Die Verbündeten müssen erleichtert sein. Nachdem eine Nachfolgeregelung für Jens Stoltenberg beim letzten NATO-Gipfel in Vilnius nicht klappte, haben sie nun eines ihrer 'Washington Deliverables' festgezurrt können und können Mark Rutte auf ihrem Jubiläumsgipfel in Washington offiziell als neuen Generalsekretär präsentieren.
Der letzte Holländer in diesem Amt vor fast genau 10 Jahren war Jaap de Hoop Scheffer, der von 2004-2009 NATO-Generalsekretär war. Bevor er ging (mit vielen freundlichen Worten, denn Hoop de Scheffer war sehr beliebt, auch bei mir), war die einhellige Meinung im NATO-Hauptquartier: der nächste NATO-Generalsekretär muss aus einem größeren und am besten osteuropäischen Land kommen. Nun ja, die Verbündeten einigten sich auf Anders Fogh Rasmussen aus Dänemark, der bis 2014 blieb. Und der wurde bekanntlich von dem Norweger Jens Stoltenberg abgelöst. Nun als erneut ein Holländer.
Dass die östlichen 'Frontstaaten' in der NATO lieber einen Kandidaten oder eine Kandidatin aus ihren Reihen zum nächsten NATO-Generalsekretär gekürt hätten, ist kein Geheimnis. Vor allen Dingen jemanden mit einem glasklaren Blick auf Russland (und niemanden wie Rutte, der jahrelang gegen alle Kritik an dem North Stream II-Projekt festgehalten hatte). Kaja Kallas war bei vielen ganz oben auf der Hitliste. Aber wer hätte U.S. Präsident Biden widersprechen wollen? Der hatte Rutte bereits im Sommer letzten Jahres gefragt, ob er den NATO-Job haben wollte. Rutte sagte nein: er wollte lieber holländischer Regierungschef bleiben. Aber dann verlor er die letzte Wahl haushoch und erinnerte sich wohl an das Jobangebot aus Washington.
Der Auswahlprozess für diesen nicht gerade unwichtigen Posten bleibt aus der Zeit gefallen. Ohne Transparenz. Ohne wesentliche Kompetenzen auch nur zu benennen. Das Ergebnis eines Hinterzimmer-Deals, der sich irgendwo und irgendwann finalisiert hat.
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