfer, der Selbstlose und der Manager helfen dabei, den spezifischen Führungsalltag zu bestehen - sie wurden vermutlich eher durch die Kultur des Branchenumfeldes geprägt.
Besonders interessant wird es jedoch, wenn eine äußere Situation eintritt, über die die inneren Teammitglieder unterschiedlicher Meinung sind - was sollte jetzt getan oder entschieden werden? Wenn Sie als Führungskraft oder auch sonst im Leben gute Entscheidungen treffen wollen, dann sollten Sie sich die unterschiedlichen Stimmen einmal genauer anhören.
Im nächsten Beispiel wird unserer Soziologe, nennen wir ihn Dr. Tobi, mit der unschönen Tatsache konfrontiert, dass sein Kollege, einer erfahrener und leider auch sehr vielbeschäftigte Wissenschaftler wieder einmal den Abgabetermin für eine gemeinsame Veröffentlichung nicht einhalten kann. Seine inneren Stimmen reagieren gleichzeitig verständnisvoll, ärgerlich, trotzig und überfordert:
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Was sollte Dr. Tobi nun tun bzw. antworten? Vielleicht reagiert er im erstem Moment verständnisvoll und ärgert sich hinterher... oder er lässt seiner Wut freien Lauf und gibt eine patzige Antwort, die ihm hinterher leid tut... Meist (re-)agieren wir mit der ersten und lautesten Stimme, die wir innerlich wahrnehmen.
Bei der inneren Teamarbeit geht es zunächst um die Wahrnehmung aller relevanten Stimmen zu diesem (äußeren) Ereignis, einer Art "inneren Anhörung", und dann um einen inneren Aushandlungsprozess - denn jede innere Stimme, jedes vorgebrachte Anliegen hat seine Berechtigung... Vielleicht erinnert der "Im-Stich-Gelassene" sich daran, dass dies nun schon zum wiederholten Mal passiert - und die verständnisvolle Reaktion ihn auch beim letzten Mal schon nicht weiter gebracht hat. Der "Ausgelaugte" könnte auf einen drohenden eigenen Burnout hinweisen usw.
Und auch wenn Sie nicht immer allen Stimmen gerecht werden können, lohnt es sich doch immer, das dahinter liegende Anliegen zu verstehen und in Zukunft "mitzudenken"! Angenommen, Dr. Tobi reagiert (wieder) verständnisvoll, macht den größten Teil der Arbeit selbst und ärgert sich hinterher: Gibt es eine Ersatzleistung oder einen "Gefallen", den er seinerseits von dem Kollegen einfordern könnte? Und was könnte helfen, die Batterien des "Ausgelaugten" wieder aufzuladen - ein Kurzurlaub nach dem Abgabetermin?
Der große Vorteil dieser innere Selbstklärung und Teamarbeit ist, das man sich selbst besser kennenlernt, einen klareren und achtsameren Blick für die eigenen Bedürfnisse entwickelt und kreativer bei der Lösung- und Entscheidungsfindung wird.
Lernarchitekturen für Führungskräfte und Teams in Veränderungsprozessen
3 JahreDas Innere Team hat inzwischen viele Namen... welches „Spiel“ findet eigentlich auf der inneren Bühne statt, welchen Regeln folgt es? Wer hier tiefer einsteigen möchte, hier eine Übersicht der verschiedenen Konzepte/ Therapieschulen, die damit arbeiten: (Tabelle von Jochen Peichl, 2007)