Königsdisziplin "Live-Marketing" im aktuellen Umfeld
Meine Kollegin, Ingrid Walker, Leiterin Kongresse & Events hat mir im Rahmen der BERNEXPO «Insights»-Interviewserie folgende Fragen gestellt:
Was ändert sich aktuell an deinem Messekonzept, Mario? Wie digital ist deine Publikumsmesse?
Mit dem Suisse Caravan Salon haben wir eine Messe in unserem BEX-Portfolio, bei welcher Live-Marketing, als unsere «Königsdisziplin», mit all seinen Facetten zum Tragen kommt und nach wie vor hervorragend funktioniert. Mit dem Suisse Caravan Salon können wir eine Marktplattform für eine Branche mit absoluter Hochkonjunktur bieten. Der Boom hat auch in Zeiten von COVID nicht nachgelassen, im Gegenteil. Unter diesen Umständen sind wir nach wie vor in der Lage, eine Messe mit einem ausgeprägten Verkaufscharakter zu veranstalten, wo sich Angebot und Nachfrage in ihrer ursprünglichen und eben analogen Form begegnen. Eine Veränderung des Messekonzeptes drängt sich insofern also (noch) nicht auf.
Wenn man sich vorstellt, wie entscheidend beispielsweise bei einem Wohnmobilkauf das Testen des Sitz- und Liegekomforts, die Begutachtung der Stauräume und Materialien sind – alles Aspekte, welche von der Haptik und anderen Sinnen abhängig sind – dann befinden wir uns weit weg von einer Messe in rein digitaler Form. Nichtsdestotrotz muss jedoch der Digitalisierung Rechnung getragen werden. Hier geht es weniger um digitale Optionen auf der Verkaufsebene und somit dem Kerninhalt der Veranstaltung, sondern mehr um die schrittweise Entwicklung und Implementierung von digitalen Tools und Gadgets, welche das Messererlebnis für sämtliche Anspruchsgruppen zielführend erweitern.
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Grossveranstaltungen wie Messen können unter dem 3G-Prinzip stattfinden. Wie gross ist der Aufwand tatsächlich?
Im Vergleich zur Projektplanung vor der COVID-Zeit ist der Aufwand sicherlich grösser als bisher. Konkret bedarf es aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen eine umfassendere Kommunikation gegenüber den Ausstellenden und Besuchenden, wessen man sich stets bewusst sein und in der Planung berücksichtigen muss. Dies äussert sich z.B. in den direkten Gesprächen mit Ausstellenden, welche sich nach der aktuellen Situation und Vorgehensweise von uns als Veranstalterin erkundigen, oder auch in der gesamten Besucherkommunikation. Es werden auch einzelne Prozesse beeinflusst, welche grundlegend angepasst oder verändert werden müssen wie z. B. das gesamte Ticketing, das Einlassverfahren oder auch die Aufplanung der Standflächen und Hallen.
Die grosse Unbekannte «Besucher» – wie gehst du mit Erwartungen bezüglich Anzahl Besuchenden um?
Die Nachfrage der Konsumenten und somit auch der Besuchenden im Bereich Camping und Caravaning ist aktuell sehr markant. Diese Gegebenheit als solches lässt grundsätzlich eine optimistische Erwartungshaltung zu. Untermalen wird dies von den verhältnismässig guten Besucherzahlen im Vorjahr als die Ausgangslage und die Bedingungen weitaus schlechter und die Unsicherheit grösser war. Letztendlich jedoch kommt es darauf an, wie hoch der tatsächliche Anteil in unserer Besuchenden-Zielgruppe ist, welcher die Messe unter dem 3G-Prinzip (Geimpft-Getestet-Genesen) besuchen kann. Dies und im Endeffekt auch das Verhalten unserer Besuchenden und deren Einstellung gegenüber den veränderten Einlassbedingungen ist enorm schwierig einzuschätzen.
Welche Rolle hat die BERNEXPO GROUPE in deinen Augen – wie kann sie den Markt und die Zukunft von Veranstaltungen mitprägen?
In Anbetracht der Entwicklungen und Geschehnisse auf den Messeplätzen unserer nationalen Mitbewerber hat die BERNEXPO GROUPE aus meiner Sicht bereits heute eine Vorreiterrolle eingenommen. Trotz den erschwerten Bedingungen haben wir es mit der nötigen Resilienz geschafft, uns mit innovativen Formaten und Angeboten sehr rasch den neu entstandenen Bedürfnissen auf dem Markt anzupassen und dabei die Breite unseres Messeportfolios beizubehalten oder sogar zu erweitern (z. B. Moto-Festival). Wenn man dem noch die Neue Festhalle als nachhaltiges Generationenprojekt hinzufügt, dann bin ich mir sicher, dass es manche Leistungsträger aus der Veranstaltungsbranche mit Argusaugen und auch einer gehörigen Portion Respekt nach Bern blicken lässt.