Die Power der persönlichen Präsenz: souverän und authentisch auftreten
Im Interview verrät Benedikt Crisand, Schauspieler, Moderator und Keynote Speaker, wie Sie es schaffen, Ihre persönliche Präsenz zu steuern und einen erfolgreichen, selbstbewussten Auftritt hinzulegen, ohne künstlich aufgesetzt zu wirken.
Wie wichtig ist Authentizität für ein souveränes Auftreten?
Souveränes Auftreten und Authentizität können, müssen aber nicht zusammenhängen. Wichtig ist, dass man sich bewusst macht, dass es einen Unterschied geben kann zwischen "wie bin ich" und "wie ich wirke". Denn nur weil ich mich selbst als z. B. nervös oder chaotisch beschreibe, heißt das nicht, dass das in der Fremdwahrnehmung genau so gesehen wird.
Authentizität bedeutet Echtheit. Aber auch wenn ich "echt bin" heißt das nicht, dass mich andere auch so wahrnehmen, z. B. weil sie mich aus einem ganz anderen Kontext kennen. Bei Kaffee und Kuchen mit der Großmutter wird sich jemand sehr wahrscheinlich anders verhalten als mit der Freundesclique in der Lieblingsbar, auf dem Fußballplatz mit den Jungs, oder im Umgang mit dem eigenen Kind. Alles sind wir und wir können in jeder Situation "echt" sein, aber auf andere in diesem Moment nicht "echt" wirken. Entscheidend für souveränes Auftreten ist also das eigene Bewusstsein über all dies sowie die innere Haltung, die entsprechend der Zielwirkung angepasst sein sollte.
Wie lautet Ihr Top-Tipp, um sich in Situationen der Unsicherheit wieder sicherer und selbstbewusster zu fühlen?
Wie das Wort schon sagt, bedeutet Selbstbewusstsein, sich selbst bewusst zu sein. Wenn ich also weiß, warum ich mich gerade wie fühle und warum ich gerade auf andere in einer bestimmten Form wirke, dann ist das wie in der Schüsselszene des Charakters Neo im Film Matrix: Man kann auf einmal den Code dahinter erkennen und dementsprechend spielerisch die eigenen Wirktechniken anwenden. Das Bewusstsein für die eigene innere Haltung und die damit verbundene Wirkweise zu schärfen, ist als grundsätzliche Herangehensweise anzunehmen.
Einen Quick-Tipp der für alle gilt, gibt es nicht, da muss jeder seine eigene Methodik finden, die zu ihm oder ihr passt. Manchen kann es helfen, sich in dem Moment an eine besonders erfolgreiche Situation, in der man sich als sehr selbstwirksam wahrgenommen hat, zu erinnern. Anderen hilft es vielleicht mehr, sich mittels Körpersprache in einen hohen und dominanten Status zu bringen, der einem situativ das Gefühl von Sicherheit gibt. Es kann aber auch der Gedanke an den Lieblingssong sein, der einen inspiriert und mit dessen Energie man sich und die Situation ganz anders wahrnimmt.
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"Es liegt nicht in der Macht des Königs, die Wirkung eines Königs zu erzielen, sondern in der Macht der anderen" – heißt es in Ihrem Buch. Erklären Sie kurz, was damit gemeint ist?
In Theaterkreisen kursiert die Redensart "Den König spielen immer die anderen". Ob jemand als "König" behandelt wird, liegt nicht an der Person selbst, sondern einzig und allein an dem Verhalten und dem Handeln der anderen anwesenden Personen. Den Unterschied, ob jemand innerhalb einer Situation als "König" wirkt, macht allein das Verhalten der Mehrheit der Menschen in Bezug auf den "König" aus. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Café und ein Hollywoodstar kommt herein. Es ist die Schauspielerin Angelina Jolie. Wenn sich jeder genauso verhalten würde als hätte Oma Ilse aus Bottrop das Café betreten, wäre an der Situation nichts Besonderes. Die besondere königliche Wirkung würde nicht hergestellt werden. Andersherum wäre es doch eine sehr amüsante Situation, wenn alle aufstehen, kreischen und klatschen, hinter vorgehaltener Hand tuscheln und Fotos machen würden, wenn Oma Ilse aus Bottrop das Café betritt.
Diese Erkenntnis ist wichtig für die eigene Wirkweise und das Gefühl für die eigene Selbstwirksamkeit. Selbstsicheres Auftreten erfordert gewissermaßen die Sicherheit, dass das eigene Wirken auch eine Wirkung hat. So wäre ein "König" sehr überrascht, wenn er die Bühne oder den roten Teppich betritt und niemand jubelt. Wenn es das Ziel ist, selbstbewusst und souverän zu wirken, sollte diese Wirkung voll und ganz aus einem selbst kommen und nicht als Ergebnis einer Wechselwirkung mit dem Gegenüber oder dem Publikum entstehen.
Das Buch
Bestellbar im Springer-Shop, auf Amazon, im lokalen Buchhandel mit der ISBN 978-3-658-37980-3 oder beim Autor direkt, inkl. Signatur und/oder Widmung, wenn gewünscht.
Der Autor
Benedikt Crisand ist Diplom-Schauspieler und begann bereits im Schauspielstudium die Methoden und Techniken aus der Schauspielerei in die Unternehmenswelt zu übertragen. Während seiner aktiven Zeit am Theater studierte er Psychologie und kombinierte die praktische schauspielerische Arbeit mit dem wissenschaftlich-theoretischen Wissen aus der Psychologie. Darüber hinaus ist Benedikt Crisand seit über elf Jahren als freiberuflicher Trainer und Coach international in Unternehmen tätig. Zudem arbeitet er als Moderator und Keynote Speaker auf Messen und Firmenevents.