Was ist die Coaching-Haltung, und warum ist sie für Führungskräfte so bedeutsam?

Was ist die Coaching-Haltung, und warum ist sie für Führungskräfte so bedeutsam?

Aktuell wird über das Thema Führung von Mitarbeitenden viel nachgedacht, ausprobiert und berichtet. Die Coaching-Haltung ist dabei für mich ein zentraler Baustein, Mitarbeitende als mündige, handlungsfähige Menschen zu behandeln und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten. Daher erläutere ich in diesem Artikel, was die Coaching-Haltung ist und warum sie Führungskräfte in ihrer Arbeit einsetzen sollten. 

Für mich ist einer der zentralen Aspekte einer Coaching-Haltung die Haltung des “Nicht-Wissens”. Anstatt Annahmen zu treffen und aus meiner Wahrnehmung heraus zu bewerten und zu handeln, geht es darum, aktiv zuzuhören.

Das aktive Zuhören ist ein Zuhören, um zu verstehen. Im Gegensatz zum allgemeinen Zuhören, in dem es üblicherweise darum geht zu antworten, möchte man das Gesagte des Gegenübers tief aus der Sicht der anderen Person verstehen. Es geht darum, Fragen zu stellen und ein tiefes Verständnis für die Anliegen, Bedürfnisse und Ziele zu entwickeln. Man möchte ihre Sicht der Dinge, ihre Realität, ihr Verständnis der Welt und ihrer Zusammenhänge ergründen.

Wenn ich versuche, so tief wie möglich in die Welt und die Wahrheit der anderen Person einzutauchen, gelingt es mir, empathisch darauf einzugehen und Wertschätzung und Respekt zu zeigen. Durch dieses empathische Zuhören entsteht Vertrauen und mein Gegenüber fühlt sich verstanden und ernst genommen.

Vertrauen ist das zentrale Element in der Beziehung von Mitarbeitenden und Führungskräften. Daher ist die Coaching-Haltung aus meiner Sicht für Führungskräfte so bedeutsam. Denn sie fördert Offenheit und bietet einen Perspektivwechsel, mit dem man empathischer auf Mitarbeitende eingehen kann.

So kann zum Beispiel die Haltung des “Nicht-Wissens” Führungskräfte dabei unterstützen, ihre Mitarbeitenden zur selbstständigen Lösungsorientierung anzuleiten. Statt einfach Antworten oder Lösungen vorzugeben, werden die Mitarbeitenden ermutigt, über ihre Herausforderungen nachzudenken, eigene Lösungen zu finden und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Der Fokus liegt nicht auf der kurzfristigen Problemlösung, sondern auf der langfristigen Entwicklung der Person. Die Mitarbeitenden erhalten die Möglichkeit, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und einzusetzen. Wenn dies noch ergänzt wird durch Fehlertoleranz, bekommen die Mitarbeitenden ein Arbeitsumfeld, in dem sie sich sicher fühlen, Dinge auszuprobieren und Verantwortung für ihre Arbeit und ihre Ergebnisse zu übernehmen.

Zusätzlich zeichnet sich eine Coaching-Haltung aus meiner Sicht auch durch die Fähigkeit zur konstruktiven Feedback-Gabe aus. Man gibt ehrliches und unterstützendes Feedback, um das Wachstum einer Person zu fördern. Dabei ist es wichtig, auf eine wertschätzende Art und Weise zu kommunizieren und das Feedback auf konkrete Beobachtungen und Verhaltensweisen zu beziehen. 

Neben diesen Kernaspekten beinhaltet eine Coaching-Haltung auch die Fähigkeit zur Zielfokussierung und zur Unterstützung bei der Zielsetzung. Die Führungskraft unterstützt die Mitarbeitenden, klare und realistische Ziele zu formulieren und einen Plan zur Erreichung dieser Ziele zu entwickeln. Dabei geht es nicht darum, den Mitarbeitenden Ziele vorzugeben, sondern sie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Ziele zu identifizieren und zu verfolgen.

Eine erfolgreiche Coaching-Haltung fördert auch die Weiterentwicklung der Führungskraft selbst, denn sie erfordert die Bereitschaft zum kontinuierlichen Lernen, sich selbst zu reflektieren und vor allem sich selbst zu führen. Selbstführung ist eine Voraussetzung für erfolgreiche Führungsarbeit. Sich selbst zu führen fällt vielen Menschen mittlerweile schwer, weil es den Blick zunächst nach innen richtet. Doch nur wenn ich mir meiner eigenen Gefühle bewusst bin und sie einordnen kann, kann ich die Beziehung zu anderen Menschen auf dieser Ebene aufbauen. Die Fähigkeit der Selbstführung sorgt dafür, dass eine Person nach ihren persönlichen Werten, Denkweisen und Zielen handeln kann. Sie kennt die eigenen Prioritäten und übernimmt selbst die Verantwortung für ihr Handeln. Sie ist sich bewusst, dass sie selbst etwas ändern kann.

Dieses Wissen und diese Haltung versetzen Führungskräfte in die Lage, ihre Mitarbeitenden bestmöglich zu unterstützen.

Durch die Förderung von Selbstverantwortung und Eigeninitiative schafft eine Führungskraft als Coach eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit.  Dadurch ist die Coaching-Haltung nicht nur für die individuelle Entwicklung der Mitarbeitenden von Vorteil, sondern auch für das gesamte Unternehmen. Mitarbeitende fühlen sich ermutigt, innovative Ideen einzubringen, Risiken einzugehen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Dies führt zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, einer gesteigerten Leistungsbereitschaft und letztendlich zu einer besseren Unternehmensperformance. Dazu habe ich bereits im März 2023 einen Artikel verfasst, der hier nachgelesen werden kann.

Abschließend ist es mir noch wichtig zu ergänzen, dass eine Coaching-Haltung nicht immer die geeignete Herangehensweise ist. Es gibt Situationen, in denen klare Anweisungen oder direkte Unterstützung erforderlich sind. Eine Führungskraft sollte in der Lage sein, zwischen verschiedenen Führungsstilen zu wechseln und die passende Herangehensweise zu wählen.

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